Rapssaat: Preisanstieg vor US-Februar-Prognose

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.02.2008


Der Rapssaatenmarkt hat das Gespenst der US-Finanzmarktkrise verjagt. Jetzt sorgen die fundamentalen Daten wieder für steigende Preise. Die defizitäre Produktion und die steigende Nachfrage bestimmen den Kurs.

Marktlage
Wie bereits am 23.01.2008 erwartet, hat der Kursabsturz bei Rapssaat schnell sein Ende gefunden. Nachdem die US-Finanzkrise den "Bären" auch auf den Rapssaatenmarkt losgelassen hatte, ziehen die Preise derzeit beinahe täglich wieder an.

Wenige Tage vor Bekanntgabe der Februar-Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums sind die Agrarrohstoffmärkte international wie auch hierzulande wieder auf ihren Hausse-Kurs eingeschwenkt.

Nachdem die fundamentalen Daten in den letzten Wochen an den Märkten nur eine untergeordnete Rolle spielten, bestimmen jetzt wieder die Versorgungsbilanzen den Markt:
• die defizitäre Versorgungslage im gesamten Ölsaaten-Komplex und
• die starke Nachfragesteigerung, die zu einem
• drastischen Abbau der weltweiten Lagerbestände führt.

Daher geben inzwischen wieder die Warenterminmärkte für den gesamten Markt die Richtung und das Tempo vor.

An der Warenterminbörse MATIF, Paris notierte der Mai-Termin gestern mit 442 Euro/t um fast 20 Euro höher als im Durchschnitt der Vorwoche, nachdem am 14.01.2008 der bisherigen Höchststand mit 450,75 Euro/t erreicht wurde. Die Termine zur nächsten Ernte zogen auf 425,50 Euro/t an.

Auch an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada ließen die engen Versorgungslage und die steigenden Sojapreise die Rapskurse steigen. Mit umgerechnet 410,96 Euro/t notierte der März-Termin mehr als 20 Euro/Tonne höher als im Durchschnitt der Vorwoche.

Die Kurssteigerungen an den Terminmärkten haben auch an den realen Kassamärkten zu erneuten Anhebungen bei den Rapspreisen geführt. Mit 420 bis 425 Euro/t netto franko Landhandelslager für prompte Lieferungen haben die Kurse seit der letzten Woche um mehr als 20 Euro/t angezogen und damit ihren Kursverlust wieder wett gemacht. Termin-Preise für die Ernte 2008 werden zur Lieferung ex-Ernte circa 15 bis 30 Euro/t netto unter dem Kurs für prompte Ware gehandelt.

 

Fakten

 

Prognose
Die für die Ernte 2008/09 erwartete Ausdehnung des Anbaus und die damit verbundene Produktionssteigerung bei Ölsaaten, dürfte kaum ausreichen, um die rasante Nachfragesteigerung aus der Lebensmittel- und Biosprit-Branche zu decken. Die Boom-Regionen China und Indien werden in der laufenden wie auch in der kommenden Saison für weitere Nachfragesteigerungen sorgen.

Im laufenden Wirtschaftsjahr 2007/08 dürften die Raps-Importe der EU bereits auf 660.000 t ansteigen. Sollte sich die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen zum Klimaschutz durchsetzen (siehe Beitrag: "Erneuerbare Energien: EU verabschiedete Klima- und Energiepaket", dürften die Importe auch in den kommenden Jahren weiter ansteigen.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Rapssaten-Preise in der nächsten Zeit weiter leicht anziehen. Ich gehen jedoch davon aus, daß das Preispotential nach oben begrenzt ist, ...

da die Rohölpreise allmählich wieder nachgeben und ich mit Blick auf das Ende der Winterzeit auf der Nordhalbkugel von weiteren Kursrückgängen bei Rohöl rechne,
da die Biodieselpreise durch sinkende Rohölkurse unter Druck geraten würden,
so daß die derzeitigen hohen Rapsölpreise durch die Biosprit-Produzenten nicht mehr akzeptiert würden.
Ausbleibende Preissteigerungen bei Rapsöl bieten dann auch den Rapssaaten-Preisen nur noch wenig Spielraum nach oben.

Der Marktverlauf sollte aus meiner Sicht derzeit täglich beobachtet werden, um - mit Blick auf die Sicherung der Liquidität des Betriebes - eventuelle Teilverkäufe ex-Ernte 2008 preislich über Termingeschäfte abzusichern zu können.

 
 
 
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