Börse am Vortag: Kursauftrieb setzt sich fort

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.08.2011


Agrarrohstoffe konnten ihre Preisrallye fortsetzen. Witterungsbedingte Ernteverzögerungen und Qualitätsprobleme in Nordeuropa sowie schlechtere Nachrichten aus den USA sorgen nicht nur an den Börsen für Preisauftrieb.

 

Devisen & Konjunktur
Seit Wochen bringt die transatlantische Schuldenkrise den US-Dollar und auch den Euro in Schwierigkeiten. Jetzt erhielt Japan für sein hohes Haushaltsdefizit die Quittung erhalten: Die Ratingagentur Moody's hat die Bonität von der Note von "Aa2" auf "Aa3" herabgestuft.

Da die wirtschaftlichen Daten aus den USA schlechter aussehen als die aus dem Euroraum, zeigte sich der Euro - im Vergleich zum US-Dollar - stabil. Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,4462 US-Dollar erneut leicht höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel hält sich der Euro knapp oberhalb der Marke von 1,44 US-Dollar.

 

Energie
Wie sollen die Haushaltslöcher gestopft werden? Diese Frage bewegt derzeit auch den Ölmarkt, denn die besprochenen Sparmaßnahmen haben unmittelbare Wirkung auf die Entwicklung der Konjunktur und damit auf den Ölverbrauch. Während die neuen Zahlen des privaten Branchenverbandes der Öl- und Gasindustrie "API" einen weiteren Rückgang der Lagervorräte in den USA ausweisen, bestärkt die Herabstufung Japans die Befürchtung, daß die Rohöl-Nachfrage geringer als erwartet ausfallen könnte.

Bis zum Handelsschluß stiegen die Ölpreise leicht an. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September wurde mit 85,44 Dollar höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit wurde mit 109,31 Dollar ebenfalls höher festgesetzt. Heute im frühen Handel ziehen die Kurse weiter leicht an.

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffbörsen wurden wieder deutlich mehr Kontrakte gehandelt als an den Vortagen. Der Aufwärtstrend setzte sich fort. Wieder einmal haben die Ernteerwartungen in den USA deutliche Preiswirkung. In den USA kommt die in Kürze beendete Winterweizenernte und die Sommerweizenernte langsamer als üblich voran. Die inzwischen in den USA schlechter als in der Vorwoche bonitierte Bestandentwicklung bei Mais und Sojabohnen stützt den Preistrend.

An den Agrarrohstoff-Börsen ging es bei den Kursen weiter nach oben. Der Front-Termin bei Paris-Weizen an der Warenterminbörse MATIF zog +4,50 Euro/t zum Vortag an. Paris-Mais konnte sich um +2,25 Euro/t marginal verbessern. Die späteren Termine schlossen bis zu +2,50 Euro/t im Plus.
Paris-Raps notierte am Handelsschluß für den Front-Termin mit +2,25 Euro/t im Plus und auch die späteren Termine erzeilten Gewinne. Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die November-Fälligkeit im Vergleich zum Vortag +1,75 Euro/t höher festgesetzt, während die späteren Termine sehr heterogen schlossen.

Der Aufwärtstrend an den US-Getreide-Märkten wurde durch die erwartete Abwärtskorrektur der US-Weizenernte verstärkt. Auch an den US-Soja-Märkten schlossen Bohnen, Schrot und Öl im Plus.

 

Ausblick
Nach den Markturbulenzen der letzten Tage richten sich jetzt die Hoffnungen der Marktakteure auf das morgen beginnende Treffen der wichtigsten Notenbanker der Welt in den USA (siehe Beitrag "Börse am Vortag: "Sichere Werte" mit Kursgewinnen").

Angesichts von Konjunkturängsten und Schuldenkrise sind die Marktakteure an den Börsen auf den Suche nach Sicherheit und Rendite. Auch Agrarrohstoffe stehen angesichts der engen globalen Versorgungsbilanz und des flott laufenden Exportgeschäftes wieder in der Gunst der Anleger (siehe auch Beitrag: "Weizen: Exportchancen bieten Preischancen" vom 19.08.2011).

Wichtigster Marktfaktor ist dennoch derzeit das Wetter. Das regnerische Erntewetter in Nordeuropa (Ernteverzögerung, Qualität) unterstützt nicht nur den Preistrend am hiesigen Kassamarkt, sondern sorgt auch für Preisauftrieb an den Börsen. Hausse-Impulse bieten auch neue schlechte Nachrichten aus den USA über einen langsameren Fortgang der Ernte, niedrigere Erträge bei Sommerweizen, größere Schäden in den Maisbeständen als erwartet (Dürre im Juli, Überschwemmungen) und eine etwas schwächere Bonitierung der US-Sojabohnen-Bestände.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Weizen, Raps & Co weitere Kursgewinne realisieren können.

 
 
 


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