Nicht ganz überraschend kamen die neuen statistischen Zahlen
aus den USA, doch ihre Wirkung verfehlten sie dennoch nicht: Statt
der erwarteten Aussicht auf eine höhere Ernte als 2002, reichen
die Prognosen inzwischen mit 71,9 Mio.t US-Bohnen nur noch für
ein Minus von 3%. Der Markt reagierte zunächst mit leichter
Panik.
Marktlage
Nach der Veröffentlichung der neuesten Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums
am 11.09.2003 zogen die Kurse an den US-Märkten in leichter
Panikstimmung zunächst stark an. Damit wurde der bereits seit
zwei Wochen andauernde Preisanstieg fortgesetzt. Inzwischen hat
sich die Stimmung etwas beruhigt, da keine unmittelbare "Mangelsituation"
bevorsteht. Seit dem 15.09.2003 geben die Kurse erstmals wieder
leicht nach.
Die Nachftage konzentriert sich derzeit auf vordere Liefertermine.
Da der Bedarf trotz der US-Prognose überschaubar ausfällt,
haben sich die Preise in Deutschland an den Seehafen-Standorten
inzwischen wieder leicht abgekühlt. Die Preise liegen derzeit
für Sojaschrot 44/45 am Standort Hamburg bei rund 198 €/t
netto für prompte Ware. Am Binnenstandort Mainz werden 210 €/t
netto genannt.
Fakten
- USA: Ernteerwartung korrigiert
Auf die Rücknahme der Ernteerwartungen in den USA, die das
US-Landwirtschaftsministerium am 11.09.2003 veröffentlichte,
reagierte der Markt mit leichter Panik. Die krassen Preissteigerungen
der beiden Folgetage lassen sich jedoch nur mit Panikreaktionen
begründen, da der Markt bereits seit Mitte August mit deutlichen
Kurssteigerungen reagiert hatte.
Die Grafik zeigt die weltweite Entwicklung der Endbestände
bei Sojabohnen (gelb) sowie Ölsaaten insgesamt (braun). Auf
die Rücknahme der Ernteprognosen für das Wj 2003/04
reagierte der Markt mit einem weiteren krassen Preisanstieg, der
sich seit Anfang dieser Woche wieder abschwächt.
Die Grafik zeigt zudem sehr deutlich, daß die Angebotslage
zwar kapp, jedoch nicht bedenklich ist. Aus dem Wirtschaftsjahr
1996/97 beispielsweise gingen lediglich Endbestände in Höhe
von 14,4 Mio.t Sojabohnen bzw. 19,1 Mio.t Ölsaaten
hervor. Fazit: Auch wenn die Versorgungslage knapp ist,
dürften die Vorräte in dieser Saison ausreichen. Derzeit
sind Produktion und Verbrauch noch relativ ausgeglichen. Sollten
jedoch weitere Ernteeinbußen z. B. durch Unwetter,
Überschwemmungen o.a. zu erwarten sein, ist mit weiteren
krassen Preisseigerungen zu rechnen.
Sojabohnen-Produktion und -Endbestände
|
Wirt-
schafts-
jahr |
Welt
|
USA
|
Brasilien
|
Argentinien
|
Pro-
duk-
tion
|
End-
be-
stände
|
Pro-
duk-
tion
|
End-
be-
stände
|
Pro-
duk-
tion
|
End-
be-
stände
|
Pro-
duk-
tion
|
End-
be-
stände
|
2000/01 |
175,1
|
30,6
|
75,1
|
6,7
|
39,0
|
8,4
|
27,8
|
7,9
|
2001/02 |
184,4
|
32,0
|
78,7
|
5,7
|
43,5
|
11,1
|
30,0
|
10,2
|
2002/03 |
195,8
|
35,3
|
74,3
|
3,8
|
52,5
|
13,3
|
35,5
|
10,9
|
2003/04 Prognosen vom: |
12.08.2003 |
207,0
|
39,0
|
77,9
|
6,0
|
56,0
|
15,4
|
37,0
|
11,5
|
11.09.2003 |
201,1
|
34,8
|
71,9
|
3,7
|
56,0
|
13,9
|
37,0
|
10,7
|
Quelle: USDA |
Hausse-Signal
- Brasilien und Argentinien: Neue Rekordernte
Die Ernteeinbußen werden durch die prognostizierte Anbauausweitung
und damit zu erwartenden Rekordernten in Südamerika ausgeglichen.
Dort wird in Kürze die Aussaat beginnen. Die Bestandsentwicklung
in Argentinien und Brasilien wird folglich das berühmte Zünglein
an der Waage bei der Kursentwickung sein.
Baisse-Signal
Prognose
Betrachtet man die statistischen Endbestände, so bleibt festzustellen,
daß die Endbestände in den USA sich fast halbieren, weltweit
gesehen sieht die Situation jedoch nicht annähernd so dramatisch
aus, daß mit weiteren Preisexplosionen zu rechnen wäre.
Aus Sicht der Marktbeteiligten in den USA mag sich die Situation
als angespannt darstellen, aus Sicht unserer europäischen Märkte
dürfte der Markt längst auf die etwas knappere Situation
reagiert haben.
Nach meiner Einschätzung dürften die Sojapreise in den
nächsten Wochen leicht zurückgehen. Derzeit ist prompte
Ware nur gering verfügbar, so daß den Kursrückgängen
Grenzen gesetzt sind. Zukäufe sollten daher nach meiner Meinung
noch ein wenig hinausgezögert werden, bis sich der Markt wieder
auf einem niedrigeren Niveau eingependelt hat.
Eine gewisse Unsicherheit bleibt jedoch: Ungünstige Wachstumsbedingungen
in Südamerika oder wetterbedingte Ernteeinbußen werden
deutliche Preisanhebungen nach sich ziehen.