Börse: ... sagt der Winter leise "Ade"


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.02.2014


Nicht nur der gestrige Feiertag in den USA ließ die Investoren an den Börsen im Trüben fischen. Frustration an den Agrarbörsen kommt auch angesichts hoher Ernte-Erwartungen für 2014/15 auf. So sind es vor allem die anhaltende globale Exportnachfrage und die Spätfolgen der US-Kälte, die die Kurse stützen.

 

Devisen & Konjunktur
Der gestrige Monat verlief nicht nur an den Devisenmärkten äußerst ruhig. Da in den USA aufgrund des Feiertags "President's Day" der Börsenhandel auf Sparflamme lief, fehlten gestern Marktsignale und Impulse.

Eher günstig bewertete Konjunktursignale aus der Euro-Zone, kritisch interpretierte Wirtschaftsdaten aus den USA und schwache Wachstumszahlen aus Japan stützen weiterhin den Kurs unserer Gemeinschaftswährung. Am Freitag war der der Euro-Referenzkurs auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn gestiegen. Gestern wurde der Euro-Kurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3699 US-Dollar geringfügig niedriger als am Vortag festgesetzt.

Doch heute im frühen Handel wird der Euro gegenüber dem Dollar wieder über der Marke von 1,37 US-Dollar gehandelt. Der Euro profitierte auch davon, daß die japanische Zentralbank ihren ultra-aggressiven geldpolitischen Kurs bestätigt hat und ihr Kreditprogramm für Banken ausgeweitet hat. Heute warten die Anleger gespannt auf neue Konjunkturdaten - u.a. auch aus Deutschland, den USA und Großbritannien.

 

Energie
In den USA ebbt die Kältewelle zwar allmählich ab. Doch nach wie vor sind es die winterlichen Temperaturen jenseits des Atlantiks, die den Rohölpreis bestimmen. Ein Wintersturm im mittleren Westen der USA brachte gestern die Rohöl-Kurse auf Trab, da man mit einem anhaltend großen Heizölbedarfs in Amerika rechnet.

Am letzten Freitag wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im März Zum Handelsschluß mit 100,30 Dollar gehandelt. Heute im frühen Handel hat sich WTI-Öl leicht verteuert.

Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur April-Fälligkeit verteuerte sich gestern zum Handelsschluß auf 109,19 Dollar. Heute im frühen Handel stehen Gewinnmitnahmen im Vordergrund und der Brent-Ölpreis zeigt leicht nach unten.

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffmärkten warten die Investoren zunächst einmal ab, wie sich das Wetter rund um den Globus weiter entwickelt.

In der EU sagt der Winter leise "Ade". Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach war der Winter in Deutschland bisher etwa 2,5 Grad wärmer als in durchschnittlichen Jahren. Entsprechend günstig entwickeln sich die Ernteaussichten für die Winterkulturen - insbesondere in den großen Anbauländern Deutschland und Frankreich. In Frankreich werden trotz Starkregen und Sturm rund 76 % der Winterweizen-Feldbestände mit "gut" bis "sehr gut" eingestuft. Im Vorjahr erreichten nur 66 % der Bestände diese Bonitierung. Bei Wintergerste werden 74 % der Felder mit "gut" bis "sehr gut" bewertet (VJ: 67 %).

So sind es nach wie vor der flotte EU-Weizen-Export und das zögerliche Angebot der Produzenten am Kassamarkt, die den Preistrend stützen. Mit 18,5 Mio.t Weizen übertrafen die EU-Exporte den Vorjahreswert um 53 %. Auch an den Seehafenstandorten in Deutschland laufen die Verladungen mit unverändert hohem Tempo. Umfangreiche Lieferungen gingen zuletzt auch wieder in den Iran.

In den USA zieht sich die klirrende Kälte allmählich in Richtung Norden zurück. Damit schwindet vor allem in den Anbaugebieten der "Südlichen Ebenen" die Gefahr von Frostschäden, doch auch die schützende Schneedecke schmilzt in weiten Regionen dahin. Damit steigt auch wieder die Frostgefahr.

In der Schwarzmeer-Region bleibt das Winterwetter für die Jahreszeit unüblich mild. Bei Temperaturen zwischen 0°C und 13°C hat Schnee keine Chance und auch der Export über die Schwarzmeerhäfen wird nicht behindert. Russischer Weizen hat an Wettbewerbskraft gewonnen, nachdem die Preise an den Schwarzmeer-Häfen in der letzten Woche um umgerechnet 2 bis 6 Euro/t auf 177 bis 202 Euro/t netto FOB für Weizen mit 12,5 % Protein nachgegeben haben.

Für die anstehende Frühjahrsbestellung in Rußland rechnet das Landwirtschaftsministerium damit, daß die Anbaufläche der Sommerkulturen um rund 3 % im Vergleich zum Vorjahr ausgeweitet werden kann. In der Ukraine präsentieren sich die Wintergetreidebestände in gutem Zustand und die Erwartungen für den Anbau der Sommerkulturen liegen über dem Vorjahr.

An den europäischen Börsen notierte der Brotweizen-Future gestern ohne große Veränderungen. Die März-Fälligkeit wurde gestern mit 198,25 Euro/t um -0,25 Euro/t niedriger zum Vortag gehandelt. Futterweizen blieb dagegen mit 152,50 Euro/t unverändert. Rapssaaten konnten gestern für die Fälligkeiten bis Mai 2015 ihre Gewinne zwischen 3,75 und 5,25 Euro/t weiter ausbauen und folgen damit nicht dem Kursanstieg bei US-Sojaschrot.

 

Ausblick
Nicht nur in Westeuropa sagt der Winter leis' "Ade". Kein Wunder, daß die Investoren an den Börsen angesichts der derzeit guten Anbauaussichten zur Ernte 2014/15 zunächst einmal auf Tauchstation gegangen sind. Denn auch sie wissen, daß die Winter-Risiken - rein kalendarisch - noch nicht völlig gebannt sind.

Auch an den Kassamärkten warten Käufer wie auch Verkäufer zunächst einmal die weitere Entwicklung ab. Das Interesse, die unverkaufte Lagerware an den Markt zu bringen, bleibt gedämpft. Für stabile Preise sorgt aber nicht nur das geringe Angebot, sondern vor allem der flotte EU-Getreideexport.

Für die EU-Exporteure wird das Geschäft In der letzten Zeit jedoch wieder härter. Bereits seit Mitte letzten Jahres belastet der feste Euro-Kurs die Geschäftsabschlüsse im internationalen Handel. Hinzu kommt aber in den letzten Wochen, daß Rußland und die Ukraine wieder mit Sonderangeboten und günstigen Frachtkosten die Preisführerschaft am Weltmarkt übernommen haben.

 
 
 


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