Rapssaat: Neue Hausse-Impule fehlen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.02.2012


Europa taut allmählich auf und in den nächsten Tagen soll das Quecksilber auf frühlingshafte Temperaturen steigen. Noch lassen sich die Auswinterungsschäden noch nicht genau abschätzen. Für Westeuropa werden sie eher gering eingeschätzt, doch in der Ukraine dürfte die Frostwelle zu hohen Verlusten geführt haben.

 

Marktlage
Mit einem Kursanstieg von über 11 % kletterte Rapssaat an der Börse auf den höchsten Stand seit dem Preistief im November 2011. Auch am Kassamarkt drehte die enge Versorgungslage den Preistrend wieder nach oben. Inzwischen ist Rapssaat zur prompten Lieferung so teuer wie zuletzt im Juli 2011.

Die enge globale Versorgungslage, galoppierende Rohölpreise, witterungsbedingt erwartete Ernteeinbußen bei Soja in Südamerika und die neue erwachte Spekulationslaune an den Börsen ließen die Erzeugerpreise in Deutschland je nach Region auf zuletzt 430-460 Euro/t netto franko Landhandelslager steigen. Ab-Hof-Verkäufe im Streckengeschäft erzielen Aufschläge von 5 bis 10 Euro/t.

Auch die Großhandelspreise zogen kräftig an. Die Hamburger Getreidebörse meldete für prompte Lieferungen gestern einen Preis von 470 Euro/t, was im Vergleich zur Vorwoche einen Aufschlag um 5 Euro/t bedeutet.

Auch an den Warenterminbörsen zeigte der Preistrend in den letzten Wochen nach oben. An der Warenterminbörse MATIF, Paris und der Warenterminbörse WCE, Kanada ging es bei den Kursen aufwärts. Der Preisabstand zwischen den Börsenkursen in Kanada und der EU fällt ungewöhnlich groß aus und summiert sich inzwischen für den Mai-Termin auf 32 Euro/t.

 

 

Prognose
In den letzten Wochen waren es weiger die Hausse-Signale der fundamentalen Daten, die den Trend am Rapssaatenmarkt nach oben drehen ließ. Auch die positiven Vorgaben vom Sojamarkt und vor allem die steigenden Rohöl-Preise bildeten das Fundament für kräftige Preisanstiege.

Noch immer sorgen die geopolitischen Spannungen in Nahen Osten wie auch die Drohgebärden im Iran-Konflikt für hohe Ölpreise. Während sich die Kunden an der Zapfsäule über die Spritpreise ärgern, ist an den Ölmärkten die Risikoprämie inzwischen weitgehend eingepreist. Jetzt gehen den Bullen am Ölmarkt allmählich die Argumente aus.

Rekord-Rapsernten in Australien und Kanada entspannen zwar die globale Versorgungslage, dennoch bleibt die Versorgungslage sehr eng. Nach meiner persönlichen Einschätzung fehlen am Rapssaatenmarkt aktuell jedoch neue Impulse für weitere Preisbefestigungen. Daß 30 bis 40 % der Winterrapsbestände in der Ukraine als verloren gelten, hat inzwischen keinen Neuigkeitswert mehr.

Noch spekulieren viele Anbieter auf weitere Preisanhebungen, so daß neue Geschäftsabschlüsse Seltenheitswert haben. Aktuell könnten sich daher günstige Verkaufsmöglichkeiten für Lagerware oder die Vermarktung der Ernte 2012 bieten. Sollten sich die Auswinterungsschäden als weniger dramatisch herausstellen oder ein günstiger Vegetationsverlauf für gute Ernteerwartungen sorgen, würden sich die Preisphantasien deutlich eintrüben.

Mit zeitweilig starken Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Rohstoffmärkten muß auch weiterhin gerechnet werden.

 
 
 
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