Börse: Ende der Preisdelle


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.10.2012


An den Agrarrohstoffbörsen wurde in den letzten Tagen zunächst einmal "Kasse gemacht". Gestern drehten die US-Kurse dann wieder ins Plus. Für neue Rendite-Chancen sorgten der EU-Gipfel und die Hoffnung auf ein Ende der Euro-Schuldenkrise, bessere Konjunkturdaten aus den USA, ein schwächerer Wettbewerbsdruck aus Osteuropa und die Wetterrisiken auf der Südhalbkugel

 

Devisen & Konjunktur
Der heutige EU-Gipfel in Brüssel gibt dem Euro neuen Rückenwind. Am Mittwoch wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3120 US-Dollar deutlich über dem Referenzkurs des Vortages festgesetzt. Heute im frühen Handel stand die Gemeinschaftswährung bei 1,3102 Dollar.

Das heutige Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs wird von den Investoren mit Spannung erwartet. Zentrales Thema des Treffens ist, Beschlüsse zu erarbeiten, wie die angeschlagene Eurozone dauerhaft gegen Angriffe der Finanzmärkte geschützt werden kann. Dazu gehört als Kernstück die Bankenaufsicht.

Auch die positiveren Konjunkturdaten aus den USA stimmen die Anleger an den Börsen wieder etwas optimistischer. Die US-Industrie hat etwas an Schwung gewonnen: Im September soll die Produktion um 0,4 % zum Vormonat gestiegen sein. Auch der US-Arbeitsmarkt zeigt einen überraschend starken Rückgang der Arbeitslosenquote auf 7,8 % im September.

Neue Zahlen aus China bestätigen, was von den Märkten bereits erwartet worden war: Das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte hat sich merklich abgekühlt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt legte im dritten Quartal nur noch um 7,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Das Wachstum im dritten Quartal ist das niedrigste seit Anfang 2009 und war der siebte Quartalsrückgang in Folge.

 

Energie
Die Konjunkturdaten aus China brachten keine negativen Überraschungen. So standen die positiven Nachrichten aus den USA im Vordergrund und ließen die Preise für US-Öl wieder steigen, - obwohl die die Ölläger nicht nur in den USA, sondern weltweit gut gefüllt sind.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde gestern mit 92,12 Dollar höher als am Vortag notiert. Auch bei Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Dezember-Fälligkeit verbilligte sich dagegen gestern auf 113,22 Dollar und lag damit um 0,78 Dollar niedriger als am Vortag.
Heute im frühen Handel zeigt der Kurstrend für beide Öl-Herkünfte leicht nach oben.

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffbörsen wurde in den letzten Tagen zunächst einmal "Kasse gemacht". Gestern drehten dann die Agrarrohstoff-Börsen in den USA wieder leicht ins Plus. Die fundamental enge Versorgungssituation bei Getreide und Ölsaaten brachte die Investoren wieder zurück auf das "Parkett", nachdem sich die Wetterrisiken auf der Nord- und Südhalbkugel erneut verschärfen

An den Agrarrohstoff-Börsen in den USA gingen nicht nur Weizen und Mais mit Kursgewinne aus dem Handel. Kursanstiege verzeichnete auch der Sojakomplex. Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl wurden an den US-Börsen zu höheren Kursen gehandelt.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen mußten Getreide und Ölsaaten allerdings erneut Vortagesverluste in Kauf nehmen. In Paris stand der November-Termin im Vergleich zum Vortag bei Weizen mit -1,00 Euro/t, bei Braugerste mit -1,50 Euro/t, bei Körnermais mit -1,50 Euro/t und bei Rapssaat mit -1,00 Euro/t im Minus.

Vor allem im Westen Australiens, Teilen Brasiliens und in den nördlichen Anbaugebieten der USA ist es weiterhin zu trocken. Für die USA wird für den Rest der Woche allerdings Regen für die nördlichen Anbaugebiete und den Mittleren Westen" prognostiziert. In Argentinien ist es dagegen viel zu naß.
[Siehe hierzu auch: "Getreide: Weiter auf Defizitkurs" +++ Nur für CASH!-Mitglieder.]

 

Ausblick
Daß die Konjunkturdaten aus China keine negativen Überraschungen brachten, stützt auch die Kurse an den Agrarrohstoffbörsen. Bestärkt wurden die Erwartungen, daß nicht nur China mit seinem großen Import-Hunger für einen flotten internationalen Handel mit Agrarrohstoffen sorgt. Auch die schrumpfenden Exporterwartungen in Osteuropa und die flotte Nachfrage vieler Importländer läßt die Kurse an den Agrarrohstoff-Börsen wieder in den grünen Bereich drehen.

Ich persönlich erwarte, daß vor allem die neuen Wetterrisiken an den Agrarrohstoff-Börsen heute für weitere Kursgewinne sorgen. Auch die Rohöl-Kurse dürften angesichts der Hoffnung auf eine Entspannung in der Euro-Schuldenkrise und in Reaktion auf die zuletzt positiveren US-Konjunkturdaten zunächst nach oben tendieren.

Am Kassamarkt brachte der Kursrückgang an den Börsen zuletzt die Preise leicht unter Druck. Die Unsicherheit, wann der Trend an den Börsen wieder nach oben drehen würde, war einfach zu groß geworden. Geschäfte kamen jedoch nur selten zustande, da die Verarbeiter sich während der Ernte bevorratet haben und auf weitere Preisrücknahmen spekulierten. Auch bei den Produzenten besteht wenig Interesse, die erst kürzlich eingelagerte Ernte bereits in den Verlauf zu bringen.

 
 
 


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