Die täglichen oder gar stündlichen Niederschläge
in weiten Teilen Deutschlands dauern an. Keine Ware - kein Geschäft.
Der Markt verharrt in Lethargie.
Marktlage
Auf einzelnen Frühdruschflächen konnte Wintergerste noch
vor Beginn der "Regenzeit" gedroschen werden. Diese ersten
Erntemengen werden zumeist eingelagert und kommen selten auf den
Markt. Aufgrund der Ernteverzögerung ist die Versorgungslage bei
den Mühlen und Mischfutterwerken derzeit nicht mehr komfortabel.
Anders als in den Vorjahren herrscht kurz vor dem Start der Gerstenernte
tiefes Schweigen über die Preisgestaltung. Kein Gemunkel, kaum
Spekulationen und nur selten werden Kurse genannt, die sich irgendwo
im Preisbereich des Interventionsniveaus bewegen.
Sollte es weiterhin regnen, werden zudem höhere Kosten für die
Trocknung und Lagerung der Ernte entstehen.
Fakten
- Produktionssteigerung in der EU-25
Die neuesten Prognosen für die Ernte in der EU-25 gehen - wie
erwartet - von einer deutlich höheren Ernte aus. Der
europäischen Getreidehandelsverbandes Coceral wie auch
das französische Getreideamt Onic erwarten Produktionszuwächse
bei Gerste zwischen 6 und 8 %.
in Mio.t
|
Coceral
|
Onic
|
EU-15
|
EU-25
|
EU-25
|
2004
|
2003
|
2004
|
2003
|
2004:
2003
|
2004
|
2003
|
2004:
2003
|
Gerste |
49,9
|
46,1
|
58,2
|
54,1
|
+8 %
|
58,0
|
55,0
|
+6 %
|
darunter Sommergerste |
24,7
|
25,8
|
29,7
|
31,1
|
-4 %
|
30,0
|
31,0
|
-5 %
|
Getreide insg. |
212,6
|
182,1
|
267,2
|
226,6
|
+18 %
|
268,0
|
231,0
|
+16 %
|
Quelle: Coceral; Onic |
Baisse-Signal
- Höhere Gerstenernte in Deutschland
Für Deutschland erwartet der europäischen Getreidehandelsverbandes
Coceral mit 11,8 Mio.t Gerste - darunter knapp
3 Mio.t Sommergerste - eine Produktionsausdehnung um
über 11 % (Vj.: 10,6).
Getreide-Produktion in Deutschland
in Mio. t
|
|
2004
|
2003
|
Veränderung 2004:2003
|
Gerste |
11,8
|
10,6
|
+11 %
|
darunter Sommergerste |
3,0
|
3,6
|
- 17 %
|
Getreide insgesamt |
47,0
|
39,4
|
+19 %
|
Quelle: Coceral,
25.06.2004 |
Baisse-Signal
- Anteil der EU am Welthandel schrumpft
In den vergangenen Jahren ist der Anteil der EU am Welthandels-Volumen
deutlich zurückgegangen. Nach der dominierenden Position
der EU in den 80er Jahren haben EU-Exporte inzwischen zunehmende
Konkurrenz durch Offerten aus Australien, der Russischen Föderation
(GUS) wie auch der Ukraine bekommen.
Die Ernte 2004 dürfte in der GUS und in der Ukraine wieder
deutlich besser ausfallen als im Dürrejahr 2003. Marktbeteiligte
gehen daher von einem größeren Angebot aus diesen Marktregionen
aus. Die osteuropäische Konkurrenz dürfte daher mit
Erntebeginn wieder für Preisdruck sorgen. Derzeit ist von
Preisofferten unter 100 €/t zu hören.
Saudi-Arabien, eines der traditionellen Exportländer für
die EU, soll noch über ausreichende Vorräte aus der
vergangenen Ernte verfügen, so daß von dieser Seite
die Nachfrage zunächst kleiner ausfallen dürfte als
erwartet.
Detaillierte Informationen zu den Aussichten am Gerstenmarkt entnehmen
Sie bitte dem Beitrag vom 15.07.2004 (morgen):
"Futtergerste
2004/05: Mehr Konkurrenz - schwächere Preis-Chancen".
Baisse-Signal
Prognose
Nachdem die EU-15 bzw. EU-25 in den vergangenen Jahren gewöhnlicherweise
zwischen 6 und10 Mio.t Gerste in Drittländer exportieren
konnte, ist der Exportanteil in den vergangenen Jahren dramatisch
geschrumpft.
Die hohe Produktionsmenge in der EU ist jedoch auf einen Abfluß
der Übermengen an den Weltmarkt angewiesen. Folglich wird die
Entwicklung am Exportmarkt in der Saison 2004/05 eine entscheidende
und preisbestimmende Rolle spielen. Dabei ist auch die Entwicklung
des US-Dollarkurses als wichtiger Faktor für das Drittlandsgeschäft
zu werten.
Nachem im Januar/Februar 2004 noch gute Kontraktmöglichkeiten
bestanden, ist zu erwarten, daß die Preise während der
Erntezeit unter Druck geraten könnten. Nach Möglichkeit
sollten daher Verkäufe in der Erntezeit vermieden werden. Die
noch immer begrenzten Lagerkapazitäten der Schwarzmeer-Staaten
lassen eine Entspannung am EU-Markt nach meiner persönlichen
Einschätzung ab der zweiten November-Hälfte erwarten.