Börse: Finanzmarkt-Turbulenzen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 20.09.2011


Der Währungskrieg zwischen Dollar und Euro verschärft sich. Turbulenzen am Finanzmarkt bringen auch Agrarrohstoffe ins Minus. US-Präsident Obama geht mit einem 3-Billionen-Sparkonzept in die politische Offensive und die Ratingagentur S&P stuft die Kreditwürdigkeit Italiens herab.

 

Devisen & Konjunktur
Während es bei den Schulden in der Euro-Zone um Milliarden geht, hat US-Präsident Barack Obama gestern seinen 3-Billionen-Dollar-Sparplan zur Bekämpfung der immensen US-Schulden vorgestellt. Höhere Steuern für Wohlhabende und Unternehmen, niedrigere Sozialausgaben, ein gekürztes Militärbudget sowie weiteren Sparmaßnahmen und zusätzlichen Einnahmen will der US-Präsident das US-Schuldenproblem in den Griff bekommen. Ob das Vorhaben im US-Kongreß auf Zustimmung trifft ist jedoch äußerst fraglich.

Der Kampf gegen die Schulden in der Euro-Zone wird immer schwerer. Gestern hat die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Kreditwürdigkeit Italiens um eine Stufe von A+ auf A gesenkt - trotz des erst kürzlich verabschiedeten Sparpaketes in Höhe von 54 Milliarden Euro. S&P begründete die Herabstufung mit den schwachen Konjunkturaussichten Italiens, so daß auch der Ausblick negativ bewertet wurde. Italien hat mit rund 120 % des Bruttoinlandsprodukts nach Griechenland den höchsten Schuldenstand in der Euro-Zone. Eine schlechtere Bonitätsnote hat zur Folge, daß eine Refinanzierung für die betroffenen Länder zumeist teurer wird. Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens schürt Ängste vor einer Verschärfung der europäischen Schulden-Krise.

Trotz der Rekordverschuldung der USA ist es daher der Euro, der zum Ladenhüter wird. Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3641 US-Dollar niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Euro erneut schwächer.

 

Energie
Die Verunsicherung an den Märkten hat gestern zu deutlichen Verlusten am Ölmarkt geführt. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde mit 85,70 Dollar deutlich schwächer als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit wurde mit 109,14 Dollar ebenfalls mit deutlichen Verlusten zum Vortag festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Agrarrohstoffe konnten gestern zunächst leichte Kurssteigerungen verbuchen. Im späteren Handelsverlauf gerieten sie jedoch in den Abwärtssog der Rohstoffmärkte. Die Verunsicherung der Marktteilnehmer führte diesseits und jenseits des Atlantiks an den Börsen. zu Kursverlusten bei Getreide und Ölsaaten. Bei Mais an den US-Börsen blieben die Verluste jedoch sehr moderat.

An den europäischen Börsen verstärkte die höhere Ernteprognose für Spanien den Preisdruck. Das spanische Landwirtschaftsministerium rechnet jetzt mit einer um 15 % höheren Weizenernte als im Vorjahr. Damit wurde die Ernteprognose seit der August-Prognose um 2,5 % auf 6,69 Mio.t Weizen nach oben korrigiert. Die spanische Mais-Produktion wird mit 3,71 Mio.t um 13 % höher und die Gerstenproduktion mit 8,48 Mio.t um 3,9 % höher als im Vorjahr prognostiziert.

In den USA dagegen wurden die Mais und Sojabestände in den USA erneut schlechter bewertet. Nur noch 51 % der Maisbestände und 53 % der sojabestände werden mit "gut" oder "sehr gut" bewertet (Vorjahr: Mais 68 %, Soja 63 %). Auch bei der Sommerweizenernte erwartet man eine Korrektur der Erntemenge nach unten. Dennoch sorgte die Verunsicherung auch an den US-Börsen für Kursverluste bei Getreide und Ölsaaten.

Das internationale Exportgeschäft läuft nach wie vor flott. Algerien, Jordanien und Tunesien haben zuletzt Weizen zugekauft. Nicht nur Rußland und die Ukraine, sondern auch die EU konnte ihre Exportmengen weiter steigern.

 

Ausblick
Die Unsicherheiten an den Finanzmärkten überlagern die fundamentalen Daten an allen Rohstoffmärkten. Damit reagieren auch Agrarrohstoffe auf die Unsicherheiten am Kapitalmarkt.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß Agrarrohstoffe weitgehend seitwärts tendieren. Der Euro dürfte weiter unter Druck stehen. Am Ölmarkt erwarte ich persönlich dagegen einen etwas stärkeren Marktverlauf.

 
 
 


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