Börse am Vortag: Märkte zwischen Deflation und Inflation

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.11.2010


Schwache US-Konjunkturdaten sorgen für neue Unsicherheiten an den Märkten, nachdem die Irland-Krise in den letzten Tagen die Entwicklungen an den Börsen überlagert hat. Deflations-Ängste in den USA und eine galoppierende Inflation in China belasten die Märkte. Agrarrohstoffe an den EU-Börsen schwenkten auf einen Erholungskurs ein.

 

Devisen & Konjunktur
Die letzten Tage wurden durch die Schuldenkrise in Irland bestimmt. Jetzt rückten die EU-Probleme wieder in den Hintergrund, nachdem neue US-Konjunkturzahlen äußerst schwach ausfielen. Vor allem die Entwicklung der Verbraucherpreise schürt die Deflationsängste. Im Jahresvergleich erhöhte sich das Preisniveau in den USA um 1,2 %, darunter die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel um 1,4 %.

Während in den USA die Verbraucherpreise schwächer als erwartet steigen, explodieren in China die Verbraucherpreise geradezu. Inzwischen ist die Inflation in China auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren gestiegen. Im Oktober kletterten die Preise im Jahresvergleich um 4,4 %. Allein die Nahrungsmittelpreise legten um 10,1 % zu. Vor allem Gemüse (+18 %), eier (+10 %) und Fleisch (+6 %) haben sich weiter verteuert.

Jetzt wachsen die Ängste, daß die USA ihre Geldpolitik weiter lockern wird, während man für China Leitzinserhöhungen befürchtet. Die US-Probleme belasten erneut den US-Dollar. Nachdem die neuen US-Daten bekannt wurden, schwenkte der Euro auf einen Erholungskurs ein.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs letztendlich von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3481 US-Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel setzt der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar seinen Aufwärtstrend fort.

 

Energie
Konjunkturängste und der in den letzten Tagen etwas stärkere Dollar-Kurs haben an den Rohölmärkten zu Kursrückgängen geführt. Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November gestern mit 82,84 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 84,73 Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel legten die Kurse an den Terminbörsen den Rückwärtsgang ein.

 

Agrarrohstoffe
Nach dem Kursabsturz der letzten Tage konnten sich die Getreide-Kurse an den Börsen wieder leicht erholen. Rapssaaten und der Sojakomplex standen jedoch im Schatten des Rohölmarktes und mußte Kursabschläge in Kauf nehmen.

Der Januar-Termin bei Paris-Weizen notierte mit 212,75 Euro/t um +2,75 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine zogen dagegen bis zu +3,00 Euro an.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten verbuchte Weizen wieder Kursgewinne. Die Erwartung, daß China in Reaktion auf die starke Teuerung bei Nahrungsmitteln seine Importe erhöhen könnte, sorgt für neue Marktimpulse.

Mais notierte nur an den europäischen Börsen im Plus nachdem sich abzeichnet, das die Ernte die bisherigen Erwartungen enttäuschen dürfte. Der Januar-Termin bei Paris-Mais zog mit 203,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag um +1,50 Euro/t an. Spätere Termine notierten zwischen -2,00 und +2,25 Euro/t weit streuend. Dagegen gab Chicago-Mais nach. Unsicherheit bestand, inwieweit China ein treuer Käufer von US-Mais bleiben wird und welche Auswirkungen mögliche Preiskontrollen in China haben könnten.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl an den transatlantischen Börsen mußten nach einem Handelstag mit starken Preisschwankungen Kursabschläge in Kauf nehmen. .

Der Kursrückgang am Rohölmarkt versetzt den Notierungen am Rapssaatenmarkt einen Rückschlag. Letztendlich notierte Paris-Raps für den Februar--Termin am Handelsschluß mit 410,50 Euro/t und verbuchte damit einen Kursverlust von -1,25 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2010 schloß mit 397,50 Euro/t und damit einem Minus von -1,25 Euro.

Bei Paris-Braugerste gab die Schlußnotierung für die Januar-Fälligkeit mit 226,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um -1,00 Euro/t nach.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß sich die Erholung an den europäischen Börsen fortsetzten wird. Auch am Rapssaatenmarkt gehe ich davon aus, daß sich der Markt wieder stabilisiert

Der Euro dürfte sich nach meiner Einschätzung im Vergleich zum Dollar heute wieder verteuern. Auf das flott laufende EU-Exportgeschäft hat ein Euro-Kursanstieg jedoch vorerst keine Wirkung. Die Nachfrage nach EU-Getreide sorgt für einen stetige Abbau der Lagerbestände. Daher dürften auch die Kassamarkt-Preise zunächst weiter fest tendieren.

Bei den Rohölpreisen erwarte ich im weiteren Tagesverlauf wieder Preisanstiege.

 
 
 


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