Börse am Vortag: Im Schatten des G20-Gipfels

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.11.2010


Angesichts des G20-Gipfel lautete die Devise der Investoren an den Warenterminbörsen: "Abwarten!". Quer durch die Bank standen Rohstoffe im Minus oder tendierten bestenfalls seitwärts. Auch Agrarrohstoffe mußten an den Börsen Kursverluste in Kauf nehmen. Raps setzte dagegen unbeirrt seine Rallye fort.

 

Devisen & Konjunktur
Der G20-Gupfel in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul (11./12.11.2010) wurde durch den schwelenden Währungsstreit überschattet. Die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer berieten über Finanzmarktreformen, Handelsbilanzen und Wechselkurse.

Die Gipfelteilnehmer einigten sich auf eine Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF) und auf schärfere Bankenregeln. Vorgesehen sind deutlich strengere Eigenkapitalausstattungen und eine bessere Risikovorsorge. Im Streit um die Handelsbilanzen sollen künftig Maßnahmen abgestimmt werden, die einer "nachhaltigen und gleichgewichtigen Entwicklung" in allen Teilen der Welt Rechnung tragen.

Doch die Verlautbarungen der G20-Konferenz machen auch eines deutlich: Die Gipfelteilnehmer wollen die Wogen glätten und die Märkte beruhigen. Ob ihnen das gelungen ist bleibt fraglich.

Der Euro-Kurs jedenfalls gerät seit Tagen bereits wieder in das schwere Fahrwasser der Probleme hochverschuldeter Euro-Länder. Aktuell stehen hier die Finanzierungsprobleme Irlands im Vordergrund.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs letztendlich von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3700 US-Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel setzt der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar seinen Abwärtstrend fort.

 

Energie
Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November gestern mit 87,81 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 88,81 Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel legten die Kurse an den Terminbörsen den Rückwärtsgang ein.

 

Agrarrohstoffe
Auch Agrarrohstoffe standen in den letzten Tagen im Schatten des G20-Gipfels. An den Warenterminbörsen blieb es feiertagsbedingt ruhig. Am europäischen Markt mußte der Fronttermin bei Weizen Kursverluste in Kauf nehmen, während es bei Mais und Rapssaat weiter nach oben ging.

Der Januar-Termin bei Paris-Weizen notierte mit 221,25 Euro/t um -1,00 Euro niedriger als am Vortag. Spätere Termine zogen dagegen bis zu +1,75 Euro an.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten verbuchte Weizen erneut Kursverluste.

Mais notierte erneut stärker. Der Januar-Termin bei Paris-Mais zog mit 209,25 Euro/t im Vergleich zum Vortag um +1,50 Euro/t an. Spätere Termine notierten zwischen -3,50 und +1,50 Euro/t weit streuend.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl an den transatlantischen Börsen zogen weiter an. Nicht nur die anhaltend hohe internationale Nachfrage und der auf Hochtouren laufenden US-Export sorgen für Preisauftrieb. Eine neue Schätzung über den US-Anbau zur Ernte 2011 prognostiziert eine um 2,4 % geringere Sojabohnenaussaat sorgt für neue Preisphantasien.

Der starke Preisauftrieb am Rohölmarkt und bei pflanzlichen Ölen befeuert auch die Rallye am Rapssaatenmarkt. Letztendlich notierte Paris-Raps für den Februar--Termin am Handelsschluß mit 434,00 Euro/t und erzielte einen erneuten Kursgewinn von beachtlichen +7,25 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2010 schloß mit 418,50 Euro/t und damit einem Plus von +6,25 Euro.

Bei Paris-Braugerste gab die Schlußnotierung für die Januar-Fälligkeit mit 226,75 Euro/t im Vergleich zum Vortag um -0,50 Euro/t nach.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich wieder einen stärkeren Preisauftrieb bei Getreide. Am Rapssaatenmarkt gehe ich davon aus, daß zunächst eine kleine Preiskorrektur nach unten erfolgen könnte.

Der Euro steht nach meiner Einschätzung im Vergleich zum Dollar heute weiter unter Druck. Damit verbessern sich die Aussichten für den europäischen Getreideexport weiter. Auch die Kassamarkt-Preise dürften daher zunächst fest tendieren.

Bei den Rohölpreisen erwarte ich zunächst Gewinnmitnahmen und damit Kursverluste. Im weiteren Tagesverlauf dürfte der Kurstrend wieder ins Plus drehen.

 
 
 


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