Börse am Vortag: Jahresendralllye geht weiter

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.12.2010


Mit dem "Hexensabbat" am letzten Freitag haben die spekulativen Anleger an den Börsen das "Anhübschen" ihrer Depots vorerst abgeschlossen. Man hat verkauft, Kasse gemacht und gute Renditen verbucht. Jetzt sind die Investoren wieder als Käufer am Markt und die Kurse folgen der Jahresendrallye weiter nach oben.

 

Devisen & Konjunktur
Die Euro-Schuldenkrise schlägt wieder einmal durch. Die Ratingagenturen haben erneut Griechenland, Irland, Spanien und Portugal in den Focus genommen. Gestern hat die Ratingagentur Moody's die erst im Juli gesenkte "A1"-Bewertung Portugals auf den Prüfstand gestellt und signalisiert eine Herabstufung um eine bis zwei Noten. Noch härter könnte es Griechenland treffen. Die Ratingagentur Fitch droht dem Land mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit auf Ramschstatus.

Doch die Refinanzierungssätze zogen nur geringfügig an und auch der Euro blieb nahezu unverändert. Denn gestern hat sich auch China als Retter in der EU-Schuldenkrise ins Gespräch bringt. Denn China hat angekündigt, die Stabilisierungsmaßnahmen der EU zu unterstützen und einigen EU-Mitgliedsstaaten bei der Überwindung der Schuldenkrise helfen. der chinesische Handelsminister Chen Deming erklärte gestern, daß China konkrete Schritte unternommen habe, um einigen Ländern der Europäischen Union in der Krise zu helfen. Die chinesischen Maßnahmen sind jedoch nicht nur als nette Geste unter Freunden zu werten. Letztendlich geht es um knallharte wirtschaftliche Abwägungen.

Dennoch bedeuteten die Ankündigungen Chinas Rückenwird für den Euro. Der Euro-Referenzkurs wurde gestern letztendlich von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3155 US-Dollar festgesetzt. Seit Wochenbeginn pendelt der Euro in einer vergleichsweise engen Spanne zwischen 1,30 und 1,32 Dollar. Heute im frühen Handel setzt der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar seinen Seitwärtstrend fort.

 

Energie
Frostige Temperaturen auf der Nordhalbkugel und der anhaltend hohe Bedarf der Schwellenländer sorgen weiterhin für hohe Ölpreise. Auch hier sorgt China für Preisbewegung: Zum dritten Mal in diesem Jahr hat das Reich der Mitte die staatlich regulierten Benzinpreise erhöht, diesmal um 4 %.

Dieser Schritt war im Zuge der Ölpreisrallye seit längerem erwartet worden, wegen der hohen Inflation in China aber immer wieder hinausgeschoben worden. (Anmerkung: In China hat die Inflation den Höchststand seit 28 Monaten erreicht. Der Verbraucherpreisindex stieg im November im Jahresvergleich um 5,1 %. Die Nahrungsmittelpreise stiegen um 11,7 % und somit am stärksten.)

Die Preise für Nordsee-Rohöl pendeln weiterhin in den letzten Wochen oberhalb der 90 Dollar-Marke. Amerikanisches WTI-Rohöl liegt knapp unter der 90 Dollar. Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar gestern mit 89,82 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 93,20 Dollar festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Während ganz Europa von einer dicken Schneedecke überzogen ist, geht die Ernte in Australien noch immer nicht richtig voran. Eine Wetterbesserung wird erst zu den Weihnachtstagen erwartet. In einigen Regionen im Osten hat es so stark geregnet, daß es "Land unter" hieß. Auch die noch immer anhaltende Trockenheit in einigen Anbauregionen Argentiniens stützt den Preisauftrieb.

Der Januar-Termin bei Paris-Weizen notierte nach den Kursverlusten der letzten Woche mit 244,75 Euro/t um +3,75 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine zogen zwischen 0,50 und +3,75 Euro an.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten verbuchten Backqualitäten Kursgewinne, während Futterweizen unter Druck steht.

Mais notierte nur an den europäischen Börsen im Plus. Der Januar-Termin bei Paris-Mais zog mit 216,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag um +0,50 Euro/t an. Spätere Termine notierten zwischen -0,00 und +2,00 Euro/t weit streuend. Auch Chicago-Mais zog angesichts der Wetterentwicklung in Argentinien weiter an.

Entsprechend konnten auch Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl an den transatlantischen Börsen gestern Kursgewinne verbuchen. .

Paris-Raps notierte für den Februar--Termin am Handelsschluß mit 486,00 Euro/t und verbuchte damit wieder einen Kursgewinn von +6,75 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2010 schloß mit 434,75 Euro/t und damit einem Plus von +3,25 Euro.

Bei Paris-Braugerste gab die Schlußnotierung für die Januar-Fälligkeit mit 266,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um -0,50 Euro/t nach.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß die Kurse weiter im Plus stehen. Auch am Rapssaatenmarkt gehe ich davon aus, daß der Kursanstieg im Sojakomplex und der latent anhaltende Preisauftrieb bei Rohöl erneut für Preisspielraum nach oben sorgen werden.

Nach wie vor wird massiv gegen den Euro spekuliert. Die Pläne aus China dürften nach meiner Einschätzung jedoch dafür sorgen, daß der Euro im Vergleich zum Dollar heute eine leichte Kurserholung erreichen könnte. Bei den Rohölpreisen erwarte ich im weiteren Tagesverlauf wieder Preisanstiege.

 
 
 


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