Wochenlang hielt die Finanzkrise den Agrarrohstoffmarkt
im Würgegriff. Jetzt rückt allmählich
wieder die Versorgungslage, die Einschätzung
von Angebot und Nachfrage in den Vordergrund. Die
Terminmarktkurse ziehen wieder an und auch am Kassamrkt
ist die Talsohle erreicht.
Marktlage
Der Kurseinbruch an den Finanzmärkten
hat in den letzten Wochen an an den Agrarrohstoffmärkten
zu einem starken Preisrutsch geführt. In den
vergangenen drei Monaten sind die Preise für
Brotweizen auf dem internationalen Markt um 20 bis 30 %
eingebrochen. In Deutschland hat der Brotweizen-Kurs
20 bis 25 % verloren.
Der Handel ist in den letzten Wochen
weitgehend zum Erliegen gekommen. Verarbeiter und
Handel halten sich mit Neugeschäften in Erwartung
weiterer Preisrückgänge zurück. Lediglich
der Export über die Nord- und Ostseehäfen
bringt eine leichte Marktentlastung.
Fakten
-
Australien:
Schrumpfende Ernteerwartungen
In Australien haben die Erntearbeiten bereits
im Nordwesten und Nordosten des Riesenlandes begonnen.
Seit dem dramatischen Produktionseinbruch im Dürrejahr
2006 sind die Produktionserwartungen wieder deutlich
besser. Doch die Ernteerwartungen werden zwischenzeitlich
immer stärker nach unten korrigiert.
Noch Mitte Februar gingen die Analysten mit 23 Mio.t
von einer um 74 % höheren Weizenernte
aus (Vj: 13,0). Bis Mitte September
korrigierten offizielle Statistiken ihre Erwartungen
auf nur noch 22,5 Mio.t. Kürzlich schätzte
das australische Analystenhaus ACF die Weizenernte
auf nur noch etwas über 19 Mio.t.
Damit läge die Ernte 2008/09 jedoch immer
noch rund 6 Mio.t über der Ernte von
2007/08 und 8 Mio.t über der Erzeugung
im Dürrejahr 2006/07.
Unerwartet schlechte Wachstumsbedingungen schmälern
die Ernteerwartungen: Auch nach den Wintermonaten
besteht in wichtigen Anbauregionen noch immer
ein bedenkliches Niederschlagsdefizit. Mitte Oktober
führte ein unerwarteter Frosteinbruch in
den den Beständen im Westen Australiens zu
erheblichen Schäden. Seit dem letzten Wochenende
schmälert Hitze im Südosten die Ernteaussichten.
Hausse-Tendenz
Prognose
Wie erwartet setzt sich allmählich
eine realistischere Markteinschätzung mit Blick
auf die Angebot-Nachfrage-Situation am Gütermmarkt
durch. Während an den Finanzmärkten weiter
fleißig gezockt wird und die Kurse zeitweilig
in wirre Zick-Zack-Bewegungen ausarten, kommt allmählich
Ruhe in die Geschäfte an den Agrarbörsen.
Die Warenterminbörsen haben seit Anfang der Woche
wieder ins Plus gedreht.
Nach meiner persönlichen Einschätzung
ist Weizen derzeit sowohl an den Terminbörsen
wie auch am realern Kassamarkt unterbewertet. Dennoch
rechne ich am realen Kassamarkt erst ab Mitte Dezember
wieder mit einen größeren Anschlußbedarf
der Verarbeiter. Angebot und Nachfrage dürften
dann das Preisniveau bestimmen. Das bedeutet auch,
daß man bei der Verkaufsplanung nicht vergessen
sollte, daß in den Lägern der Produzenten
und Wiederverkäufer mehr Ware als in den Vorjahren
auf den Verkauf wartet.
Nicht ausgeschlossen ist allerdings
auch, daß erneute Turbulenzen an den Finanzmärkten
auch die Agrarrohstoff-Börsen wieder auf Achterbahnfahrt
schicken könnten.