Ölsaaten: Wechselbad am Rapssaatenmarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 02.07.2009


An den Rohölmärkten bleiben die Preise auf JoJo-Kurs. Und die Rapssaatenpreise folgen dem Rauf und Runter, obwohl die Sojanotierungen in den USA erneut anziehen. Die Rapsproduzenten sollten sich auf weitere "Wechselbäder" einstellen.

Marktlage
Rapssaat erhält derzeit gegensätzliche Preissignale: Einerseits stürzen die Kurse im Vormittagshandel erneut auf unter 68 Dollar ab, nachdem Nordseerohöl noch Mitte Juni deutlich über der 70 Dollar-Marke je Fass notierte. Zeitgleich ziehen die Sojapreise in den USA weiter an. Während sich Sojaöl am internationalen Markt erstmals wieder verteuert, steht Rapsöl weiter unter Druck.

Mit der anstehenden Ernte 2009 sind Angebot und Nachfrage wieder die fundamentalen Marktfaktoren. Die EU-weit geringeren Enteerwartungen bei stetig wachsemdem Bedarf wie auch die weltweit defizitären Produktionserwartungen haben noch in der ersten Juni-Hälfte für steigende Rapssaatenpreise hierzulande gesorgt. Doch inzwischen macht sich Erntedruck bemerkbar. Die JoJo-Kurse am Rohölmarkt lassen die Unsicherheit über die weitere Kursentwichlung am Energiemarkt steigen. Das schwächt den Rapspreis zusätzlich.

Die Rapsnotierungen an der Warenterminbörse MATIF, Paris folgen seit Wochenanfang den wieder leicht anziehenden Rohöpreisen und den kräftigen Kursaufschlägen am amerikanischen Sojamarkt. Mit 295,50 Euro/t lag der August-Termin wieder 4,50 Euro über dem schwachen Stand Ende der letzten Woche. Doch verglichen mit dem Höchststand Mitte Mai liegen die Kurse zwischenzeitlich rund 8 % niedriger.

Am Kassamarkt gibt es derzeit nur noch vereinzelt Umsätze. Das Kaufinteresse an alterntiger Ware erlahmt. Die Ölmühlen agieren angesichts der Kursrückgänge am Rohölmarkt und schwächerer Kurse an den Warenterminmärkten sehr vorsichtig und zögerlich. Doch auch die Verkäufer zeigen wenig Neigung, Geschäfte auf dem derzeit wieder niedrigeren Preisniveau zu tätigen.

 

Fakten

  • Welt: Defizitproduktion
    Nach vorläufigen Schätzungen hat die Produktion 2008/09 mit 57,6 Mio.t (2007/08: 48,3) ein neues Rekordniveau erreicht. Allein in den letzten 20 Jahren wurde die Erzeugung weltweit um 157 % ausgeweitet. Doch für die anstehende Ernte wird eine leichte Einschränkung der globalen Produktion auf 55,5 Mio.t erwartet. In seiner Juni-Prognose geht das amerikanische Landwirtschaftsministerium vor allem für Kanada und die EU von einer geringeren Produktion aus.

    Vor allem der Produktionsrückgang in Kanada, der Nr. 1 unter den Exporteuren am Weltmarkt, wirkt sich stabilisierend auf die Preise aus. Denn die mit 6,5 Mio.t ungewohnt hohen Endbeständen stehen einem Jahr für Jahr steigenden Verbrauch gegenüber.
    Marktstabilisierung

 

  • EU: Kleinere Ernte trotz Anbauausdehnung
    Zur Ernte 2009 wird für die EU - trotz einer leicht höheren Anbaufläche – mit 19 Mio.t eine Erzeugung auf Vorjahresniveau prognostiziert. Hinzu kommen allerdings erhebliche Überhangbestände.
    Angebotsdruck nur während der Erntezeit

 

  • Deutschland: Niedrigere Ernteerwartungen
    Die Rapsernte in Deutschland dürfte mit prognostizierten 5,2 Mio.t niedriger ausfallen als im Vorjahr. Vor allem im Nordosten wird nach der langanhaltenden Frühjahrstrockenheit mit Ernterückgängen um bis zu 10 % gerechnet. Auf tiefgründigern Boden und den besser mit Niederschlägen versorgen Regionen in der Mitte und im Süden Deutschlands werden Erträge knapp unter dem Vorjahresniveau erwartet. .
    Angebotsdruck nur während der Erntezeit

 

  • Ukraine: Produktionseinbruch
    Die Ukraine erwartet nach den letzten beiden Rekordanbaujahren für 2009 mit 1,3 bis 1,8 Mio.t eine deutlich geringere Rapsernte (2008/09: 2,7-2,9). Nach Berechnungen eines privaten Analystenhauses könnte der Produktionsrückgang bei marktwirksamen 48 bis 50 % liegen. Eine kleinere Anbaufläche und Frost im April sind im wesentlichen für die niedrigeren Ernteerwartungen verantwortlich.

    Die Ernteerwartungen der Ukraine, der Nr. 2 unter den Exporteuren am Weltmarkt kommt eine besondere Bedeutung bei der Preisentwicklung zu.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Monatelang haben die schlechten Wirtschaftsdaten über die Rohöl- und Sojamärkte negativ auf den Rapsmarkt eingewirkt und jegliche Aufwärtsbewegung unterbunden. Inzwischen entwickeln sich die Rapspreise im Spannungsfeld zwischen Kursanstiegen im US-Sojasektor und erneuter Kursschwäche bei Rohöl. Keinerlei positiven Marktimpulse kommen vom Biodieselmarkt, da sich die Nachfrage erst allmählich leicht erholt.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfen die Rohölpreise in den kommenden Tagen wechselhaft bleiben. Nachdem die Ernte 2009 in den Fokus des Interesses gerückt ist, dürfte die preisdrückende Wirkung anhalten - solange die Energiepreise nicht kräftig ins Plus drehen. Ich erwarte daher in den kommenden Wochen weitere "Wechselbäder".

Neben den niedrigen Ernteaussichten und dem wachsenden Verbrauch bleiben vor allem der Rohölpreis, der US-Dollarkurs und die lebhafte Nachfrage nach pflanzlichen Ölen die zentralen Preisfaktoren.

 
 
 
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