Rapssaat: Countdown zur Dürre-Hausse


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.07.2012


Anfang der Woche kletterte Raps an der Börse in Paris auf ein neues Allzeithoch. Nicht etwa die defizitären Ernteerwartungen für die EU ließen die Kurse explodieren, sondern die Angst vor Ernteausfällen bei Soja in den USA. Jetzt geht die Rallye weiter.

 

Marktlage
Die Preisexplosion am Rapssaatenmarkt hat - unüblich zum Erntestart - an Fahrt aufgenommen. Mit 523,25 Euro/t erreichte der Ernte-Termin an der Börse in Paris am Montag ein neues Allzeithoch. An Dienstag und Mittwoch hieß es an den Börsen zunächst einmal "Kasse machen". Heute am Mittwoch geht die Rallye an den Börsen weiter. Zur Mittagszeit stand Rapssaat an der Börse in Paris für den Termin August 2012 mit +5,25 Euro/t zum Vortag im Plus und hatte damit das Kurshoch vom Montag fast erreicht.

Dauerthemen wie die Finanzkrise oder Konjunkturprobleme sind auch am Rapssaatenmarkt inzwischen völlig in den Hintergrund getreten. Derzeit gibt es nur noch ein Thema: das Wetter.
Dabei sind es weniger die regenbedingten Ernteunterbrechungen in Nordeuropa, die den Preisauftrieb - nicht nur am Rapssaatenmarkt - anheizen. Vielmehr befeuert die anhaltende Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten der USA die Preis-Rallye am Soja- und damit auch am Rapssaatenmarkt .

Die Sojakurse in den USA haben sich allein seit Anfang Juli - und damit im Verlauf von nur 12 Handelstagen - um 9,9 % verteuert. Auch am heutigen Handelstag springen die Soja-Kurse an den US-Börsen weiter nach oben.

An der Warenterminbörse MATIF, Paris und der Warenterminbörse WCE, Kanada liegen die Ernte-Termine inzwischen rund 27 % bzw. 30 % über dem Niveau vom Jahresanfang.
Das neue Allzeithoch vom Wochenanfang gerät immer stärker in den Hausse-Sog der Vorgaben des amerikanischen Sojamarktes und des Preisanstiegs am Rohölmarkt.

Auch der Kassamarkt ist zwischenzeitlich in Bewegung geraten. Mit Preisgeboten von 490 bis 515 Euro/t netto ex-Ernte je nach Parität nutzen immer mehr Rapserzeuger die Verkaufsgelegenheiten.

Inzwischen läuft die Rapsernte in wichtigen Anbauländern wie der Ukraine, Frankreich oder Polen auf vollen Touren. Auch in Deutschland und Großbritannien hat die Ernte begonnen. Das unbeständige Wetter sorgt hierzulande aber immer wieder für Unterbrechungen.

In Deutschland kann die Rapsernte auf den sehr frühen Standorten in Kürze bereits abgeschlossen werden, während in sonst eigentlich früheren Regionen die Mähdrescher witterungsbedingt noch auf ihren Einsatz warten. Die Erträge der bisher geerteten Flächen fallen sehr unterschiedlich aus: Während regional von überraschend guten Erträgen berichtet wird, fallen die Flächenerträge in anderen Gegenden enttäuschend aus. Insgesmt wurden die Ernteerwartungen für Deutschland inzwischen angehoben. Der Deutsche Raiffeisenverband korrigierte seine Ernteerwartungen um 190.000 t auf 4,7 Mio.t nach oben. Der Branchenanalyst OilWorld hob seine Schätzungen um 200.000 t auf jetzt ebenfalls 4,7 Mio.t an.

Während aus der Ukraine bis zu 30 % niedrigere Rapserträge gemeldet werden, geht Agreste, die Statistikabteilung des französischen Landwirtschaftsministeriums, inzwischen wieder von einer gut durchschnittlichen Rapsernte in Frankreich in Höhe von 5,1 Mio.t aus. In Kanada rechnet man mit trotz inzwischen niedrigerer Ernteerwartungen noch immer mit einer Rekordernte in Höhe von 15,7 Mio.t. Auch in Australien sinken derzeit die Ernteerwartungen. Der australische Ölsaaten-Verband hat seine Prognose um 150.000 t auf 3,01 Mio.t nach unten korrigiert.

 

Prognose
Nicht nur Rapsproduzenten stellen sich derzeit die Frage: "Wie lange wird die Preis-Hausse am Sojamarkt noch anhalten?" Vielfach sind große Mengen der 2012er Ernte mittels Vorkontrakt bereits verkauft, doch die noch frei verfügbaren Mengen sollen möglichst teuer verkauft werden.

Der Preistrend wird vorerst nicht durch die Erwartung einer Defiziternte in der EU und eine angespannte Versorgungssituation bestimmt, sondern durch die Produktionsrisiken bei Sojabohnen in den USA durch die anhaltende Trockenheit.

Markt-Faktor Nr.1 ist damit derzeit das US-Wetter: Die kritische Wachstumsperiode bei Sojabohnen im späten Juli und August steht erst noch bevor mit der Schotenbildung und -Füllung. Sollte es zu größeren Ernteausfälle bei der US-Sojaernte kommen, würde dies ein größeres Loch in die globale Ölsaaten-Bilanz reißen.

Sollte es in den kommenden drei bis vier Wochen keine deutliche Besserung des Anbauwetters für die US-Sojaanbaugebiete geben, entsteht nach meiner persönlichen Einschätzung ein weiterer Preisspielraum nach oben - nicht nur für Soja, sondern auch für Rapssaat.

Aktuell bieten sich am Kassamarkt nicht nur attraktive Verkaufsgelegenheiten für Rapssaat ex Ernte 2012 (siehe oben). Auch ex-Ernte-Preise für 2013 von 450 bis 480 Euro/t netto machen den frühzeitigen Rapsverkauf nicht nur zur Sicherung der Liquidität interessant.

 
 
 
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