Rapssaat: Auf Konsolidierungskurs


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 02.05.2013


Produzenten haben derzeit das Gefühl, sich im Rapsgeschäft auf vermintem Gelände zu bewegen. Wochenlang zeigte sich der Rapspreis von dem Abwärtstrend am Rohölmarkt unbeeindruckt. Wochenlang blieben die rückläufigen Sojaölpreise unbeachtet. Doch nach dem Auslaufen des Mai-Termins in Paris werden die Karten jetzt neu gemischt.

 

Marktlage
Kleine Geschichten mit bullischem Kolorit werden seit einiger Zeit erzählt: Alterntige Ware sei so gut wie ausverkauft. - Ölmühlen würden händeringend nach Anschlußbedarf suchen. - Die Vegetationsentwicklung in ganz Europa hinke hinterher. Alle diese Geschichten sind uninteressant, da die Kraft der Aufwärtsbewegung aus der Charttechnik und dem Auslaufen des Mai-Termins an der Warenterminbörse Euronext-Paris stammte.

Denn am 30.04.2013 hatte der Mai-Termin seinen letzten großen Auftritt. Nach den kräftigen Kursgewinnen der Vorwoche verabschiedete sich Mai-Future mit 480,50 Euro/t aus dem Handel. Damit ist der August-Termin jetzt zum Frontmonat aufgerückt und die Preis- bzw. Prämienfindung für die alterntigen Liefermonate findet auf Basis der neuen Ernte 2013 statt.

Mit einem Schlußkurs von 434,25 Euro/t wurde der August-Termin zuletzt rund 46 Euro niedriger notiert. Um das bisherige Preisniveau am Kassamarkt für die zuletzt vereinbarten Geschäfte mit 455 bis 470 Euro/t netto zu erreichen, müßte die Prämie für Lieferungen in der Zeit von Mai bis Juli rechnerisch bei 21 bis 36 Euro/t liegen Dies dürfte aber aufgrund der aktuellen Margensituation der Ölmühlen zumindest vorerst unrealistisch sein.


An der Warenterminbörse in Winnipeg, Kanada, ging es beim noch aktuellen Mai-Termin seit Wochenbeginn nur um 1 % rückwärts, denn hier stand die anhaltende Verzögerung bei der Rapsaussaat im Vordergrund.

 

 

Prognose
Am Rapsmarkt muß für prompte Ware zunächst ein neues Preisniveau austariert werden. Der Kursrückgang an der Warenterminbörse in Paris schlägt schlicht zu stark in zu kurzer Zeit durch und muß erst einmal konsolidiert werden.

Auf der Seite der Hausse-Faktoren stehen
• die "dünne" Angebotslage am Realmarkt und
• die Abwärtskorrektur der EU-Ernteerwartungen 2013.

Doch diese dürften vorerst durch die Baisse-Faktoren
• die schwachen Rohölpreise und
• die Spekulation, daß die US-Sojabohnen-Anbaufläche unerwartet kräftig ausgeweitet wird,
überlagert werden.

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die Anbieter, die noch "Restposten" im Lager haben, zunächst einmal enttäuscht werden. In den nächsten Tagen dürften die Baisse-Faktoren den Abwärtsdruck in der Preisbildung halten.

Der weitere Preistrend wird durch die globale Rapsernte 2013/14 bestimmt. Hier mehren sich zwischenzeitlich die Negativ-Meldungen:
• In Großbritannien konnte 20 % der geplanten Rapsfläche im Herbst infolge des Dauerregens nicht
  ausgesät werden.
• Die witterungsbedingt nicht sonderlich gut entwickelten Rapsbestände werden derzeit zudem
  von einer Taubenplage heimgesucht.
• Kanadas Canola-Raps-Produktion soll in diesem Jahr auf 15,5 Mio.t ansteigen (Vj: 13,3 Mio. t), Doch
  es bleibt abzuwarten, wie stark Kälte und Nässe die Canola-Aussaat in den wichtigen  Anbaugebieten
  verzögern.
• Für Australien werden erste (noch äußerst frühe) Vermutungen geäußert, daß Trockenheit zu einer
  Einschränkung der Anbaufläche um bis zu 30 % führen könnte.
• In China ist es vor allem im Nordosten des Riesenreiches viel zu trocken und viel zu kalt. Nicht
  auszuschließen ist, daß China im weiteren Jahresverlauf einen höheren Importbedarf haben wird.

Viele Witterungsrisiken, viele unsichere Schätzungen: Letztendlich sind alle Ernteprognosen für die Nord- wie auch für die Südhalbkugel derzeit noch Kaffeesatzleserei.

 
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