Ernte 2014: Das Dilemma mit dem Wetter


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.03.2014


Die Welt-Weizenernte 2014/15 könnte kleiner ausfallen als zunächst erwartet. Die Ernteerwartungen für wichtige Exportländer wie auch weltweit bleiben hinter dem Vorjahr zurück. Sorgen bereiten erste Anzeichen für einen erneuten Aufbau des Wetterphänomens El Niño.

 

Welt: Ausgeglichene Weizen-Bilanz für 2014/15
Der Internationale Getreiderat (IGC) hat gestern seine erste Prognose für das Wirtschaftsjahr 2014/15 bekanntgegeben. Mit einer Getreideernte von 1.949 Mio.t rechnen die Analysten des IGC mit einer um rund 1 % kleineren Welt-Getreideernte als im Vorjahr.

Die globale Weizenernte soll um rund 1,3 % auf 700 Mio.t zurückgehen. Da zugleich mit einem Anstieg des internationalen Verbrauchs auf ebenfalls 700 Mio.t kalkuliert wird, deckt die Produktion knapp den Bedarf.

Witterungsprobleme könnten aus einer nur knapp bedarfsdeckenden Weizenernte schnell eine neue Defiziternte machen. Die Produktionsrisiken spiegeln sich bereits seit Wochen in der stärkeren Volatilität der Agrarrohstoffmärkte wider.

Temperaturen in den USA


Kein Wunder, daß die US-Anbau- und Lagerbestands-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums, deren Veröffentlichung für den kommenden Montag geplant ist, mit Spannung erwartet wird.

Auch in einigen Regionen der EU bereitet das Niederschlagsdefizit Sorgen. In der Mitte und vor allem im Süden Deutschlands wartet man auf Regen. Aber auch in Teilen Frankreichs und in den baltischen Staaten wirkt sich der Regenmangel bereits negativ auf die Bestandsentwicklung aus.

Für die Ukraine prognostizieren private Analysten, daß die Wintergetreideernte 2014 nur 21,8 Mio.t erreichen könnte und damit rund 14 % niedriger als im Vorjahr (25,4 Mio.t) ausfallen könnte. Für die Sommergetreide-Produktion wird mit 35,5 Mio.t sogar ein Rückgang um knapp 6 % im Vergleich zum Vorjahr (37,7 Mio.t) erwartet. Die Weizenernte wird bei einem durchschnittlichen Flächenertrag von 3,31 t/ha auf insgesamt 19,3 Mio.t geschätzt. Damit würde die ukrainische Weizenernte 2014/15 rund 13 % niedriger als im letzten Jahr ausfallen.

 

Kommt El Niño wieder?
Inzwischen wächst die Befürchtung, daß das mit Hitze und Trockenheit verbundene Wetterphänomen El Niño die Ernteerwartungen für die Südhalbkugel schrumpfen läßt und auch die Ernteerwartungen für Teile der USA reduzieren könnte.

Denn alle paar Jahre tritt eine großräumige Erwärmung des tropischen Pazifiks auf, die auch mit extremen Wetterkapriolen einher geht. Nun bahnt sich offenbar ein neuer "El Niño" an. Eine wachsende Zahl von Meteorologen weist inzwischen darauf hin, daß die Wahrscheinlichkeit für die Rückkehr dieses Wetterphänomens wächst.

„El Niño“ könnte die Lage nicht nur in den trockenen australischen Anbaugebieten verschärfen. Auch andere Länder wären betroffen, da die überdurchschnittlichen Wasser-Temperaturen in der pazifischen Äquatorial-Region für Wetter-Kapriolen rund um den Globus sorgen.

Nicht ausgeschlossen ist daher, daß Witterungsprobleme die Versorgungsbilanz aus Produktion, Verbrauch und Lagervorräten weiter verengen könnten.

 
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