Rapssaaten im Sog fallender Sojapreise
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 23.09.2004


Rückläufige MATIF-Kurse, ein schwächerer US-Dollar sowie eine weltweite Rekord-Ölsaaten-Ernte bringen auch die Rapssaaten-Preise unter Druck.

Marktlage
Wie gewohnt folgt der Rapssaaten-Markt der Preisentwicklung des Sojakomplexes. Nachdem die US-Sojapreise bereits seit Mai diesen Jahres rückläufig waren, läßt das derzeitige gute Erntewetter und die hohen Flächenerträge die Sojakurse weiter abstürzen.
(Siehe hierzu auch den Beitrag "Sojapreise auf Talfahrt" vom 21.09.2004.)

Die abstürzenden Sojapreise ziehen auch die Notierungen an unseren europäischen und hiesigen Rapssaaten-Märkten mit sich in die Tiefe. Die Grafik zeigt unübersehbar, wie eng unsere heimischen Kassamärkte (Erzeugerpreise franko Landhandelslager) mit der internationalen Preisentwicklung (Ex-/Import-Tiefseehafen Rotterdam) verknüpft sind.

Franko Ölmühle Hamburg (Seehafenstandort) notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 215 €/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liefen die Kurse derzeit bei 214-215 €/t netto, zur Lieferung von Oktober bis Dezember 2004 bei 217-219 €/t. (Seehafenstandort

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 214 €/t zur Lieferung von Oktober 2004 bis Dezember 2004 rund 4 €/t niedriger als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 217-218 €/t zur Lieferung von November 2004 bis Januar 2005 lediglich 1 €/t niedriger als in der Vorwoche notiert.

An den Warenterminbörsen wurde das Preistal nach dem Preisverfall der letzten Wochen vorerst durchlaufen. Die Kurse lagen für den Termin November 2004 an der MATIF/Paris zuletzt bei 216 €/t. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada mit umgerechnet rund 199 €/t erneut niediger.

Dieser Entwicklung folgten auch die Großhandelspreise am Tiefseehafen-Standort Rotterdam. Sie lagen zuletzt bei 213 €/t netto cif Rotterdam.

Fakten

  • Französische Rapsernte höher als erwartet
    Zudem wurde jetzt die Rapsernte in Frankreich nochmals höher eingeschätzt. Die neuesten Statistiken gehen mit 3,95 Mio.t Rapssaat von einer knapp 18 % höheren Ernte als im Vorjahr aus (3,36 Mio.t). Der französischeMarkt und die Warenterminbörse MATIF, Paris reagierten mit schwächeren Kursen.
    Baisse-Signal

  • Pflanzliche Öle folgen den schwächeren Sojakursen
    Nachdem die Preise für pflanzliche Öle aufgrund der hohen Nachfrage in den vergangene Wochen starke Kurszuwächse realisieren konnten, sind die Preise inzwischen wieder stark rückläufig. Der Markt hält sich mit Zukäufen zurück und wartet ab, ob die Sojapreise noch weiter abstürzen und infolge auch die pflanzlichen Öle billiger werden.


    Die internationalen Preise für Rapsöl und Sojaöl driften zudem immer weiter auseinander. Während die Sojaöl-Preise deutlich rückläufig sind, bleibt Rapsöl aufgrund der kontinuierlichen Nachfrage weiterhin fester bewertet. Der relativ gesehen geringere Preisrückgang bei Rapsöl stabilisiert zur Zeit die Preisentwicklung der EU-Rapssaaten.
    Baisse-Signal - jedoch deutlich schwächer als am Sojamarkt

Prognose
Die Kurse für Rapssaat stehen derzeit ganz unter dem Einfluß des Sojamarktes. Nach meiner Einschätzung dürften die Sojakurse auch in den kommenden Wochen - solange die Erntearbeiten in den USA ohne Störungen voranschreiten - Kursrückgänge verbuchen. Preisausschläge nach oben sind lediglich bei schlechten Wettermeldungen zu erwarten.

Die Verarbeiter, die zunächst aus der Ernte gut bevorratet sind, dürften auch in den kommenden Wochen - solange mit rückläigen Kursen gerechnet wird - nur eine geringe Nachfrage zeigen. Derzeit warten Käufer wie Verkäufer die weitere Preisentwicklung ab, so daß auch nur geringe Umsätze zustande kommen.

Nach meiner Einschätzung könnte sich - insbesondere wenn die Soja-Anbauprognosen für Südamerika nach unten korrigiert werden sollten - ab November wieder günstigere Verkaufstermine ergeben. Die Biodiesel-Industrie in der EU mit ihrem steigenden Bedarf an Raps-(Öl-)saaten dürfte sich auch in der Verkaufssaison 2004/05 stabilisierend auf die Preisentwicklung auswirken.

 
 
 

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