Ernte 2009: Weizenmarkt - Wettermarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 15.07.2009


Mit der näher rückenden Ernte geriet auch der Weizenmarkt in den Sog des "traditionellen" Erntetales. Die Preise sackten kräftig ab. Befürchtungen, dass gute Backqualitäten knapp werden könnten, sorgen jetzt für eine Stabilisierung.

Marktlage
Auf der Nordhalbkugel läuft die Weizenernte auf vollen Touren. Regen bringt nicht nur in einigen deutschen Regionen die Ernte ins Stocken. Auch in den USA behindern Niederschläge im Mittleren Westen die Arbeiten.

Neben dem schwachen Dollar und den wieder anziehenden Rohöklkursen sind es damit der nachlassende Angebotsdruck und die Sorge um die Erntequalitäten, die für eine Stabilisierung der Weizenpreise sorgen. Auch in anderen Staaten bestehen Befürchtungen hinsichtlich der Witterung - zum Beispiel in Australien, Argentinien, Indien oder Rußland, wo die Ernteerwartung weiter nach unten revidiert wurden.

Die Warenterminmärke beiderseits des Atlantik reagieren auf die aktuelle Nachrichtenlage in den letzten Tagen mit leichten Kursanstiegen.

 

Fakten

  • Welt: Wettermarkt - Alles eine Qualitätsfrage
    Die Weizenernte 2009/10 könnte die zweitgrößte aller Zeiten werden. Zuleich mehren sich die Anzeichen, daß gute Qualitäten knapp ausfallen könnten. Damit dürften gute Backqualitäten im internationalen Handel stärker gefragt sein.

    In seiner Juli-Prognose erwartet das amerikanische Landwirtschaftsministerium eine weltweite Weizenerzeugung 2009/10 in Höhe von 656,5 Mio.t. Das wäre die zweithöchste Ernte seit dem Rekordjahr 2008/09 (682 Mio.t). Vor allem die großen Weizenproduzenten EU, GUS/Ukraine und auch die USA erwarten eine niedrigere Ernte als im Vorjahr. .

    Während Futterweizen wahrscheinlich reichlich - auch aufgrund der Lagerbestände aus der letzten Ernte - zur Verfügung steht, dürften gute Backqualitäten gesucht sein.
    Kurzfistig: Marktstabilisierung- Mittelfristig: Hausse-Tendenz

 

  • EU: Niedrigere Ernteerwartungen
    Nach Einschätzung des europäischen Dachverband Copa-Cogeca, der die europäischen Landwirte und ihre Genossenschaften repräsentiert, wird sich die Getreideernte 2009 in der EU-27 auf 309,4 Mio.t belaufen. Das wären rund 28 Mio.t bzw. 9,1 % weniger als im vergangenen Jahr. Auch bei Weichweizen erwartet die Organisation mit 138,8 Mio.t eine um 10,9 Mio.t bzw. 7,8 % geringere Ernte.
    Hausse-Tendenz

 

  • Osteuropa: Export soll stabil bleiben
    Das russische Landwirtschaftsministerium hat seine Ernteerwartungen am 13.07.2009 nach unten korrigiert. Mit einer erwarteten Getreideernte von 85 Mio.t. Damit erwartet das Land zwar eine um um rund 21 % kleinere Ernte als 2008 (108 Mio.t). Das Ministerium betont, dass mit dieser Erntemenge kein Rückgang beim Exportvolumen zu erwarten sei. Hinzu kommt, dass in Osteuropa noch umfangriche Weizenbestände - häufig in Futtergetreidequalität - lagern.
    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Auch in der nächsten Zeit dürften die noch immer hohen Lagervorräte für eine komfortable Marktversorgung und damit für Baisse-Effekte sorgen. Doch noch ist nicht klar, wie üppig die globale Versorgung mit guten Backqualitäten ausfallen wird. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften sich die Weizenpreise in der nächsten Zeit stabil entwickeln und teilweise sogar leicht anziehen. Dennoch muss man damit rechnen, dass durch den erntebedingten Angebotsdruck zeitweilig auch Preisrücknahmen möglich sind. Mittelfristig gehe ich davon aus, dass sich das Preisniveau am Weizenmarkt allmählich nach oben verschiebt.

 
 
 
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