Weizen: Das Wetter stellt die Weichen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 07.05.2010


Die Turbulenzen am Finanzmarkt bringen auch die Weizen-Notierungen an den Terminbörsen auf JoJo-Kurs. Am Kassamarkt geht es sehr viel ruhiger zu. Doch auch hier zogen die Weizenpreise weiter an.

Marktlage
Am Kassamarkt belebt sich die Nachfrage am Weizenmarkt. Die Preise für Brot- und Futtergetreide können weiter leicht anziehen. Mühlen und Futtermittelwerke sorgen mit einer stetigen Nachfrage für einen glatten Absatz der angebotenen Ware. Nachdem die "Griechenland-Krise" den Kurs des Euro im Vergleich zum US-Dollar auf Talfahrt geschickt hat, profitiert EU-Export-Weizsn am Weltmarkt von einer wachsenden Nachfrage.

Die Anbieter bleiben in der Hoffung auf weitere Preisanhebungen zurückhalten, so daß das Angebot vergleichsweise begrenzt ausfällt. Die Rücknahme der Ernteschätzung in Osteuropa und in großen Verbraucherländern wie Indien und China sorgen zudem für eine allmähliche Anhebung der Risikoprämien.

Trotz der weltweit noch immer komfortablen Versorgungslage bei Weizen reagierte der amerikanische Markt in der Hoffung auf wachsende Exportchancen mit steigenden Kursen. Der Mai-Termin am US-Markt, zum Beispiel an der Warenterminbörse KCBT, zog im Vergleich zum Ende der Vorwoche um 7,7 % auf umgerechnet 147,50 Euro/t an. Zudem macht sich auf der anderen Seite des Atlantiks das hohe Spekulationspotential am Markt bemerkbar.

Die zu erwartenden Ernteausfälle in Osteuropa sorgen an den EU-Märkten für neue Marktimpulse. Der Mai-Termin an der europäischen Warenterminbörse MATIF, Paris verbesserte sich im Vergleich zur Vorwoche um 1,2 % auf 133,00 Euro/t. Der bisher sehr schwach bewertete Erntetermin August konnte um 1,7 % auf 136,75 Euro/t anziehen.

Beachtung sollte finden, daß der Abstand zwischen Terminmarktkurs und Kassamarktpreis wieder deutlich weiter wird. Dazu weiteres unter dem Punkt Prognose.

 

Prognose
Der schwächere Euro-Kurs hat die Exportaussichten für EU-Weizen deutlich verbessert. Derzeit bestimmen eine ganze Reihe von Hausse-Faktoren den allmählichen Aufwärtstrend am internatioinalen Markt:
• regional schwächere Pflanzenbestände in der EU,
• schwächere Ernteaussichten in Osteuropa,
• niedrige Bodenfeuchte in den Anbaugebieten im Westen Australiens (4.größter Exporteur),
• Verschlechterung der Wachstumsbedingungen in Indien und China,
• Erwartung eines steigenden chinesishcen Importbedarfs.

Doch auch die Baisse-Faktoren sollte man nicht aus den Augen verlieren:
• schwache Konjunkturaussichten,
• hohe globale Lagerbestände.

Nach meiner persönliche Einschätzung haben die Weizenpreise hierzulande Potential für weitere allmächliche Preisanstiege. Auch der weiter werdende Abstand zwischen den Kassamarktpreisen und den Terminkursen (siehe Grafik) sind ein deutlicher Hinweis darauf. Die hohen Lagerbestände und die komfortable Marktversorgung begrenzen dabei den Spielraum nach oben aktuell noch deutlich.

Stärkere Hausse-Tendenzen könnte es jedoch dann geben, wenn sich die Ernteaussichten für die kommende Ernte 2010 deutlich verschlechtern sollten und wenn die Agrarrohstoffkurse an den Warenterminbörsen aus diesem oder einem anderen Grund kräftig anziehen würden.

Damit wird das Wetter der Faktor sein, der in den nächsten Wochen die Weichen für die weitere Preisentwicklung stellt.

 
 
 
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