Rapssaat: 400 Euro-Marke ist geknackt


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.07.2013


Im September 2012 notierte der Ernte-Termin des Raps-Futures an der Warenterminbörse in Paris noch mit 475 Euro/t. Seitdem ging es bergab. Doch seit Wochenbeginn ziehen die Rapskurse wieder an. Hält der Hausse-Trend an?

 

Marktlage
Anfang September 2012 notierte der August-Termin an der Börse in Paris 476,25 Euro/t. Bis Ende vorletzter Woche war der Ernte-Termin um 17 % auf nur noch 393,50 Euro/t abgesackt. Inzwischen ist der Rapssaaten-Future an der Warenterminbörse in Paris wieder über die 400 Euro-Marke geklettert. Mit 403,25 Euro/t setzte Raps seinen 5-tätigen Aufwärtstrend fort.

Für die Trendwende nach oben gibt es gute Gründe:
• neue Erntezahlen (siehe hierzu auch "Ernte 2013: Rapssaat - EU bleibt Nettoimporteur"),
• anziehende Sojapreise,
• steigende Rohölpreise,
• die leergräumten Läger in der EU und nicht zuletzt
• die Verzögerung des Erntebeginns in Nordeuropa.

Die unbeständige Wetterlage verzögert die Ernte zusehends. Bei den Verarbeitern werden der Abreifefortschritt und die Wetterprognose mit Argusaugen beobachtet. Sollte sich die Ernte noch weiter verzögern, sind Schwierigkeiten bei der Anschlußversorgung der Verarbeiter zu erwarten. Entsprechend ist das Interesse der Käufer an frühzeitigen Lieferungen ex-Ernte gestiegen. Verkäufer warten dagegen oftmals zunächst die weitere Marktentwicklung ab und spekulieren auf Versorgungsrisiken bei einer weiteren Ernteverzögerung.


An der Warenterminbörse in Winnipeg, Kanada liegen die Ernte-Termine inzwischen mit umgerechnet 400,21 Euro/t nur knapp unter dem Niveau der EU-Börse. Die steigenden Sojakurse und der höhere Ölpreise stützen den festen Preistrend.

Am Kassamarkt kommen neue Geschäftsanschlüsse inzwischen nur noch selten zustande. Viele Verkäufer bleiben angesichts von Preisgeboten von 375 bis 390 Euro/t netto ex-Ernte je nach Parität zurückhaltend und spekulieren auf bessere Verkaufsgelegenheiten in der Zukunft.

 

 

Fakten

  • Welt: Rapsaaten - knapp bedarfsdeckend oder doch defizitär?
    Mit 63,1 Mio.t Rapssaat könnte 2013/14 weltweit eine neue Rekordernte anstehen. In der Juni-Prognose vom 12.06.2013 schätzte das US-Landwirtschaftsministerium damit die anstehende Ernte aber lediglich 3,2 % höher als im Vorjahr ein. Private Analysten gehen inzwischen von einer etwas höheren Ernte aus. Dennoch dürfte die globale Rapsernte 2013/14 angesichts eines Verbrauchs in Höhe von 63,2 Mio.t nur knapp bedarfsdeckend ausfallen.

    in Mio. t
    Rapssaaten
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    EU-27
    Welt
    Welt
    EU-27
    2007/08
    48,5
    18,4
    49,0
    4,0
    1,0
    2008/09
    57,8
    19,0
    54,6
    7,3
    1,8
    2009/10
    61,0
    21,6
    59,4
    8,8
    1,8
    2010/11
    60,6
    20,8
    61,5
    7,2
    1,8
    2011/12
    61,1
    19,2
    63,6
    5,0
    2,2
    2012/13
    61,1
    19,1
    63,2
    2,9
    1,4
    2013/14 Prognose vom:
    12.06.2013
    63,1
    19,7
    63,2
    2,6
    1,2
    Quelle: USDA


    Für die EU-28 haben private Analysten ihre Ernteprognose zwischenzeitlich auf 20,4 Mio.t nach oben korrigiert (siehe hierzu auch "Ernte 2013: Rapssaat - EU bleibt Nettoimporteur"). Die Ernteeinbußen insbesondere für Frankreich und Großbritannien werden durch die hohen Ernteerwartungen in Deutschland (+19 %) mehr als ausgeglichen.

    Dennoch ist nicht auszuschließen, daß die Welt-Ernte doch noch niedriger ausfällt als erwartet. Hohe Temperaturen und ein Niederschlagsdefizit im Osten der Ukraine wie auch in den südlichen Anbauregionen Rußlands könnten möglicherweise noch zu Ernteverlusten führen. Allerdings ist die Ernte bereits weit vorangeschritten. In der Ukraine sind bereits 48 % der Rapsfelder geentet. Bei einem Durchschnittsertrag von 1,96 t/ha konnten bereits 906.200 t Rapssaat in die Läger gefahren werden konnten (Gesamternte 2012: 1,4 Mio.t).

     Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Nicht nur Rapsproduzenten stellen sich derzeit die Frage: "Ist die Talsohle bei den Rapspreisen bereits erreicht? Kommt jetzt die Trendwende?"

In den letzten Monaten wurde der Baisse-Trend durch den allgemeinen Preisdruck am Getreidemarkt und die höheren Ernteerwartungen in Osteuropa dominiert. Jetzt sind es neue Zahlen und Entwicklungen, die den Hausse-Faktoren mehr Gewicht verleihen:
• eine lediglich knapp bedarfsdeckenden Welt-Rapsernte,
• eine anhaltend angespannte Versorgungssituation und schrumpfende Lagerbestände,
• Produktionsrisiken bei Sojabohnen in den USA infolge der Vegetationsverzögerung,
• steigende Sojapreise infolge der engen Versorgungsbilanz,
• steigende Rohölpreise infolge der geopolitischen Konflikte im Magreb und im Nahen Osten,
• der wachsende Bedarf der Lebensmittelbranche für Speiseöl, Margarine, Mayonnaise usw.

Damit bestimmt derzeit die Gesamtbilanz am Pflanzenöl- und Ölschrotmarkt den Preistrend. Wieder einmal ist damit das Wetter der Markt-Faktor Nr.1: Nicht nur das Erntewetter in Osteuropa, sondern auch das US-Wetter gerät in den Fokus: Die kritische Wachstumsperiode bei Sojabohnen im späten Juli und August steht erst noch bevor mit der Schotenbildung und -füllung. Eine unerwartete Verschlechterung der Sojabestände in den USA, würde die globale Ölsaaten-Bilanz weiter verengen.

Sollte es in den kommenden drei bis vier Wochen keine deutliche Besserung der Feldbestände in den US-Sojaanbaugebieten geben, entsteht nach meiner persönlichen Einschätzung ein Preisspielraum nach oben - nicht nur für Soja, sondern auch für Rapssaat.

 
 
 
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