Börse: Im Seitwärtstrend


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.09.2012


Ruhe ist eingekehrt an den Agrarrohstoffbörsen. Die neuen "schlechten" Nachrichten fallen nicht schlecht genug aus und die reduzierten Ernteerwartungen reichen nicht aus, um neue Hausse-Signale zu setzten.

 

Devisen & Konjunktur
Noch immer wirken die Medienberichte der letzten Woche zu Spekulationen über einen zweiten Schuldenschnitt Griechenlands nach. Der Euro hat sich zwar leicht erholt, steht aber weiter unter dem Eindruck neuer Sorgen um die Zukunft der Eurozone.

Medienberichten zufolge soll die Lücke im griechischen Staatshaushalt fast doppelt so groß wie bisher angegeben. Es geht um weitere 30 Milliarden Euro, die im griechischen Staatshaushalt offenbar fehlen sollen. Diese Finanzierungslücke wäre mehr doppelt so hoch wie bisher eingeräumt.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2932 US-Dollar geringfügig höher als am Vortag festgesetzt.
Heute im frühen Handel ist der Euro unter die Marke von 1,29 Dollar gefallen..

 

Energie
An den Rohölmärkten stehen die Kurse weiter unter Druck. Die schwächere Nachfrage und das erneute aufflackern von Konjunkturängsten bringen die Kurse ins Rutschen.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde gestern mit 91,37 Dollar rund 5 % niedriger als vor einem Monat notiert. Auch bei Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit verteuerte sich dagegen gestern auf leicht 110,45 Dollar, ist damit aber immer noch rund 3 % günstiger zu haben als vor einem Monat.

Für den Kursrückgang bei beim US-Öl WTI gibt es im wesentlichen drei Gründe. 1. den wieder stärkeren US-Dollar, 2. den dritten Anstieg der US-Lagerbestände in Folge und 3. die kritischen Äußerungen des Präsidenten der Notenbank im US-Staat Philadelphia, Charles Plosser. Der glaubt nicht an einen Erfolg der jüngst beschlossenen expansiven geldpolitischen Maßnahmen in den USA und sieht darin mehr Risiken als Nutzen.

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffmärkten fehlen neue Nachrichten, die "schlecht" genug sind, um die Spekulation auf neue Rendite-Chancen anzuheizen. So verläuft derzeit der Handel an den Agrarrohstoffbörsen in ruhigen Bahnen.

Die Ernteeinbußen auf der Nordhalbkugel sind eingepreist und mögliche Auswirkungen der Wetterprobleme auf der Südhalbkugel noch nicht quantifizierbar. Bisher ist es in Argentinien zu naß und befürchtet wird, daß eine Kaltfront die Weizenbestände schädigen könnte. Zum Ende der Woche wird für Argentinien und Brasilien allerdings ein Temperaturanstieg prognostiziert. Leichte Niederschläge haben die Lage auch im besonders trockenen Westen Australien etwas verbessert. Doch nach wie vor fehlen ergiebige Niederschläge. In den USA haben sich die anbauaussichten für die Wintergetreideaussaat nach ergiebigen Niederschlägen verbessert.

Ende letzter Woche ließen Spekulationen, daß Rußland, - in der letzten Saison immerhin der drittgrößte Weizen-Exporteur -, Exportrestriktionen planen könnte, die Agrarrohstoffpreise steigen. Inzwischen wurde von Arkady Dvorkovich, dem stellvertretenden russischen Premierminister dementiert, daß es solche Pläne gebe. Das verfügbare Exportpotential Rußlands wird von offizieller Seite weiterhin mit 10-12 Mio.t Getreide für 2012/13 angegeben.

Getreide und Ölsaaten stehen an den Börsen derzeit leicht unter Druck, können sich an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen aber weitgehend behaupten. Gestern konnten Weizen, Rapssaat und Gerste Kursverluste der Vortage zum Teil wieder ausgleichen.

In Paris stand der November-Termin bei Weizen mit +0,75 Euro/t, bei Braugerste der November-Termin mit +3,00 Euro/t und bei Rapssaat der Front-Termin November mit +2,25 Euro/t im Plus. Bei Mais notierte der Front-Termin November unverändert z um Vortag.

Nachdem die Sojaernte in einigen Regionen der USA besser ausfällt als zunächst befürchtet, bleiben die Sojakurse an den US-Börsen trotz der gestrigen leichten Kursgewinne weiter unter Preisdruck.

 

Ausblick
Ich persönlich erwarte, daß an den Agrarrohstoff-Börsen zunächst noch Gewinne mitgenommen werden, die kurse dennoch weitgehend seitwärts tendieren.

Am Kassamarkt haben sich Getreide und Ölsaaten auf dem höheren Preisniveau stabilisiert. Derzeit kommen nur wenige Neugeschäfte zustande. Einen großen Teil der Ernte haben die Produzenten bereits verkauft. Jetzt spekulieren die Verkäufer auf weitere Kursanstiege angesichts der Befürchtung, daß auf der Südhalbkugel das mit Hitze und Trockenheit verbundene Wetterphänomen El Niño die Ernteerwartungen im kommenden Winter schrumpfen läßt. Zudem sorgt die Erwartung besserer Exportmöglichkeiten für EU-Getreide für hohe Preise am Kassamarkt.

 
 
 


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