Börse am Vortag: US-Prognose läßt Euphorie verpuffen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.07.2010


Mit Enttäuschung reagierten die Marktbeteiligten auf die neuen statistischen Produktionszahlen aus den USA. Man hatte mit einer größeren Abwärtskorrektur der globalen Ernteaussichten gerechnet. Entsprechend gemischt fielen die gestrigen Notierungen an den Warenterminbörsen aus.

 

Energie
Die am letzten Mittwoch veröffentlichen US-Lagerbestandszahlen bei Rohöl und Destillaten sowie die schwachen US-Konjunkturdaten der letzten Woche haben die Rohölkurs weiter absacken lassen. Auch heute morgen standen die Rohölkurse im frühen asiatischen Handel weiter unter Druck.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August kostete circa 74,40 Dollar. Am Vortag wurde der Kurs noch mit 74,95 Dollar notiert. Der Preis für ein Barrel der Nordsee-Rohölsorte Brent gab auf rund 74,00 Dollar nach, nachdem der gestrige Schlußkurs noch mit 74,37 Dollar notierte.

Nachdem die Rohölmärkte in den letzten Tagen kräftig abgesackt waren, schwenkten die Kurse bereits im Verlauf des gestrigen Handelstages auf einen Aufwärtstrend ein, der sich am heutigen Vormittag fortsetzt. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August kostete im frühen Vormittagshandel 74,64 Dollar. Das waren 57 Cent mehr als am Vortag.

 

Agrarrohstoffe
Nachdem das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium am letzten Freitag (09.07.2010) seine neuen Zahlen zu den weltweiten Produktions- und Verbrauchserwartungen veröffentlicht hat, zeigten sich die Marktteilnehmer weltweit enttäuscht. Zwar waren die Ernteerwartungen wie erwartet nach unten korrigiert worden, doch die Rücknahme fiel nicht zu stark aus wie erwartet. Zudem belastet der gestern publizierte, günstige US-Erntefortschrittsbericht die Preisentwicklung in den USA..

Die Kurse an den US-amerikanischen Warenterminmärkten gaben gestern nach, während Agrarrohstoffe an den europäischen Standorten gemischt notierten.

An den europäischen Märkten notierte Paris-Weizen den August-Termin mit 150,00 Euro/t unverändert zum letzten Freitag, jedoch um +8,00 Euro schwächer als am Donnerstag. Spätere Termine notierten zwischen -0,75 Euro und +0,50 Euro gemischt. Paris-Mais stand zwar mit 167,75 Euro/t im Vergleich zum Freitag unverändert und zum letzten Donnerstag um -3,50 Euro im Minus. Termine ab November 2010 schlossen allerdings höher als am Vortag.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl erzielten an den transatlantischen Börsen weitere sehr leichte Kursanstiege.

Paris-Raps setzt seine Preisrallye fort. Der August-Termin zog allerdings nur noch um +0,50 Euro auf 346,75 Euro/t im Vergleich zum Vortag an. Der November-Termin konnte sich um +0,75 Euro auf 348,00 Euro/t verbessern.

Der Braugersten-Future wurde für die November-Fälligkeit mit 179,75 Euro/t um +4,25 Euro/t höher als am Vortag notiert. Auch spätere Termine zogen weiter an.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß der Erntedruck in den USA wächst. Es gibt auf der anderen Seite des Atlantiks derzeit keine durchschlagenden preistreibenden Impulse, nachdem sich die Produktionserwartungen für die USA verbessert haben, die US-Weizenernte gut voran kommt und sich die Wachstumsbedingungen in den USA günstiger entwickeln. In den USA wurde die Winterweizenernte bereits zu 63 % eingebracht (Ø 2005-2009: 65 %) und der Zustand der Maisbestände konnten sich im Vergeich zur Vorwoche verbessern.

Für die europäischen Börsen erwarte ich, daß die US-Kursentwicklung die Stimmung hierzulande kräftig dämpft, daß aber andrerseits die rückläufigen Ernteerwartungen durch die Hitzewelle in West- und Osteuropa für eine weitgehend stabile Kursentwicklung sorgt.

Ich erwarte, daß sich der Euro-Kurs infolge der schwachen US-Konjunkturdaten weiter erholt. Am Rohölmarkt dürften die Kurse angesichts eines schwächeren US-Dollars erneut in die Höhe klettern.

 
 
 


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