Rapssaat: 500 Euro-Markt erneut geknackt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.04.2012


Rapssaat hat seine Preis-Rallye fortgesetzt. Nach einem schwachen Tagesstart gelang es Raps an der Börse in Paris mit einem Schlußkurs von exakt 500 Euro/t die magische Marke erneut zu erreichen.

 

Marktlage
Die lange Frostperiode im Februar mit regional bis unter minus 20°C hat in den Rapsbeständen nur regional zu größeren Schäden geführt. Viele Feldbestände präsentieren sich jedoch ausgedünnt, so daß mit einem insgesamt schwächeren Ertragspotential gerechnet wird.

Bereits in den letzten Tagen deutete sich an, daß Rapssaat an der Börse in Paris die 5020 Euro-Marke testen würde. Denn Raps bleibt nicht nur in der laufenden Saison ein knappes Gut. Auch für das Wirtschaftsjahr 2012/13 zeichnet sich für die EU eine defizitäre Ernte ab. Damit bleibt die EUZ weiter auf Importe angewiesen.

An den Warenterminbörsen zeigte der Preistrend in den letzten Wochen nach oben. An der Warenterminbörse MATIF, Paris und der Warenterminbörse WCE, Kanada ging es bei den Kursen aufwärts. In Paris erreichte der Fronttermin gestern den höchsten Stand seit Ende Januar.
Der Mai-Termin wurde mit einem Schlußkurs von 500 Euro/t den höchsten Stand seit dem Start seiner Laufzeit und notierte gestern 25 Euro/t höher zum Preishoch im Mai 2011.


Bereits in den letzten Wochen ließ der Kursanstieg an den Warenterminbörsen auch die Kassamarktpreise allmählich in die Höhe klettern. Die Grafik zeigt jedoch auch, daß am Kassamarkt noch ein klarer Nachholbedarf besteht.

Die enge globale Versorgungslage nicht nur bei Rapssaat, sondern auch bei Sojabohnen und galoppierende Rohölpreise ließen die Erzeugerpreise in Deutschland je nach Region auf zuletzt 450-480 Euro/t netto franko Landhandelslager steigen. Ab-Hof-Verkäufe im Streckengeschäft erzielen Aufschläge von 10 bis 15 Euro/t.

Auch die Großhandelspreise zogen kräftig an. Die Hamburger Getreidebörse meldete für prompte Lieferungen am Dienstag einen Preis von 489 Euro/t, was im Vergleich zur Vorwoche einen Aufschlag um 3 Euro/t bedeutet. Spätere Termine mit Ware aus der Ernte 2012 zogen zwischen 10 und 14 Euro/t zur Vorwoche an.

 

Fakten

  • EU: Defizitäre Ernteerwartungen zur Ernte 2012
    Für die EU zeichnet sich eine defizitäre Versorgungsbilanz sowohl in der laufenden wie auch für die kommende Saison ab.

    Wie groß die Unsicherheit über die kommende Ernte ist zeigen auch die Ernteprognosen der Analysten, die selten so weit auseinander lagen wie in diesem Jahr. Der europäische Dachverband Copa-Cogeca, der die europäischen Landwirte und ihre Genossenschaften repräsentiert, rechnet mit 18,2 Mio.t und damit einer deutlich niedrigeren Ernte als im Vorjahr (2011: 19,1).
    Der europäische Verband des Getreidehandels Coceral geht von einem geringfügigen Anstieg der Rapsernte auf 19,1 Mio.t aus, nachdem im Vorjahr mit 19,0 Mio.t witterungsbedingt eine sehr niedrige Ernte eingefahren wurde.
    das Analystenhaus Oil World schätzt auch infolge der Anbauprobleme im vergangenen Jahr die Ernte auf nur noch 19,5 Mio.t Rapssaat. und damit kaum mehr als im schwachen Vorjahr. Auswinterungen sieht Oil World weniger in den Hauptanbauländern Deutschland und Frankreich, sondern vor allem in den weniger bedeutsamen Anbauregionen in Südosteuropa

     Hausse-Tendenz

 

Prognose
In der EU dürfte die Rapsernte 2012 nach derzeitiger Einschätzung bestenfalls das bereits defizitäre Vorjahresergebnis erreichen. Damit bleibt die EU auch im kommenden Saison 2012/13 Netto-Importeur und damit auf umfangreiche Importe abgewiesen, um seinen Bedarf decken zu können.

Rapssaat dürfte daher auch in der nächsten Zeit knapp und teuer bleiben, zumal auch das osteuropäische Angebot kleiner als erwartet ausfallen wird. Da die Ölmühlen die hohen Einstandspreise für den Rohstoff Rapssaat an ihre Kunden nicht in vollem Umfang weitergeben können, sind die Gewinnmargen der Verarbeiter bereits in den letzten Monaten kräftig geschrumpft.

Es zeichnet sich daher ab, daß die Ölmühlen in der EU - vor allem auch in Deutschland - ihren Bedarf weiter zurückfahren werden. Das Analystenhaus Oil World rechnet bereits für 2011/12 mit einem Rückgang um etwa 5%. ein Ersatz von Rapsöl durch andere pflanzliche Öle ist allerdings nur bedingt möglich.

Die weitere Preisrichtung wird nach meiner persönlichen Einschätzung vor allem durch die weltweiten Anbauerwartungen zur kommenden Ernte und damit durch die Witterung in den wichtigen Anbauländern bestimmt werden. Doch auch die Entwicklungen an den Finanz- und Rohstoffmärkten wie auch die sich abzeichnenden besseren globalen Konjunkturaussichten werden preiswirksam sein.

Vorerst erwarte ich, daß sich der Preisauftrieb moderat fortsetzen wird. Preiskorrekturen infolge von Gewinnmitnahmen der Investoren an den Börsen sollten jedoch einkalkuliert werden.

Vorsicht sollte auch mit Blick auf den Rohölmarkt gelten: Nach meiner persönlichen Einschätzung ist der Ölmarkt derzeit überhitzt. Damit besteht das Risiko einer deutlichen Kurskorrektur, sobald sich in Sachen "Iren-Krise" die Risiken entschärfen. Sollte eine solche Kurskorrektur eintreten, ist ein entsprechender Kollateralschaden am Rapsmarkt vorprogrammiert.

Damit rückt nach meiner Einschätzung der Verkauf (von Teilmengen) der Rapsernte 2012 und - bereits zu diesem frühen Zeitpunkt - der Rapsernte 2013 in den Mittelpunkt der Marktplanung. Mit Vorkontrakt-Preisen ex-Ernte 2012 von 460-475 Euro/t franko Landhandelslager wieten sich wieder betrieswirtschaftlich attraktive Möglichkeiten. Das Preisniveau ex-Ernte 2013 ist seit Anfang Februar bereits um knapp 6 % in die Höhe geklettert. Die weitere Kursentwicklung sollte hier aufmerksam beobachtet werden.

 
 
 
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