Rapssaat: Schlüsselfaktor Rohöl bestimmt den Preis

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.05.2008


Beinahe im Wochenrhythmus beschert Rohöl dem Markt neue Rekordpreise und läßt auch die Rapspreise anziehen. Die Preiskurve für den Biosprit-Rohstoff zeigte bis zum 26.05.2008 deutlich nach oben. Doch jetzt ist die Stimmung am Ölmarkt gekippt.

Marktlage
Die Preisexplosion am Rohöl-Markt hat in den letzten Tagen auch den Rapssaaten einen kräftigen Preisauftrieb ermöglicht. Der Rohstoff für Biodiesel verteuerte sich seit Ende April wieder um fast 12 %. Für prompte Rapssaat aus der Ernte 2007 lassen sich am Kassamarkt derzeit im Marktgebiet Hessen bis zu 460 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 470 Euro/t netto ab Hof erzielen.

An der Warenterminbörse MATIF, Paris verbuchte Rapssaat bis zum 26.05.2008 im Kielwasser der Rohölpreise kräftige Kursgewinne. Mit 455 Euro/t notierte der August-Termin gestern im Laufes des Tages wieder schwächer, nachdem auch die Rohölkurse auf dem internationalen Pakett ins Rutschen gerieten. Auch heute geben die Kurse weiter nach.

Auch an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada ging es bei den Rapskursen aufwärts. Gestern büßte der der Juli-Termin jedoch mit umgerechnet 399 Euro/t wieder rund 5 Euro/t im Vergleich zum Montag ein.

An den realen Kassamärkten zogen auch die Termin-Preise für die Ernte 2008 an. Rapssaat zur prompten Lieferung ex-Ernte wurde zuletzt mit circa 430 bis 435 Euro/t netto franko Landhandelslager gehandelt.

 

Fakten

  • Rapssaat: Weltweit schrumpfende Endbestände

    In seiner Vorschätzung vom 09.05.2008 geht das US-Landwirtschaftsministerium davon aus, daß die weltweiten Lagervorräte an Rapssaat aus der Saison 2007/08 um knapp 35 % auf nur noch 3,0 Mio.t zurückgehen.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    EU-27
    Welt
    Welt
    EU-27
    2003/04
    39,4
    11,2
    39,1
    1,9
    0,3
    2004/05
    46,2
    15,4
    43,7
    4,5
    1,7
    2005/06
    48,7
    15,5
    47,0
    5,7
    1,7
    2006/07
    46,8
    16,0
    48,1
    4,6
    1,6
    2007/08 Prognose vom:
    09.05.2008
    47,7
    18,3
    48,9
    3,0
    1,3
    Quelle: USDA

    Auch in der EU-27 schrumpfen trotz des seit Jahren anhaltenden Trends zur Ausweitung der Rapsproduktion die Lagerbestände nach jetzigen Schätzungen um fast 19 % auf nur noch 1,3 Mio.t. Dennoch liegen die Endbestände seit vier Jahren auf einem in den Vorjahren nicht gekannt hohen Niveau.



    Zur Ernte 2008/09 wurde der Rapssaaten-Anbau weitweit ausgedehnt. Das Analysehaus Oil World erwartet in seiner Prognose vom 13.05.2008 einen Produktionsanstieg um 4,6 Mio.t bzw. 9,5 % auf 52,7 Mio.t (Vorjahr: 48,1 Mio.t).

    Für die EU-27 erwartet der EU-Dachverband des Getreide- und Futtermittelhandels (Coceral) trotz einer leichten Anbauflächeneinschränkung mit 17,9 Mio.t eine lediglich um 1 % höhere Ernte als im Vorjahr (17,7 Mio.t). Auch Oil World prognostiziert für die EU-27 mit 18,2 Mio.t eine Ernte auf Vorjahresniveau.

    Baisse-Tendenz

 

  • Rapssaat: Deutliche Anbaueinschränkung in Deutschland
    Der Anbau von Rapssaat zur Ernte 2008 ist in Deutschland deutlich rückläufig. Wie das Statistische Bundesamt nach Ergebnissen der Erhebung über die Frühjahrsaussaaten vom April 2008 mitteilt, hat sich der Anbau von Winterraps gegenüber dem Vorjahr um 130.000 Hektar (– 8,5 %) verringert. Seine Aussaat erfolgte auf einer Fläche von 1,4 Millionen Hektar. Dafür dürften unter anderem die schwierigen Aussaatbedingungen im feuchten Spätsommer/Herbst 2007 eine Rolle gespielt haben.


    Hausse-Tendenz

 

  • Osteuropa: Neue Ernterekorde in 2008 ?
    Im letzten Jahr hatte die Ukraine aufgrund der einer monatelang anhaltenden Dürre enorme Ernteausfälle zu beklagen. Zur Ernte 2008 wurde in der Ukraine die Erzeugung von Rapssaaten jedoch kräftig ausgedehnt, so daß sich die Produktion - sofern die Witterung eine normale Bestandsentwicklung zuläßt - möglicherweise auf 2,2 Mio.t verdoppeln könnte. Auch in Rußland (GUS) wurde die der Anbau deutlich ausgedehnt.

    Deutschland und die gesamte EU müssen sich ab der Ernte 2008 folglich auf einen deutlich höheren Importdruck aus Osteuropa einstellen. Mit über 2 Mio.t Rapssaat dürften sich allein die Exporte aus der Ukraine im Vergleich zur noch laufenden Saison mehr als verdoppeln.

    Baisse-Tendenz

 

Prognose
In den letzten Monaten hat sich der Rohölmarkt zum dominierenden Schlüsselfaktor für den internationalen und europäischen Rapssaatenmarkt entwickelt. Die hohen Rohstoffkosten für die Ölmühlen, die hohen Einkaufspreise bei Rapsöl für die Biodiesel-Produzenten und die Besteuerung der Biokraftstoffe schmälert die Gewinnmargen. Damit sind es alleinig die hohen Rohölpreise, die für ein hohes Preisniveau am Rapssaatenmarkt sorgen.

Seit gestern bringt der Kursrückgang bei Rohöl auch die Rapskurse erneut unter Druck. Aus der Ernte 2007 stehen nur noch in Restposten zur Verfügung. In den kommenden Wochen dürften die Rapspreise dem Trend am Rohölmarkt auf hohem Niveau folgen.

Wohin werden die Rapspreise steuern?

Ganz anders sehe ich die künftige Situation am Rapssaatenmarkt. Nach meiner Einschätzung heißt es für die Rapserzeuger in der EU, allmählich umzudenken. Zwar spielt der Bedarf an Biodiesel aufgrund der Klimaziele in der EU nach wie vor eine tragende Rolle. Die hohen Kosten für die Rohstoffe Rapssaat oder Rapsöl machen Importware jedoch immer interessanter und führen zudem zu einer Verlagerung der Produktion wie auch der Verarbeitung in Richtung Osteuropa.

Ernte 2008: Nach meiner persönlichen Einschätzung sollten Verkäufer, die ihre Geschäfte noch nicht preislich abgesichert haben, Termingeschäfte ex-Ernte oder für spätere Termine in Erwägung ziehen. Die aktuell hohen Rapspreise sind zur Preisabsicherung für Ware aus der kommenden Ernte 2008 derzeit wieder interessant.

Ernte 2009: In Osteuropa plant man, den Anbau von Rapssaat sprunghaft auszudehnen. Bereits seit längerem beschäftigt sich die Züchtung mit neuen Sorten, die auf die in manchen Jahren äußerst harten Anbaubedingungen (klirrend kalte Winter z.T. mit Kahlfrösten, heiße und trockene Sommer) in Osteuropa zugeschnitten sind. Für die Aussaat zur Ernte 2009 ist nach meiner Einschätzung mit einer starken Anbauausdehnung zu rechnen, so daß der Wettbewerbsdruck durch osteuropäische Ware ab der Ernte 2009 stark zunehmen dürfte. Lieferverträge zur Ernte 2009 werden zur Zeit oberhalb der Marke von 400 Euro/t netto ex-Ernte angeboten.

 
 
 
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