Ernte 2013: Ernteerwartungen für Europa erneut angehoben


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.07.2013


Trotz des späten Vegetationsstarts und der Kälte im Frühjahr haben sich die Getreide- und Ölsaatenbestände in Europa besser als erwartet entwickelt. Gestern hat die Prognoseabteilung der EU-Kommission ihre höheren Prognosezahlen vorgelegt.

 

Deutschland: Hitze führt zu Schmachtkorn
Sommerliche Hitze und fehlende Niederschläge lassen die Getreidebestände in Rekordtempo abreifen. Während die Wintergerstenernte von der derzeitigen Witterung profitiert, läßt die Hitze die später abreifenden Getreidearten extrem schnell abreifen. Auf Böden mit schwacher Feuchtenachlieferung aus tieferen Bodenschichten, sind erste Ertragsdepressionen zu beobachten.

Bereits bei Wintergerste fallen die Erträge und Hektolitergewichte sehr heterogen aus. Die hochsommerliche Wetterprognose für die kommenden Tage läßt die Ertragserwartungen vor allem auf leichteren Standorten sinken. Regional hat die "Turbo-Abreife" bereits zu Schmachtkorn geführt.

Die Weizenqualitäten dürften auch im weiteren Ernteverlauf recht heterogen ausfallen. Die Ernteerwartungen haben sich dennoch weiter erhöht. Die Prognoseabteilung der EU-Kommission hat am 22.07.2013 ihre Prognose für EU-Weichweizen auf 7,7 t/ha nach oben korrigiert und rechnet jetzt mit rund 4,9 % höheren Erträgen als im Vorjahr (7,34 t/ha). Damit liegen die Ertragsschätzungen für 2013 inzwischen sogar 2,6 % niedriger als im 5-Jahres-Durchschnitt (7,5 t/ha).

 

EU: Höhere Ertragserwartungen als 2012
Auch EU-weit hat das Sommerwetter die Ernteerwartungen steigen lassen. Die Prognoseabteilung der EU-Kommission hat ihre Erwartung für die Getreideernte um 2,5 % auf 5,32 T/ha nach oben korrigiert. Vor einem Monat war die EU-Analysten noch von 5,19 t/ha ausgegangen.

Im Einzelnen haben sich folgende Änderungen zur Juni-Prognose bzw. zum Vorjahr ergeben:

 
Ertrag in Tonnen pro ha
Veränderung
2012
Prognose
22.07.2013
Prognose
Vormonat
zum
Vorjahr
2012
zum
5-Jahres- Ø
Getreide insgesamt
4,87
5,32
5,19
+9,1
+5,0
Weichweizen
5,42
5,69
5,55
+4,9
+1,2
Wintergerste
5,21
5,48
5,36
+5,1
+4,5
Sommergerste
3,91
4,33
4,26
+10,9
+13,3
Körnermais
6,08
7,22
7,13
+18,9
+3,3
Roggen
3,72
3,73
3,56
+0,1
+11,7
Triticale
4,18
4,15
4,06
-0,6
+2,3
Rapssaat
3,11
3,08
3,02
-1,1
+1,2
Kartoffeln
30,61
31,65
31,00
+3,4
+3,5
Quelle: MARS, Stand 19.07.2013

Für die beiden größten Erzeugerländer Deutschland und Frankreich entwickeln sich die Ernteaussichten unterschiedlich: Während für Deutschland die Prognosen für die meisten Kulturen höher als im Vorjahr angesetzt werden, fallen die Erwartungen für Frankreich geringer aus.

Deutlich größere Ertragserwartungen haben die Länder der Iberischen Halbinsel und in Südosteuropa, die im letzten Jahr gravierende Ernteausfälle durch Trockenheit in Kauf nehmen mußten. Im Vergleich zum Vorjahr werden bei Weichweizen beispielsweise für Rumänien 27 % höhere Erträge, für Portugal sogar 85 % höhere Erträge erwartet.

Ausschlaggebend für das Angebot an Futtergetreide aus der Ernte 2013 wird vor allem die Körnermais-Ernte sein. Für Deutschland gehen die EU-Analysten mit Ertragserwartungen von 9,38 t/ha von einer um 10,5 % niedrigeren Ernte als im Vorjahr aus. Auch in Frankreich wird mit einer um 0,5 % niedrigeren Ernte (9,04 t/ha) als 2012 gerechnet. Auch bei Mais sind es die erwarteten Ertragssteigerungen in Südosteuropa, die die Ernteprognosen nach obnen treiben. Für Ungarn beispielsweise wird mit 74 %, für Rumänien mit 93 % höheren Erträgen als im Vorjahr gerechnet.

 

 

Schwarzmeer-Region: Höhere Ertragserwartungen als 2012
Warme Frühjahrstemperaturen haben die Entwicklung der Pflanzenbestände begünstigt. Im Westen der Ukraine haben üppige Niederschläge die Ertragserwartungen gesteigert, während das Niederschlagsdefizit im Osten das Ertragspotential zum Beispiel bei Gerste und Weizen unter den 5-Jahres-Durchschnitt gedrückt lassen. Für Körnermais haben späte Niederschläge jetzt die Ernteaussichten wieder verbessert.

Für Rußland wird eine überdurchschnittliche Winterweizenernte erwartet trotz zu geringer Niederschläge in den südlichen Regionen. Der frühe Vegetationsbeginn und warme Witterung haben das Wachstum beschleunigt. Sommerliches Wetter hat die Getreideernte zwei bis drei Wochen früher starten lassen.

 
 
 
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