EU-Futtergerste: Export gewinnt an Schwung
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 29.01.2003


Während die Prognose höherer US-Erntevorräte durch das US-Landwirtschaftsministeriums am 10.01.2003 zu Kursverlusten am internationalen Getreidemarkt führte, konnten sich die Preise für Gerste deutlich verbessern.

Marktlage
An den Seehafenstandorten kommt das Exportgeschäft langsam wieder in Schwung. so konnten sich die Kurse in Norddeutschland zuletzt leicht verbessern. Die neuen EU-Importregelungen haben zu einer deutlichen Reduktion der Getreideimporte aus Osteuropa geführt. Der geringere Importdruck läßt die Kurse wieder anziehen. Das frostige Wetter behindert zudem die Verladungen in den Schwarzmeerhäfen.

Die Preise für interventionsfähige Futtergerste konnten seit dem Preiseinbruch auf 82 €/t netto in der Erntezeit inzwischen wieder auf 95 €/dt frei Landhandelslager anziehen.

Franko Seehafen Hamburg liegen die Kurse bei 113 €/t für prompte Ware. Spätere Termine erzielen deutliche Preisaufschläge. Vor allem die aufwärts gerichtete Preisentwicklung an den Seehäfen spiegelt die knappe Versorgungssituation mit neuerntiger Ware am Weltmarkt wider. Die Ernteeinbußen in einigen Exportländern lassen an den dortigen Märkten die Kurse in die Höhe schießen. Entsprechend bewegen sich auch die Weltmarktpreise nach oben.

Fakten

  • Die Ernten der großen Futtergersten-Exporteure Kanada und Australien fallen aufgrund der anhaltenden Trockenheit in diesem Jahr deutlich geringer aus. Somit stehen auch erheblich geringere Mengen aus diesen Ländern für den Export zur Verfügung. Von dieser Situation dürfte der Export der EU - immerhin der weltweit größte Futtergersten-Produzent und -Exporteur - profitieren.

     
    Gerste-Produktion in Mio. t
    2000/01
    2001/02
    2002/03 *)
    EU-15
    51,55
    48,03
    47,89
    Deutschland
    12,20
    13,49
    10,97
    Kanada
    13,17
    10,85
    7,28
    Australien
    7,20
    7,46
    3,26
    Türkei
    7,40
    6,90
    7,50
    USA
    6,94
    5,43
    4,94
    Welt
    133,67
    140,57
    132,21
    *) vorläufige Zahlen basierend auf letzter Prognose
    Quelle: Abare, COCERAL, FAO, StB, USDA

    In den USA fiel die Gerstenernte 2002/03 mit 4,9 Mio. t rund 9  % niedriger als die Vorjahresernte. Das bedeutet, daß die niedrigste Erntemenge seit 1937 eingebracht wurde.

    Auch in Kanada brachte die schlimmste Dürre seit 130 Jahren erhebliche Ernteeinbußen. Die Ernte 2002/03 ist mit 3,26 Mio. t die niedrigste seit 34 Jahren.

    In Australien fällt die zu einem großen Teil für den Export bestimmte Gerstenernte aufgrund der größten Dürre seit 100 Jahren auf ein neues Rekordtief. Nach Angaben des australischen Landwirtschafsministeriums (ABARE) wird mit einem Rückgang der Gerstenexporte auf 1,6 Mio. t im Wirtschftsjahr 2002/03 (Okt./Sept.) gerechnet, nachdem die Exporte im vergangenen Jahr noch bei 4,8 Mio. t lagen.
    Hausse-Signal
  • Die Türkei, der weltweit fünftgrößte Produzent von Futtergerste hat in den letzten Jahren wachsende Mengen am Weltmarkt verkauft. Vor allem die traditionellen Absatzgebiete der EU in Nordafrika wurden als Kunden "abgeworben".
    Baisse-Signal

  • Die in der FUS zusammengeschlossenen osteuropäischen Staaten und die Ukraine konnten in den letzten Jahren ihren Export bei Gerste deutlich steigern:
    Futter-Gerste: Export (WJ Okt./Sept.) in Mio. t
    Region
    1998/99
    1999/00
    2000/01
    2001/02
    2002/03
    FUS
    0,09
    0,39
    1,03
    2,66
    3,50
    Ukraine
    0,97
    0,79
    1,48
    3,15
    4,00

    Bereits für das kommende Wirtschaftsjahr ist eine weitere Steigerung des Exportgeschäftes und der Ausbau der Verlademöglichkeiten an den Hafenstandorten geplant.
    Baisse-Signal

  • In der EU ist die Gerstenernte 2002 mit 47,9 Mio. t trotz der Verluste durch Überschwemmungen erneut hoch ausgefallen. Einer Ernte von 47,9 Mio. t steht ein Inlandsverbrauch in Höhe von rund 40 Mio. t gegenüber. Der Export in Drittländer erreichte im Jahr 2000 mit 10,5 Mio. t eine Rekordmarke, die im Folgejahr nicht mehr erreicht werden konnte. Die traditionellen Exportländer der EU wie z.B. die arabischen Staaten kaufen 8in den letzten Jahren verstärkt osteuropäische Herkünfte.
    Baisse-Signal
  • Die deutlich über der Produktion liegende Erzeugung in der EU bindet die Preisentwickluing im Binnenmartkt eng an die Entwicklung des Export-Geschäftes.

    Die derzeit über den EU-Preisen liegenden Kurse am internationalen Markt werden durch die die Schwäche des US-Dollar gegenüber dem Euro und durch die Gewährung von höheren Exporterstattungen (23.01.2003: 15 €/t) in ihrer Auswirkung gedämpft.

    Australien tritt in Normaljahren jeweils mit Jahresbeginn wieder stark als Anbieter in Erscheinung. In dieser Saison wird Australien jedoch Probleme haben, eingegangene Lieferverpflichtungen überhaupt zu erfüllen.
    Hausse-Signal

Prognose
Obwohl die EU-Ernte kleiner als erwartet ausgefallen ist, bleibt das Angebot in der EU umfangreich. Die Kursentwicklung hängt wie in den Vorjahren vollkommen vom Abfluß der Ware über den Drittlands-Export ab.

Die weltweite Versorgung mit Futtergerste fällt im WJ 2002/03 knapper aus als in den Vorjahren. Da nicht nur die weltweite Produktion niedriger ausfällt als im Vorjahr, sondern auch die Endbestände der 5 größten Exporteure deutlich geschrumpft sind, erwarte ich, daß der EU-Export in den nächsten Wochen zunehmend in Schwung kommen wird. Dies sollte sich auch bei den Erzeugerpreisen bemerkbar machen.

 
 
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