Börse am Vortag: Schwächere Erträge bieten Hausse-Impulse

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.09.2011


Trockenheitsschäden bei US-Mais, niedrigere Rapssaaten-Erträge in der Ukraine und die Hoffnung auf eine neue Konjunkturspritze in den USA sorgen für gute Stimmung an den Agrarrohstoff-Börsen. Nach den Gewinnen am Vortag schlossen die US-Börsen schwächer, doch an den EU-Märkten zogen die Kurse an.

 

Devisen & Konjunktur
Nach der Zinsbindung des Schweizer Franken an den Euro und der Bestätigung des Bundesverfassungsgerichts zum europäischen Rettungsfonds EFSF ist der Euro am Devisenmarkt in ruhigeres Fahrwasser gelangt.

Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,4036 US-Dollar unwesentlich niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro weiterhin oberhalb der Marke von 1,40 US-Dollar gehandelt.

Die Konjunkturerholung in den USA bleibt mäßigt. Besondere Aufmerksamkeit wird daher eine Rede zu den Konjunkturaussichten der USA gegen Abend europäischer Zeit finden. Für den späteren Abend wird erwartet, daß US-Präsident Barack Obama ein neues 300 Milliarden Dollar-Paket zur Belebung des US-Arbeitsmarktes bekanntgeben wird. Man hofft auf Signale zur Ankurbelung der US-Wirtschaft.

 

Energie
Gestern zogen die Ölpreise ziehen weiter an. Einerseits wird befürchtet, daß Stürme im Golf von Mexiko die dortige Ölproduktion beeinträchtigen könnten. Andererseits hofft man auf ein neues US-Konjunktur-Paket und damit auf einen steigenden Energiebedarf in den USA.

Unterstützt wurde die Rallye durch die neuen Zahlen des privaten Branchenverbandes der Öl- und Gasindustrie "API", die gestern abend einen weiteren Rückgang der Lagervorräte in den USA auswiesen. Die Daten werden mit eine etwas höheren Energie-Nachfrage interpretiert. Am heutigen Donnerstag werden die wöchentlichen Zahlen des US-amerikanischen Energieministeriums erwartet, die infolge des Feiertags am Montag einen Tag später veröffentlicht werden.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde mit 89,34 Dollar höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit wurde mit 115,80 Dollar ebenfalls höher festgesetzt. Heute im frühen Handel tendieren die Kurse seitwärts.

 

Agrarrohstoffe
Wie erwartet ging es an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen aufwärts. An den US-Börsen standen jedoch die schwächeren Exportaussichten infolge eines stärkeren Dollars im Vordergrund und brachten die Kurse leicht ins Minus.

Vor allem die anhaltende Trockenheit in den USA, die enge globale Angebot-Nachfrage-Situation und der stetige Bedarf der Importländer sorgten an den Börsen für einen flotten Handel.

Vor allem bei Mais befürchten die US-Farmer stärkere Ertragsausfälle als bisher erwartet. Hitze und Trockenheit im Juli und August haben die Maisbestände offenbar doch stärker geschädigt. Man rechnet daher damit, daß das US-Landwirtschaftsministerium in seiner für den 12.09.2011 erwarteten Prognose die Ernteerwartungen nach unten korrigiert. Noch immer ist Regen im Mittleren Westen der USA nicht in Sicht.

 

Ausblick
Derweil die Analysehäuser ihre Ernteerwartungen für die US-Maisernte nach unten korrigieren, dominiert weiterhin der Marktfaktor "Wetter" den Agrarrohstoffmarkt. Die US-Maisernte dürfte bereits in der kommenden Woche starten, zumal für den westlichen Mais-Gürtel in den USA auch für die kommenden Tage trockenes Wetter vorhergesagt wird.

Nach wie vor dominieren Exporte aus Rußland und der Ukraine den internationalen Exporthandel. Doch auch die EU-Exporteure kommen immer wieder zum Zuge. Seit Anfang Juli summieren sich die erteilten Exportlizenzen für Weizen auf insgesamt 2,1 Mio.t. Das ist allerdings weniger als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres, als bereits 3,3 Mio.t Weizen für den Export freigegeben waren.

Der stetige Export und die flotte internationale Nachfrage unterstützen auch den Preistrend am hiesigen Kassamarkt. Denn nicht nur der starke Wettbewerbsdruck aus Osteuropa belastet den EU-Export. Zugleich steht in der EU auch ein deutlich geringeres Backweizen-Angebot für den Export zur Verfügung, da die EU-Lagerbestände deutlich abgebaut wurden. Zudem kommt kein Angebotsdruck auf, da die Produzenten zunächst vorrangig Vorkontrakte bedienen und freie Ware in der Hoffnung auf weitere Preisanhebungen weiter einlagern. Futterweizen profitiert weiter von den hohen Preisen für Futtergerste und Körnermais. Rapssaat bleibt aufgrund des knappen Angebotes hochpreisig und wird aktuell durch den höheren Ölpreis und Meldungen über niedrigere Rapserträge in der Ukraine unterstützt.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß Weizen, Raps & Co weitere leichte Kursgewinne erzielen können. Der Euro dürfte weitgehend seitwärts tendieren. Am Öl erwarte ich zunächst Gewinnmitnahmen und damit Kursverluste. Die für den heutigen Abend erwarteten Reden (siehe oben) dürften dann den weiteren Preistrend vorgeben.

 
 
 


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