Börse: Alarm-Zustand am Kapitalmarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.09.2011


Die Börsen sind auf Talfahrt und reißen auch die Agrarrohstoffmärkte mit ins Minus. Der Euro ist gestern auf ein 7-Monats-Tief abgesackt und Weizen, Mais und Raps mußten ebenfalls empfindliche Verluste in Kauf nehmen.

 

Devisen & Konjunktur
Weltweit schlossen die Börsen gestern im Minus, nicht nur wegen der Schuldenkrise in der EU, sondern auch wegen der Signale einer neu aufflammenden US-Rezession und schwächerer Wirtschaftsdaten aus China. Die trüben Konjunkturaussichten der US-Notenbank vom Mittwoch ließen die Börsen gestern in den Keller rauschen.

Hektisch ist man um eine Beruhigung der Märkte bemüht. So bekräftigten die G-20-Staaten, zu denen auch die führenden Industrie- und Schwellenländer gehören, noch gestern Abend, alle notwendigen Schritte unternehmen zu wollen, um die Stabilität des Bankensystems und der Finanzmärkte zu gewährleisten. Angekündigt wurde, daß die G-20 in Kürze erste Vorschläge zur Reform des globalen Währungssystems vorstellen will. Zielsetzung ist, daß künftig nicht mehr der Dollar als Leitwährung den Markt dominiert.

Auch die EU-Kommission wagt einen neuen Vorstoß zur Beruhigung der Märkte: Sie befürwortet die Einführung gemeinsamer Staatsanleihen jener sechs Euro-Staaten, die laut Ratingagenturen die höchste Bewertung haben. Man verspricht sich von einem solchen "kerneuropäischer Anleihenmarkt" , zu dem die "Triple-A"-Staaten Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Österreich, die Niederlande und Finnland gehören würden, eine Stabilisierung in der Euro-Zone.

Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3448 US-Dollar niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel zeigt der Euro-Kurs leichte Erholungstendenzen.

 

Energie
Der Ölmarkt stand weiter unter dem Eindruck schwacher Konjunkturaussichten. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde mit 80,51 Dollar deutlich niedriger als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit wurde mit 105,49 Dollar ebenfalls schwächer festgesetzt. Heute im frühen Handel rutscht der Ölpreis weiter ab.

 

Agrarrohstoffe
Im Abwärtsstrudel der Finanzmärkte gab es auch für die Agrarrohstoffe nur eine Richtung: Abwärts. Der Rückzug der Anleger aus den Engagements an den Rohstoffbörsen brachte die Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks in tiefrote Zahlen.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen stand der Front-Termin bei Weizen mit -4,75 Euro/t, bei Mais mit -4,50 Euro/t und bei Rapssaat mit -9,25 Euro/t im Minus.

Kaum Beachtung fand angesichts der Panik am Aktien- und Devisenmarkt die gestern veröffentlichte Prognose des Internationalen Getreiderates (IGC). Die globale Weizen-Ernte wird jetzt mit 679 Mio.t um 2 Mio.t höher prognostiziert als vor einem Monat. Damit liegen die Ernteerwartungen bei Weizen rund 4,3 % über der Vorjahresernte. Dagegen wird die weltweite Mais-Ernte jezt mit 845 Mio.t erneut niedriger geschätzt. Im Vergleich zum Vormonat wurden die Zahlen um 4 Mio.t nach unten korrigiert. Dennoch erwartet der IGC damit eine um 2,3 % höhere Ernte als im Vorjahr. Da der weltweite Verbrauch jedoch weiter steigt, geht der IGC von Welt-Lagerbeständen aus, die bei Weizen unverändert bleiben und bei Mais um 6 % schrumpfen dürften.

 

Ausblick
Viele Importstaaten nutzen die Gunst der Stunde und kaufen zu den derzeit niedrigeren Preisen am Weltmarkt zu. Algerien, Ägypten und Marokko sind erneut als Käufer am Weltmarkt. Nicht nur russische Ware war zuletzt gefragt. Auch der Export aus den USA und der EU läuft flotter. Algerien hat seit Mitte September rund 82.470 t französischen Weizen und Marokko 3.300 t französische Gerste gekauft. Insgesamt wurden in der Woche erneut 213.000 t Weizen-Exportlizenzen, so daß sich die EU-Exportlizenzen in dieser Saison auf 3,146 Mio.t (Vj.: 5,32) summieren.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß die Stimmung bei Agrarrohstoffen nach dem gestrigen Kursabsturz wieder etwas freundlicher wird und ein stabilerer Markttrend die Geschäfte bestimmt. Der Euro dürfte ebenfalls etwas fester tendieren. Ab Ölmarkt erwarte ich persönlich jedoch, daß sich der Schwächetrend noch fortsetzt.

 
 
 


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