Triumpfzug der Futtergerste flacht ab
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 12.12.2003

Die Futtergersten-Preise haben ein neues, seit Jahren nicht gekanntes Rekordniveau erreicht. Welche Aussichten hat Futtergerste am Markt?

Marktlage
Nachdem die Preise für Futtergerste am Jahresanfang noch auf einem historischen Tiefststand vor sich hin dümpelten, begann bereits in der Erntezeit ein beispielloser Höhenflug der Kurse. Seitdem konnten sich die Kurse wöchentlich weiter verbessern und haben inzwischen im bundesdeutschen Durchschnitt das Niveau von 127 €/t netto franco Landhandelslager erreicht. Die Spanne streut in den Regionen Deutschlands mit 114-133 €/t sehr weit. An den Seehafenstandorten bewegen sich die Kurse auf Großhandelsebende derzeit bei etwa 145 €/t netto.

Der Markt für Futtergetreide und Futtergerste ist nach wie vor knapp versorgt. Die Erzeuger und der regionale Landhandel bieten nur wenig Ware an und spekulieren auf weitere Preiserhöhungen. Aufgrund der in der Vorweihnachtszeit etwas geringeren Nachfrage konnte sich die Lage in den letzten Tagen jedoch etwas entspannen, so daß die Kurse derzeit auf dem erreichten Niveau verharren.

Fakten

  • Wachsender Verbrauch - sinkende Endbestände
    Obwohl sich die Produktion nach den enormen Ernteausfällen 2002/03 in Kanada und Australien wieder erholen konnte, sinken die Endbestände aufgrund des stark wachsenden Verbrauchs. Lagen die Endbestände im Jahr 2000/01 noch bei knapp 17 % des jährlichen Bedarfs, so sind sie inzwischen auf nur noch 12 % des Bedarfs abgesackt.

    Gerste-Produktion und Endbestände (Mio. t)
     
    2000/01
    2001/02
    2002/03
    2003/04
    EU-15
    51,55
    48,03
    48,02
    47,00
    -Deutschland
    12,20
    13,49
    10,93
    10,68
    Kanada
    13,17
    10,85
    7,49
    12,15
    Australien
    7,20
    7,46
    3,71
    8,00
    Türkei
    7,40
    6,90
    7,40
    7,00
    USA
    6,94
    5,43
    4,93
    6,01
    Welt Produktion
    133,67
    140,57
    133,09
    137,11
    Welt Verbrauch
    134,83
    135,91
    133,79
    145,53
    Welt Endbestände
    22,42
    28,30
    27,59
    17,74
    *) vorläufige Zahlen basierend auf letzter Prognose
    Quelle: Abare, COCERAL, FAO, StB, USDA

    Hausse-Signal

  • Knappes Angebot in Deutschland und der EU
    Die Sommertrockenheit in weiten Regionen der EU hat die Ernte nochmals kleiner ausfallen lassen als in den Vorjahren. In Deutschland wurde zum zweiten Mal in Folge mit 10,7 Mio. t eine sehr geringe Erntemenge eingebracht. Aufgrund der bereits während der Erntezeit steigenden Preise wurde seitens der Landwirtschaft inzwischen mehr Futtergerste verkauft als in den Vorjahren üblich. Damit steht auch für das kommende Jahr bis zur nächsten Ernte weniger Ware zur Verfügung.


    Das knappe Angebot am Markt und der hohe Bedarf der Mischfutterindustrie haben die Kurse auf das höchste Preisniveau seit Jahren getrieben. Bis zur nächsten Ernte bleibt das Angebot knapp.
    Hausse-Signal

  • Australien's Gerstenernte wieder auf Rekordniveau
    Die Gerstenernte in Australien fällt doch besser aus als bisher erwartet. Nach der neuesten Prognose des Australia Bureau of Statistics (ABS) wurden die Produktionserwartungen seit der Vormonatsschätzung um 1 Mio. t (+14 %) auf 8,0 Mio. t angehoben. Nach dem Dürrejahr 2002/03 wird jetzt mit einer 116 % (!) höheren Produktion als im Vorjahr (3,7 Mio. t) gerechnet. Die Ausweitung des Anbaus, höhere Erträge und bessere Wachstumsbedingungen haben haben zu der höheren Ernte geführt. Traditionell findet die australische Ernte im Export vorrangig Absatz im asiatischen Raum. Folglich schmälern sich hier die Exportmöglichkeiten der EU.
    Baisse-Signal

Prognose
Die Geschäftstätigkeit läßt in den letzten Tagen vor Weihnachten merklich nach. Mit der schwächeren Nachfrage verharren die Kurse auf dem erreichten Niveau. Dennoch bleiben die Futtergetreidemärkte bis auf weiteres knapp versorgt. Die Mischfutterindustrie - in den letzten Wochen ein preisbestimmender Käufer - scheint bis zum Februar nächsten Jahres ausreichend mit Ware versorgt zu sein. Ab Februar ist jedoch wieder mit Anschlußbedarf zu rechnen.

Nach meiner Einschätzung dürften sich die Preise in den nächsten Wochen seitwärts bewegen bzw. eine leichte Schwäche aufgrund niedrigerer Umsätze aufweisen. Ab Mitte Februar erwarte ich eine erneute Stablisierung des Marktes

 
 
 

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