Weizen: US-Kältewelle versus fundamentale Daten


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.02.2014


Am 12.02.2014 hieß es: "Rallye oder Flaute - das ist eine Wetterfrage." In den letzten Tagen hat die Kältewelle in den USA den Preistrend bestimmt. Sie dringt immer tiefer in den US-Süden vor und läßt das Auswinterungsrisiko steigen. Ob die US-Kälte jedoch nachhaltig die Weizenmärkte aufheizen kann, hängt noch von etlichen weiteren Marktfaktoren ab.

 

Marktlage
Frostiges Winterwetter hat in den USA inzwischen wieder rund drei Viertel des Landes im Griff. Während sich die Kältewelle aus dem Norden immer weiter bis in die südlichen US-Bundesstaaten vorarbeitet, sind seit letzter Woche die Risiko-Prämien an den Börsen gestiegen.  

Temperaturen in den USA


Nachdem in den Wochen zuvor die Temperaturen knapp über den Gefrierpunkt gestiegen waren, ist die schützende Schneedecke in mehreren wichtigen Anbauregionen geschmolzen.
Im "Mittleren Westen" wachsen die Auswinterungsrisiken für den Soft-Red-Winter-Weizen und auch in den "Südlichen Ebenen" läßt die extreme Kältewelle mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt sacken. Hier wird das Auswinterungsrisiko jedoch bisher nicht sehr hoch eingeschätzt. Hier werden die Risiken durch die wachsende Trockenheit als deutlich problematischer eingeschätzt.

Die Wettermodelle gehen davon aus, daß die Temperaturen in den USA bis morgen noch weiter sinken und der Frost noch weiter in den Süden vordringt. In den Folgetagen erwarten die Meteorologen dann allmählich den Rückzug der Kälte in Richtung Norden.

Temperaturen in den USA


Dem Preistrend hat die US-Kältewelle in den letzten Wochen einen deutlichen Stempel aufgedrückt. Bereits im Vorfeld, als Langzeitprognosen die Temperaturentwicklung prognostizierten, zogen in den USA zum Beispiel an der US-Börse in Kansas die Kurse steil an.

Die Warenterminbörse in Paris folgte den transatlantischen Hausse-Vorgaben jedoch nur zögerlich und abgeschwächt, während an unserem heimischen Kassamarkt die komfortable Versorgung aus der Ernte 2013/14 heraus und die hohen Anbauerwartungen zur nächsten Ernte nur einen kleinen Spielraum für Preisaufschläge eröffneten.

Dennoch ist inzwischen auch der Kassamarkt in einen Aufwärtstrend eingeschwenkt. Vor allem auf der Großhandelsebene - zum Beispiel am Exporthafenstandort Hamburg oder am Binnenhafenstand Mannheim - haben die Preise inzwischen deutlicher zugelegt.


Inzwischen ist die Rallye an den US-Börsen bereits wieder Vergangenheit. Das Ende der Kältewelle wird am Horizont erkennbar und der Blick der Marktbeteiligten richtet sich damit wieder auf die fundamentalen Daten.

Daß Ägypten jetzt ein US-Weizengeschäft storniert hat, sorgt für schlechte Stimmung an den US-Märkten. Man befürchtet, daß sich die Exportchancen schlechter entwickeln als erwartet. Diese Erwartung hat dem Börsenhandel bereits gestern einen empfindlichen Dämpfer verpaßt.

Trotz der satten Kursgewinne der Vortage, ist es dem US-Weizen nicht gelungen seinen
Trendkanal nach unten zu durchbrechen. Der latente Abwärtstrend ist nach wie vor aktiv.

 

Prognose
Auch wenn der März-Termin an der Warenterminbörse in Paris gestern die 200 Euro-Marke geknackt hat und damit die Kurse auf ein 7-Wochen-Hoch gestiegen sind, ist der latente Abwärtstrend noch immer ungebrochen.
Das ist auch daran erkennbar, daß die späteren Fälligkeits-Termine - insbesondere die Ernte 2014-Termin - gestern nur noch schwach im Plus lagen.

Nicht übersehen sollte man bei den Kursanstiegen der letzten Tage an den US-Börsen, daß auch die geopolitische Situation in Osteuropa (unklare politische Lage in der Ukraine, Alarmbereitschaft der Streitkräfte im Westen Rußlands) für einen Teil der Kursanstiege verantwortlich zeichnet.

Ich bleibe daher bei meiner Markteinschätzung vom 19.02.2014:
Zunächst dürfte in den nächsten ein bis zwei Wochen
• das Exportgeschäft die Baisse-Wirkung einer komfortablen Versorgungslage weiter überdecken,
• der im Vergleich zum US-Dollar starke Euro-Kurs das Exportgeschäft nur geringfügig belasten,
• die "Sonderangebote" aus der Schwarzmeer-Region erst zeitverzögert zu Preisdruck führen..

Dennoch sollte nicht außer acht gelassen werden, daß die Witterungsrisiken in den USA noch nicht gänzlich gebannt sind und bei neuer Nachrichtenlage dem spekulativen Preisauftrieb neue Nahrung liefern könnten.

Fazit: Eine echte Trendwende ist noch nicht erfolgt. Daher sind die bisherigen Baisse-Faktoren noch aktiv. Ob eine Trendwende möglich wird, hängt letztendlich von den Anbau- und Ernteaussichten zur nächsten Ernte auf der Nordhalbkugel ab.

 
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