Börse am Vortag: Marktfaktor Wetter

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 07.09.2011


Rote Zahlen dominierten gestern an den Agrarrohstoffbörsen. Hintergrund der Kursverluste waren die schwachen Aktienmärkte, die Befürchtung einer Zinssenkung in Euro-Land und die Erwartung einer neuen Konjunkturspritze in den USA. Heute im frühen Handel werden Weizen, Raps & Co wieder teurer.

 

Devisen & Konjunktur
Gestern hat die Schweizer Notenbank SNB mit ihrer Entscheidung zu einem Mindest-Eurokurs für den Franken die Finanzmärkte durcheinander gewirbelt. Die SNB teilte mit, ein Absinken der Gemeinschaftswährung unter 1,20 Franken künftig nicht mehr zu tolerieren.

Zunächst zog der Eurokurs im Vergleich zum US-Dollar deutlich an. Im späteren Handelsverlauf schob sich die Euro-Schuldenkrise erneut in den Vordergrund und die Befürchtung, daß die EZB demnächst die Zinsen senken könnten.

Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,4099 US-Dollar erneut niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro knapp oberhalb der Marke von 1,40 US-Dollar gehandelt.

 

Energie
Die Ölpreise ziehen wieder an. Einerseits wird befürchtet, daß Stürme im Golf von Mexiko die dortige Ölproduktion beeinträchtigen könnten. Andererseits gehen die Marktteilnehmer davon aus, daß US-Präsident Barack Obama am morgigen Donnerstag ein neues 300 Milliarden Dollar-Paket zur Belebung des US-Arbeitsmarktes bekanntgeben wird. Eine Ankurbelung der US-Konjunktur wird als Signal für einen steigenden Energiebedarf in den USA interpretiert.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde mit 86,03 Dollar höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit wurde mit 112,89 Dollar ebenfalls höher festgesetzt. Heute im frühen Handel ziehen die Kurse weiter an.

 

Agrarrohstoffe
Unsicherheit und Umschichtungen bestimmten gestern das Geschäft an den Agrarrohstoff-Börsen. Bei Weizen,. Raps & Co blieben die Kursverluste an den europäischen Börsen jedoch begrenzt. Die enge Angebot-Nachfrage-Situation und die wachsenden Witterungsrisiken u.a. in den USA sind dominierende Marktfaktoren.

Gestern hat das US-Landwirtschaftsministerium die Bonität der Mais-Bestände in den USA nochmals nach unten korrigiert. Nur noch 52 % der Maisbestände in den 18 wichtigsten US-Anbaustaaten werden mit "gut" oder "sehr gut" bewertet und damit so schlecht wie zuletzt im September 2005.

Nachdem sich die Trockenheit im Süden der USA seit Monaten immer dramatischer entwickelt und die Viehherden in Texas im Akkord verkauft werden müssen, wird es auch in den mittleren und nördlichen Anbaugebieten immer trockener. Regen ist im Mittleren Westen der USA - immerhin die Nummer  1 unter den Weizen- und Mais-Exporteuren am Weltmarkt - noch immer nicht in Sicht.

Im Norden Deutschlands ist die Rapsaussaat noch immer nicht abgeschlossen und alles deutet darauf hin, daß die Rapsanbaufläche zuir Ernte 2012 eingeschränkt werden wird.

 

Ausblick
Der Agrarrohstoffmarkt einwickelt sich immer stärker zu einem Wettermarkt. Mal bringt Regen in den US-Anbaugebieten die Kurse unter Druck. Wenig später lassen durch Meldungen zu möglichen Ertragsausfällen in den USA, Rußland oder China den Kurstrend wieder nach oben drehen.

Wichtigster Marktfaktor bleibt vorerst das Wetter und die Befürchtung weiterer möglicher Ertragsausfälle in wichtigen Anbauländern. Zudem unterstützen die flotte internationale Nachfrage und die defizitäre Welt-Ernte den Preistrend am hiesigen Kassamarkt.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß Weizen, Raps & Co wieder Kursgewinne erzielen können. Der Euro dürfte weitgehend seitwärts tendieren und Öl dürfte seinen Preisauftrieb fortsetzen.

 
 
 


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