Schwacher US-Dollar belastet den Rapssaaten-Markt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 08.12.2003

Mit dem China-USA-Konflikt kam der Ölsaatenmarkt ins Trudeln. Die Schwächephase war jedoch - auch am Rapsmarkt - nur von kurzer Dauer. Jetzt ziehen die Kurse wieder an.

Marktlage
Einer der Faktoren der Hausse der letzten Wochen war neben der knappen Versorgungslage der hohe Importbedarf Chinas bei Ölsaaten und pflanzlichen Ölen. China tritt schon seit geraumer Zeit als wichtiger Käufer am Weltmarkt auf. Überrachend verhängten die USA in der vorletzten November-Woche Strafzölle für bestimmte Textilien und andere Produkte aus China.

Die kurzzeitige Schwächephase ist vorbei und die Kurse am Rapsmarkt stabilisieren sich wieder. Wie bereits in dem Weizen-Beitrag von 23.11.2003 erwähnt, kann sich China nicht in einen Handelsstreit mit den USA einlassen, da China gezwungen ist, umfangreiche Mengen an Weizen, Sojabohnen usw. am Weltmarkt zuzukaufen. So soll China inzwischen wieder Sojabohnen in den USA gekauft haben, was aber bisher nicht bestätigt wurde. China's Raps-Importe aus Kanado stiegen seit Oktober 2003 sprunghaft auf 300.000 t (10-12/2003: 51.000 t) an.

Derzeit ist es vor allem der Markt für pflanzliche Öle, der den Rapsmarkt stabilisiert (siehe hierzu auch den Beitrag "Raps auf der Überholspur" vom 05.11.2003). Spekulationen, daß kurzfristig verfügbare pflanzliche Öle knapp sein könnten, nähren die Hoffnung auf weitere Preisanstiege.

Fakten

  • Pflanzliche Öle: Größere Produktion - wachsender Bedarf
    Die Produktion der 8 wichtigsten pflanzlichen Öle wird 2003/04 nach derzeitiger Einschätzung deutlicher als bisher erwartet um auf 99,1 Mio. t ansteigen, und damit das Vorjahresergebnis um 5,3 Mio. t übertreffen. Für den Produktionsanstieg ist vor allem eine größere Rapsölproduktion verantwortlich. Dennoch wird nur eine geringe Erhöhung bei den Endbeständen erwartet. Das Verhältnis der Endbestände zum Verbrauch dürfte dann sogar auf nur noch 9,6 % des Bedarfs sinken.
    Der hohe Importbedarf der VR China hat die Sojaöl-Exporte aus Argentinien, Brasilien und den USA mit 11,4 Mio. t im Zeitraum September-November 2003 auf ein neues Rekordniveau anwachsen lassen.
    Hausse-Signal

  • Rapsverarteitung in Deutschland rückläufig
    Mit 1,11 Mio. t Ölsaaten konnten die deutschen Ölmühlen ein Plus von 3 % bei der Verarbeitungsmenge im ersten Quartal des Wirtschaftsjahres 2003/04 (Juli bis September 2003) verzeichnen. Dennoch war die Rapsverarbeitung rückläufig und lag im Quartalsvergleich um fast 7 % niedriger. Raps konnte trotzdem seine Position als wichtigste Ölsaat verteidigen.
    Hausse-Signal

  • Argentinien: Noch immer zu wenig Regen
    In Argentinien ist die Aussaat zu etwa ein Drittel erfolgt. Noch immer ist die Wetterlage in Argentinien zu trocken. Die Pflanzenbestände leiden unter der Dürre. Die Niederschläge am 02.12.2003 haben nicht ausgereicht, um den Böden eine für die Aussaat und das Wachstum erforderliche Feuchtigkeit zu verleihen.
    Hausse-Signal

  • Brasilien: Hervorragende Wachstumsvoraussetzungen
    Die Sojabohnenaussaat in Brasilien ist so gut wie abgeschlossen. Die Wetterbedingungen sind in den meisten Anbauregionen Brasiliens durchweg günstig.
    Baisse-Signal

  • Kanada: Wachtum beim Export
    Nach der jüngsten Prognose von von StatCan wurden 2003/04 rund 6,669 Mio t (2002/03: 4,178) Canola-Raps geerntet. Kanada verzeichnet daher deutliche Exportzuwächse bei Rapssaat. Die Ausfuhr konnte mehr als verdoppelt werden. Berücksichtigt werden muß jedoch, daß die Jahrhundertdürre des letzten Jahres zu einem extremen Ernte-/Exporteinbruch in Kanada geführt hatte. Derzeit profitiert der kanadische Rapsexport von der geringen Rapsproduktion der EU und dem entsprechend niedrigen Exportangebot. Kanadischer Raps ist somit am Weltmarkt wieder zu einer echten Preiskonkurrenz für EU-Ware geworden.
    Baisse-Signal

  • Schwacher US-Dollar belastet Rapspreis
    Der Kurs des US-Dollars ist im Vergleich zum Euro weiter abgesackt. Damit werden Exporte aus der EU immer schwieriger und sind immer weniger lukrativ. Die Kursentwicklung belastet derzeit auch den Rapsmarkt.

     

    Baisse-Signal

Prognose
Nach meiner Einschätzung könnte sich der Rapsmarkt bis zum Jahresende etwas schwächer entwickeln. Ich erwarte, daß ein großer Anteil das Spekulationskapitals für Gewinnmitnahmen noch in 2003 genutzt wird, so daß die internationalen Ölsaatenmärkte nur geringe Impulse für weitere Preisanhebungen erhalten dürften.

Ernte 2003
An unseren heimischen Märkten kommt das Geschäft - wie vor Weihnachten üblich - langsam und allmählich zum Erliegen. Die Verarbeiter fragen deutlich weniger Ware nach. Zugleich halten sich Agrarhandel und Erzeuger jedoch auch mit Angeboten zurück und spekulieren auf wieder anziehende Kurse im nächsten Jahr. Zudem belastet der niedrige Kursverlauf des US-Dollars die Preisentwicklung bei Raps.

Hinsichtlich der Planung eines Verkaufszeitpunktes haben sich die Monate Dezember bis Februar in den letzten Jahren als weniger günstig herausgestellt. Der Ernte der Sojabohnen beginnt in Brasilien im Februar und in Argentinien im April, so daß der EU-Markt mit erster südamerikanischer Ware ab Ende März rechnen kann. Nach meiner Einschätzung könnte die zu erwarteten Ernte zwar kleiner ausfallen als bisher erwartet, jedoch immer noch Rekordniveau erreichen und ab Februar/März die Rapspreis-Entwicklung belasten. Gespannt wartet man auf die Dezember-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums am 11.12.2003. Man erwartet, daß die Sojabohnenernte in Südamerika niedriger eingeschätzt wird. Dann könnte der Markt nochmals einen Auftrieb erfahren.

Ernte 2004
Auf größeres Interesse stoßen Terminkontrakte zur Ernte 2004. Attraktiv sind nach wie vor Rapsverkäufe zur Ernte 2004, die noch immer bei 230-243 €/t franko Landhandelslager liegen.

 
 
 

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