Börse am Vortag: Börsensturz bringt Agrarrohstoffe ins Minus

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 19.08.2011


War es ein falsch gesetztes Komma bei einer Börsenoder oder haben die schlechten Konjunktur-Nachrichten gestern den Kursrutsch an den Börsen ausgelöst. Auch Agrarrohstoffe gerieten einmal mehr in den Abwärtssog der Aktienmärkte.

 

Devisen & Konjunktur
Noch immer wird gerätselt, was die Börsenkurse gestern zum Absturz brachte. Zeitweilig ließ der rasante Kurssturz Panik an den Börsen aufkommen. Wie es zu diesem - nach allgemeiner Einschätzung unbegründet krassen Kurssturz - kommen konnte, wir noch immer kontrovers diskutiert. War es eine Computerpanne, eine falsch plazierte Börsenorder oder die Vielzahl schlechter Nachrichten.

Jedenfalls hatten die erneut schlechten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt keinen echten Neuigkeitswert. Daß die US-Industrie erneut in einer Flaute steckt und die EU-Schuldenkrise begleiten die Märkte bereits seit Jahren. Und auch die Zweifel an der Liquiditätsausstattung europäischer Banken oder die Befürchtung, daß die Schuldenkrise auf das US-Bankensystem übergreifen könnten sind nichts wirklich Neues. .

Obwohl die Börsenkurse anstürzten, zeigte der Euro nur geringe Verluste. Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,4369 US-Dollar niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel gibt der Euro weiter leicht nach.

 

Energie
Schlechte Konjunkturnachrichten insbesondere aus den USA (weltweit größter Rohöl-Verbraucher) , hohe Rohöl-Lagerbestände und der Kurssturz am Aktienmarkt haben auch den Rohölmarkt in die Verlustzone gebracht.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September mit 82,38 Dollar niedriger als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 106,99 Dollar ebenfalls niedriger festgesetzt. Heute im frühen Handel setzten sich die Kursverluste fort.

 

Agrarrohstoffe
Nachdem sich früh am gestrigen Tag das Interesse an den Agrarrohstoffbörsen noch auf das Anbauwetter diesseits und jenseits des Atlantiks richtete, dominierte im späteren Handel der Kurssturz an den Börsen auch hier das Geschäft.

An den Börsen zeigten auch Weizen, Raps & Co tiefrote Zahlen. Der Front-Termin bei Paris-Weizen an der Warenterminbörse MATIF gab 2,50 Euro/t zum Vortag nach. Auch an den US-Börsen ging es bei den Kursen abwärts.
Paris-Mais büßte für den November-Termin -4,50 Euro/t ein. Die späteren Termine schlossen bis zu -5,00 Euro/t im Minus.
Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die November-Fälligkeit im Vergleich zum Vortag -2,00 Euro/t niedriger festgesetzt.

Der Abwärtstrend an den US-Getreide-Märkten verstärkte das spätere Geschäft an den europäischen Börsen die Kursverluste. Auch an den US-Soja-Märkten schlossen Bohnen, Schrot und Öl im Minus.

 

Ausblick
An den Börsen setzten sich heute im frühen Handel auch bei Rohstoffen die Verluste fort. Angesichts des Alarmzustandes, in dem sich die Börsen befinden, ist es kein Wunder, daß der Handel lustlos verläuft und die Händler versuchen, ihre Verluste zu begrenzen.

Die Unsicherheit läßt die Anleger nicht nur auf vermeintlich sichere Werte wie Gold ausweichen, auch Agrarrohstoffe gewinnen an Attraktivität - auch angesichts der engen globalen Versorgungsbilanz und des nach wie vor flott laufenden Exportgeschäftes. Zuletzt hat Ägypten nochmals 240.000 t Weizen in Rußland und Rumänien gekauft. Mit 278 Dollar/t (umgerechnet 193,50 Euro/t), die für den rumänischen Weizen gezahlt wurden, wird EU-Ware beinahe auf dem selben Preisniveau wie russische Ware gehandelt, für die zuletzt 277,50 Dollar/t gezahlt werden mußten. Damit hat sich russischer Weizen zuletzt nochmals um über 10 Dollar/t verteuert.

Auch am Kassamarkt hat der Börsensturz zu Verunsicherung geführt, doch hier hat sich zwischenzeitlich die Überzeugung durchgesetzt, daß die Preise angesichts der defizitären Ernte und der steigenden Nachfrage weiterhin auf hohem Niveau bleiben werden.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich, daß das Geschäft an den Agrarrohstoff-Börsen äußerst vorsichtig bleiben wird. Eigentlich spricht einiges dafür, daß sich die Agrarrohstoffe aus dem Abwärtsstrudel befreien können, doch vieles hängt davon ab, ob sich die Stimmung im Laufe des Tages beruhigt.

 
 
 


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