Rapssaat: Im Abwärtsstrudel

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.09.2011


Krasse Kursverluste am Rapssaatenmarkt haben die Turbulenzen am Finanzmarkt heute ausgelöst. Damit ist Rapssaat voll in den Abwärtssog der Rohstoffmärkte geraten.

 

Marktlage
Nach einer kurzzeitigen Kurserholung gerät Rapssaat heute an der Börse voll in den Abwärtsstrudel der Aktien- und Rohstoffmärkte. Die Enttäuschung über die Beschlüsse der US-Notenbank FED (siehe Beitrag "Börse: FED-Beschluß belastet auch Agrarrohstoffe"), Konjunktursorgen und die wachsende Angst vor Bankenpleiten haben auch die Rapssaatenkurse an den Börsen auf Talfahrt gebracht.

Damit setzt sich der seit Anfang des Jahres anhaltende Preisrückgang weiter fort. Die niedrigeren Kurse im Soja-Komplex, der Kurseinbruch am Rohölmarkt und die Ausverkaufsstimmung am Rohstoffmarkt lösten heute an der Warenterminbörse MATIF, Paris wie auch an der Warenterminbörse WCE, Kanada einen Kursrutsch aus. In Paris stand der Front-Termin November-2011 zur Mittagszeit um -6,75 Euro/t im Minus. Auch alle späteren Fälligkeiten zeigten rote Zahlen.

Seit dem Erntestart konnten die Rapskurse zunächst leicht zulegen. Noch in der letzten Woche folgten die Erzeugerpreise für prompte Ware am hiesigen Kassamarkt den positiven Vorgaben der Börse und konnten leicht angestiegen. Seit dem Wochenanfang hat die Herabstufung Italiens durch die Ratingagentur Standard & Poor's die Finanzmärkte in derart heftige Turbulenzen gebracht (siehe Beitrag "Börse: Finanzmarkt Turbulenzen" vom 20.09.2011), daß auch an den Agrarrohstoffbörsen das große Verkaufen eingesetzt hat.

Bereits am Dienstag waren die Preise am Kassamarkt in Hessen auf 410 bis 435 Euro/t netto franko Landhandelslager gefallen und lagen damit erstmals seit Wochen unter den MATIF-Kursen.

 

 

Fakten

  • Welt: Defizitäre Ernteerwartungen
    Nicht nur in der EU, sondern weltweit fällt die Rapssaatenernte 2011/12 kleiner aus als im Vorjahr. Die Lagerbestände werden daher weiter schrumpfen und damit auf das niedrigste Niveau seit drei Jahren zurückfallen.

    Das bestätigen auch die neusten Zahlen des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums vom 12.09.2011 zur globalen Rapssaatenbilanz. Mit 59 Mio.t wird die Rapsernte 2011/12 rund 1,6 % niedriger als die Vorjahresernte eingeschätzt.

    in Mio. t
    Rapssaaten
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    EU-27
    Welt
    Welt
    EU-27
    2007/08
    48,5
    18,4
    49,1
    3,5
    1,0
    2008/09
    57,8
    19,0
    54,8
    6,6
    1,8
    2009/10
    61,0
    21,6
    59,6
    8,0
    1,9
    2010/11
    60,1
    20,6
    61,0
    6,6
    1,5
    2011/12 Prognose vom:
    12.09.2011
    59,12
    18,8
    60,2
    5,3
    1,0
    Quelle: USDA

    Auch das Analystenhaus Oil World hat seine Schätzung erneut zurückgenommen. Mit 59 Mio.t wird eine um fast 2 % kleinere Ernte als im Vorjahr (Vj.: 60,2) prognostiziert. Vor allem die kleineren Ernten in Deutschland und China werden als Gründe für den Rückgang angeführt. Für Deutschland rechnet Oil World nur mit einer Ernte in Höhe von 4,1 Mio.t (Vj.: 5,7) und damit mit einem Ernterückgang um 28 %.

     Hausse-Tendenz

 

Prognose
Auf der fundamentalen Seite hat sich an dem in dem Beitrag "Rapssaat: Auf Defizitkurs" vom 20.07.2011 dargestellten fundamentalen Daten nur wenig geändert. Dramatisch verschärft haben sich seitdem jedoch die Schuldenkrise in vielen Ländern und die Situation bei der Eigenkapitalausstattung im Bankensektor. Die Angst vor einer neuen Pleitewelle im Finanzsektor läßt die Nervosität der Anleger dramatisch steigen und sorgt für Umschichtungen in vermeintlich sicherere Anlagen.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die insgesamt Hausse-trächtigen Faktoren der fundamentalen Daten vorerst keine Wirkung mehr entfalten. Ich erwarte, daß die Alarm-Signale am Finanzmarkt derart schrill bleiben, daß Rapssaat in der nächsten Zeit seinen Baisse-Trend noch fortsetzten könnte.

Über den Soja-Komplex und den Rohöl-Sektor dürften die Konjunkturängste weiterhin für Preisdruck an den Börsen und am Kassamarkt sorgen. Vorerst bleibt abzuwarten, wann der Kursrutsch vor dem Hintergrund einer beginnenden Panik an den Börsen, desolater Staatfinanzen und einer sich abschwächenden Konjunktur zum Stillstand kommt.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
26.08.2011 Rapssaat: Ernte - schwach in Deutschland - höher in Kanada
16.08.2011 Rapssaat: Australische Farmer warten auf Regen
20.07.2011 +++ Analyse +++ Rapssaat: Auf Defizitkurs
06.05.2011 Rapssaat: Kurseinbruch am Rapssaatenmarkt
08.04.2011 Rapssaat: Erneute Kursgewinne
25.03.2011 Rapssaat: Neue Trendsignale
15.12.2010 Ölsaaten: Preisexplosion am Rapssaatenmarkt
   
 
 
 
 

Seitenanfang