Börse: Preisdruck nach höhere Ernteprognosen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 14.09.2011


Die hohe Anbau- und Ernte-Prognose für Australien belastete gestern das Geschäft an den Agrarrohstoff-Börsen genauso wie die Aussicht auf Regen in den südlichen und mittleren US-Anbaugebieten.

 

Devisen & Konjunktur
Die Schuldenkrise in der Eurozone lastet weiterhin schwer auf dem Euro. Leichten Erholungsphasen folgten immer wieder Kursverluste. Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3645 US-Dollar erneut schwächer festgesetzt.

Heute im frühen Handel kam der Euro erneut unter Druck, nachdem die Rating-Agentur Moody's die Kreditwürdigkeit zweier französischer Banken herabgestuft hat. Wie die Agentur mitteilte, handelt es sich um die Geldinstitute Société Générale und Crédit Agricole. Als Grund wird das Engagement der Banken in Griechenland genannt. Die Bonität der Bank BNP Paribas werde weiter geprüft. Der Schritt war bereits seit Tagen erwartet worden.

 

Energie
Gestern wurde am Ölmarkt noch auf sinkende Ölreserven in den USA spekuliert, nachdem mehrere Stürme im Golf von Mexiko die Ölförderung beeinträchtigt hatte. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde mit 90,21 Dollar etwas höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit wurde mit 111,89 Dollar dagegen etwas schwächer festgesetzt.

Heute im frühen Handel gerät der Ölmarkt erneut in den Sog der Schuldenkrise und Rezessionsängste. Man befürchtet, daß die Ölnachfrage stärker als erwartet zurückgehen könnten.

 

Agrarrohstoffe
Anderes als von mir erwartet, fand die gestern veröffentlichte Ernteprognose für Australien hohe Beachtung und sorgte für Verluste an den Agrarrohstoffbörsen. Das australische Landwirtschaftsministerium erwartet aufgrund der günstigen Anbaubedingungen eine hohe Ernte und damit auch hohe Exporte. Auch daß das US-Landwirtschaftsministerium am 12.09.2011 seine globalen Ernteerwartungen bei Weizen um 6 MIo.t auf 678 Mio.t nach oben korrigiert hatte, belastete die Kurse nicht nur an den europäischen Börsen.

Für Unsicherheit sorgten zudem höchst gegensätzliche Meldungen und Marktaussichten:
- unerwartet gute Mais-Ertrage in den Frühdruschgebieten des südlichen Mais-Gürtels,
- Frostgefahr in den nördlichen US-Anbaugebieten und den Mittleren Westen,
- Aussicht auf Regen für die trockenen US-Winterweizenanbaugebiete,
- Niederschlagsprognosen für die Weizenanbaugebiete in Argentinien,
- die weiterhin flotte internationale Exportnachfrage und
- die Befürchtung, daß eine Abkühlung der Weltwirtschaft die Nachfrage bremsen könnte .

 

Ausblick
Die Anbau-Ernte-Prognose des australischen Landwirtschaftsministeriums beschreibt die Erwartungen für Australien am Ende des Winters und damit zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Im Laufe der Vegetationsperiode wird sich erst herausstellen, ob sich die optimistische Prognose und damit auch die Exporterwartungen bestätigen.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß das Geschäft von Vorsicht geprägt ist und damit farblos und blutleer bleibt. Angesichts der höheren globalen Ernteerwartungen fehlen die Impule bei Weizen, so daß Kursverluste zu erwarten sind. Auch bei Mais dürfte die beginnende Ernte in den USA für Preisdruck sorgen.

 
 
 


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