Rapssaaten: Hausse bis ins Frühjahr?
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 01.09.2005


Die Brenn- und Treibstoffkosten explodieren. Für Biodiesel und seinem Rohstoff Rapssaaten bietet dies eine Steilvorlage für Kursanstiege. Mit der Energie-Hausse wird auch die Zeit niedriger Rapspreise zu Grabe getragen.

Marktlage
Die Raps-Ernte in Deutschland ist nach einem verregneten Sommer mit schwachen Preisen endlich beendet. Im Gefolge steigender Dieselpreise ziehen jetzt die Biodiesel an. Damit kommt auch Bewegung in den Rapssaatenmarkt. Die Kurse an den Kassa- wie auch an den Warenterminmärkten in Deutschland und der EU haben sich inzwischen wieder auf den Weg nach oben gemacht.

Anders sieht die Situation am Weltmarkt aus: Die internationalen Kurse für Sojabohnen und Rapssaaten tendierten weiter abwärts. In der Vergangenheit wäre dies ein klares Signal für rückläufige Kurse auch an unseren heimischen Märkten gewesen.

Doch inzwischen ist alles anders. Der Rapssaatenmarkt orientiert sich neu. Die Preisentwicklung koppelt sich von der traditionellen Bindung an den internationalen Ölsaatenmarkt zunehmend ab. Statt dessen orientieren sich die Rapspreise zunehmend an der Energiepreisentwicklung. Da der Biodieselpreis den Preisen für fossilen Diesel folgt, zogen die Biodiesel-Preise in der vergangenen Woche auf Großhandelsebene um 0,3 % bzw. 22 Cent auf durchschnittlich 69,05 Euro/100 L an.

An den Warenterminbörsen notiert Raps inzwischen wieder etwas höher. Die Kurse verbesserten sich für den Termin November 2005 an der MATIF, Paris/Frankreich zuletzt mit 222,50 Euro/t um rund 1,05 Euro über den Durchschnittsnotierung der Vorwoche. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada für den September-Termin mit umgerechnet 181,28 Euro/t rund 0,75 Euro unter dem Durchschnitt der Vorwoche. Die Notierungen liegen damit inzwischen deutlich unter dem Preisniveau in der EU-25.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 215 Euro/t netto, sowie bei 221 Euro/t netto für die Oktober-Lieferung. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 220-222 Euro/t netto zur Lieferung im September 2005. Für Oktober-Liefertermine werden Preisaufschlägen von etwa 4-6 Euro/t gehandelt. Für spätere Termine ziehen die Aufschläge weiter an.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die etwas bessere Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen mit Erzeugerpreisen von 183-195 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 195-200 Euro/t netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 216 Euro/t netto ex Ernte rund 3 Euro/t höher als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 218-219 Euro/t netto für November bis Januar unverändert zur Vorwoche notiert.

Der noch immer schwächere Devisenkurs des US-Dollars erschwert noch immer den Export von Rapssaat und Rapsöl.

 

Fakten

  • Ernte in Deutschland doch höher als erwartet
    Die Rapsernte in Deutschland soll doch höher als zuletzt erwartet ausgefallen sein. Nach Mitteilung des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) wurde die Ernteschätzung auf 5.003.800 t nach oben korrigiert. Das sind 345.100 t mehr als zunächst prognostiziert, jedoch 233.300 t weniger als im vergangenen Jahr (2004: 5.236.900 t).
    Baisse-Tendenz

 

  • Zumischung von Biodiesel
    Der Hurrikan "Katrina" hat in den USA nicht nur Schäden in Milliardenhöhe angerichtet, sondern auch die Energiepreise auf neue Höchststände gebracht und die Diskussion um Klimaveränderungen neu entzündet hat. Nachdem die Mineralölgesellschaften die Preise am 01.09.2005 auf einen Schlag um 8 Cent angehoben haben, gewinnen erneuerbare Energien wieder zunehmende Aufmerksamkeit.

    Anzumerken ist, daß bei der Preisentwicklung auf dem Energiesektor derzeit weder die reale verbesserte Welt-Versorgungslage noch der erhebliche Spekulationsanteil eine Rolle spielen. Für die Raffinerien wird folglich die Zumischung von Biodiesel in Dieselkraftstoff ökonomisch immer attraktiver. Gemäß der europäischen Dieselkraftstoffnorm können bis zu 5 % dem fossilen Diesel beigemischt werden - und diese Quote ist derzeit so gut wie ausgeschöpft. Inzwischen wird eine Anhebung der Quote gefordert.

    Biodiesel erhält so einen Freifahrtschein für steigende Kurse, die am Markt auch - mangels Alternativen - umgesetzt werden können. Pflanzliche Öle werden folglich als Rohstoffe für die Veresterung auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten immer interessanter. Die europäischen Rapsfelder werden so immer mehr zu Ölfeldern. Für die Rapssaaten bestehen damit sonnige Preisaussichten.
    Hausse-Tendenz

 

  • Mineralöl - Eine Epoche geht zu Ende
    Die Energiekrise mit derzeit explodierenden Preisen für fossile Energieträger läßt die Biodiesel-Produktion boomen. Eine Befragung von etwa der Hälfte aller Biodiesel führenden Tankstellen in Deutschland ergab, daß im Jahr 2004 ca. 476 Millionen Liter Biodiesel an öffentlichen Tankstellen getankt wurden. Das ist ein Zuwachs um 32 % gegenüber dem Vorjahr. Da die fossilen Energiereserven nach letzten Schätzungen nur noch für 45 Jahre ausreichen, ist das Ende der Mineralöl-Epoche absehbar. Die Zukunft gehört alternativen Energieträgen wie beispielsweise dem Rapsöl.
    Hausse-Tendenz

 

  • Biodiesel in der EU
    Auch Frankreich will sein Engagement für nachwachsende Rohstoffe verstärken. Um den Bedarf an fossiler Energie zu reduzieren, setzt Frankreich nicht nur auf Atomstrom, sondern auch auf erneuerbare Energien wie Biokraftstoffe, Wind-, Sonnen- und Wasserenergie. Durch Umsetzung des 2004 beschlossenen Biokraftstoffprogrammes soll der Anteil der Biotreibstoffe am gesamten Treibstoffverbrauch bis zum Jahr 2010 auf 5,75 % erhöht werden (Kyoto-Protokoll). Geplant ist u.a., die steuerbegünstigeten Produktionskapazitäten für Biodiesel und Bioäthanol erheblich auszuweiten und bis zum Jahr 2010 zu vervierfachen.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Der Rapssaatenmarkt dürfte in den kommenden Wochen und Monaten stark geprägt werden durch mehrere Hausse-Faktoren:

• kleinere Ernte in der EU-25 (2005: 14,1 Mio.t, 2004: 15,2 mio.t)
• höherer Bedarf der Veresterungsanlagen (2005: 1,9 mio.t, 2004: 1,3 Mio.t)
• internationale Energie-Hausse (OPEC-Basket aktuell: 61,10 Dollar/Barrel; Ø 2004: 36,05)

Damit dürfte der Verbrauch an Rapssaaten und Rapsöl in in den nächsten Monaten auf hohem Niveau bleiben oder sogar noch weiter steigen. Es könnte sogar zu einer Angebotsverknappung kommen, die weiter steigende Preise mit sich bringen könnte.

Nachdem sich die Kurse für EU-Rapssaaten immer stärker vom Preisverlauf an den internationalen Ölsaatenmärkten abkoppeln und statt dessen dem Preistrend am Energiemarkt folgen, haben sich die Preisaussichten für Raps weiter verbessert. Erzeuger und Händler haben daher zur Zeit nur wenig Interesse, Ware zu verkaufen und halten das Erntegut in der Hoffung auf bessere Preise zurück.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Rapssaatenpreise auch in den kommenden Monaten auf hohem Niveau bleiben und - in Abhängigkeit von der Kursentwicklung am Energiesektor - noch Potential für weitere Preisanstiege besitzen.

 
 
 
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