Rapssaaten im Schatten des Sojamarktes
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 04.11.2004


In den USA geben die Sojapreise erdrutschartig nach. EU-Rapssaaten bleibt angesichts der schwachen Preisvorgaben kaum Spielraum nach oben.

Marktlage

Niedrige Umsätze an den Rapssaaten-Märkten lassen auch der Preisentwicklung wenig Spielraum. Damit steht Raps ganz im Schatten der Kurseinbrüche am Sojamarkt.

Die Soja-Ernte in den USA ist inzwischen weit vorangeschritten. In einzelnen US-Staaten ist die Ernte so gut wie beendet. Insgesamt wurden in den USA bisher rund 85 % der Flächen beerntet. Immer mehr bestätigt sich die die Rekord-Sojaernte in den USA. Die Folge: In den USA sind die Preise am Markt für Sojabohnen und Sojanachprodukte rasant in's Rutschen gekommen. An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA müssen derzeit alle kommenden Fälligkeitstermine krasse Kursverluste in Kauf nehmen.

Seit Beginn der Erntezeit ist auch der Rapssaaten-Markt in den Strudel rückläufiger Sojabohnen-Notierungen (Grafik: gelbe Preiskurve) geraten. Erst in den letzten Wochen fielen die Kursverluste deutlich schwächer aus. Zuletzt konnten die Kurse an den europäischen wie auch unseren heimischen Märkten wieder leicht anziehen.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 206 €/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liefen die Kurse derzeit bei 203 €/t netto zur Lieferung von November bis Dezember 2004. Liefertermine ab Anfang des nächsten Jahres werden Preisaufschlägen von etwa 3-5 €/t gehandelt.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die stabilere Marktlage wider.

Auch an den europäischen Warenterminbörsen stabilisierten sich die Kurse zuletzt wieder. An der MATIF/Paris notierte der Termin Februar 2005 mit zuletzt 111 €/t rund 0,70 €/t unter dem Durchschnitt der Vorwoche. An der WTB Winnipeg/Kanada gaben die Kurse weiter nach, so daß der Termin November 2004 mit zuletzt 188,94 €/t rund 5,91 €/t unter dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt wurde.

Fakten

  • Geringe Umsätze - geringe Preisschwankungen
    Die Landwirtschaft zeigt derzeit wenig Interesse am Verkauf eingelagerter 2004er Ware. Auch Kontraktabschlüsse zur Ernte 2005 kommen kaum zustande. Franko Wasserplatz werden für non-food-Raps zur Ernte 2005 Preise von 217 €/t genannt.

    Die deutschen Ölmühlen haben in den ersten zwei Monaten des laufendeen Wirtschaftsjahres die Verarbeitung an Rapssaat auf rund 790.000 t ausdedehnt, während der Einsatz an Sojabohnen um 9 % auf 562.200 t eingeschränkt wurde.
    leichtes Hausse-Signal

  • Gegensätzliche Preisaussichten für Ölsaat, Schrot und Öl
    Für die Vermarktungssaison 2004/05 bestehen für die einzelnen Produktbereiche an den Ölsaatenmärkten gegensätzliche Preisaussichten. Preisdruck ist auch in den kommenden Monaten bei Ölsaaten (außer Sonnenblumenkernen) und bei Ölschroten zu erwarten. Dagegen sind bei pflanzlichen Ölen und Fetten feste bis steigende Preise zu erwarten.Die statistischen Daten gehen von einem äußerst engen Angebots-Nachfrage-Verhältnis aus, so daß Pflanzenöle in 2004/05 zu einem tragenden Faktor bei der Preisentwicklung von Ölsaaten werden dürften.
    leichtes Hausse-Signal

  • Wintereinbruch in Kanada
    In Kanada wurde die Ernte in den letzten Wochen mehrfach durch starke Niederschläge und erste Schneefälle unterbrochen. Man erwartet deutliche Ernteeinbußen bei Canola-Rapses, da zu befürchten ist, daß in einigen Gegenden die Ernte nicht mehr fortgesetzt werden kann.
    leichtes Hausse-Signal

Prognose
Die feste Marktentwicklung pflanzlicher Öle auf internationaler Ebene stützt derzeit die Preisentwicklung bei Rapssaaten. Europäisches Raps- und Rüböl finden glatten Absatz, so daß die Ölmühlen einen kontinuierlichen Bedarf an Saat haben, der derzeit noch problemlos aus den Lagerbeständen gedeckt werden kann.

Der hohe Bedarf der Veresterungsanlagen (RME) in den EU-Ländern und in vielen anderen Staaten weltweit dürfte den Trend steigender Ölpreise zusätzlich verstärken und so auch den Rapssaaten-Preisen weiteren Auftrieb verleihen. Die hohen Preise für mineralische Treibstoffe geben dem Biodiesel-Markt ein solides Fundament.

In den kommenden Wochen werden die Rapspreise noch im Schatten der schwachen Sojanotierungen stehen. Nach meiner Einschätzung dürften die Kurse bis Ende November - basierend auf dem Bedarf der Biodieselproduzenten - stabil bleiben und sogar leicht anziehen. Ab Dezember dürfte das dann wieder umfangreichere Angebot an US-Sojaöl am Weltmarkt die weitere Preisentwicklung bestimmen.

 
 
 

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