Raps: Auf - zum Gipfel!
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 28.11.2002


Am Rapssaaten-Markt hält die Hausse-Stimmung an und die Kurse an den internationalen und nationalen Märkten klettern unbeirrbar nach oben. Damit kommt auch der Handel wieder in Schwung.

Marktlage

Nicht nur für die EU-15, sondern weltweit wurden die Produktionserwartungen für Rapssat weiter zurückgenommen. Der Markt reagierte mit deutlich steigenden Kursen. Auch in dieser Woche konnten die Preise nochmals zulegen und liegen derzeit für prompte Ware bei 280 €/t franko Hamburg. Spätere Termine können Zuschläge bis 5 €/t für den Liefertermin Juni 2003 realisieren. Termingeschäfte ex Ernte 2003 erzielen zwischenzeitlich 225-235 €/t.

An der Warenterminbörse MATIF, Paris zogen die Kurse bis zum 26.11.2002 für den Februar 2003-Termin auf 286,50 €/t an. An der Warenterminbörse WCE in Winnipeg/Kanada notierte der Januar 2003-Termin mit umgerechnet 292,24 €/t ebenfalls deutlich höher.

Fakten

  • Die weltweite Rapssatenproduktion 2002/03 wird nach neuesten Schätzungen um 4,8 Mio. t zurückgehen und nur noch 30,4 Mio. t erreichen und damit auf den niedrigsten Stand seit 10 Jahren fallen.


    In der EU-15 haben die hohe Rapssaatenverarbeitung und die umfangreichen Exporte in den ersten drei Monaten dieses Wirtschaftsjahres zu einem deutlichen Bestandsabbau geführt. Derzeit liegen die Bestände rund 0,4 Mio. t unter denen zur selben Zeit des Vorjahres. Folglich ist für das Wirtschaftsjahr 2002/03 mit einer insgesamt niedrigeren Rapssaatenverarbeitung in der EU zu rechnen.
    Hausse-Signal
  • Strenge Dürre, wie seit langem im Australien nicht mehr aufgetreten, hat die Feldbestände in den Regionen New South Wales, Victoria, South Australia und Western Australia enorm geschädigt. Die Ölsaaten- und Getreideernten werden nach jetzigen Schätzungen weniger als die Hälfte der Normaljahre erreichen. Bei der Rapsproduktion wird ein Einbruch von 60 % im Vergleich zur Vorjahresernte in Höhe von 1,7 Mio. t erwartet.

    Der Inlandsbedarf liegt bei rund 400.000 t, so daß in diesem Jahr lediglich 300.000 t für den Export verbleiben. In den Vorjahren hat Australien 1,3-1,9 Mio. t exportiert, vorrangig nach Japan (300.000 t), China, Pakistan, Bangladesh und andere asiatische Länder. In den letzten Jahren wurden jedoch auch wachsenden Mengen in die EU exportiert.

    Die Produktionserwartungen für alle Ölsaaten wurden auf 1,47 Mio. t für 2002/03 zurückgenommen - was gut der Hälfte der Durchschnittes der letzten fünf Jahre entspricht. Fazit: Australien wird seine Ölsaatenimporte erhöhen müssen, um die Ernteverluste auszugleichen.
    Hausse-Signal
  • In Kanada müssen die Farmer nicht nur deutliche Ertragseinbußen aufgrund der monatelagen Dürre in diesem Jahr hinnehmen - jetzt werden sie wohl aufgrund des zwischenzeitlichen Wintereinbruchs nicht einmal die Ernte beenden können. So wird die Ernte wahrscheinlich mit 3,1 Mio. t rund 1,8 Mio. t unter dem Vorjahresergebnis bleiben. Die Ernte erreicht damit nicht einmal 45 % des Durchschnittswertes der letzten fünf Jahre. Für den Export ist für den mit Abstand größten Rapssaaten-Exporter am Weltmarkt folglich mit einem deutlichen Rückgang der Exportzahlen (2001/02: 3,4 Mio. t) zu rechnen.
    Hausse-Signal

  • Der Rapsmarkt folgt seit Wochen dem wieder anziehenden Kursverlauf an den Märkten für pflanzliche Öle. Fest Sojaölkurse, feste Tendenzen bei Palmöl wie auch z. B. bei Leinöl unterstützen den Preisboom bei Rapsöl. Für die Rapssatenpreise ein klares Signal für weitere Preisanhebungen.



    Hausse-Signal

Prognose
Schätzungen gehen davon aus, daß zum Ende der Saison 2002/03 der weltweite Lagervorrat an Rapssaaten auf nur noch 7 % des jährlichen Gesamtverbrauches schrumpfen wird. Dies ist ein klares Hausse-Signal, das von den oben genannten Fakten noch getragen wird. Der hohe Bedarf an Biodiesel in der EU, der derzeit ebenfalls als starker Hausse-Faktor zu werten ist, wird in einem gesonderten Beitrag analysiert werden.

Dennoch erwarte ich, daß mit der näher rückenden Soja-Ernte in Südamerika bereits in den Wintermonaten Preisdruck aufkommen könnte. Bis zum März nächsten Jahres werden die USA das Ölsaatenangebot am Weltmarkt dominieren. Noch sind die Ernteaussichten für Ölsaaten auf der Südhalbkugel nicht absehbar, nach jetziger Lage ist jedoch mit einer Produktionsausweitung zu rechnen.

Nach meiner Einschätzung sollte daher eine Preisabsicherung zur Ernte 2003 zu den derzeit hohen Preisen unbedingt erwogen werden.

Erfahrungsgemäß gibt der Kurs während der Wintermonate häufig nach. Für die Vermarktung der 2002er Ware sollten auch Termingeschäfte - bei entsprechenden Preiszuschlägen - in Erwägung gezogen werden.

 
 
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