Börse: Flotter Export stabilisiert die Preise


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.11.2013


Die Aktienkurse setzten ihre Kurs-Rallye fort. Der Abwertungswettlauf wichtiger Währungen geht unvermittelt weiter. An den Agrarrohstoffe-Börsen schwächt sich der latente Preisdruck ab, während am Kassamarkt der flotte EU-Export für Preisaufschläge sorgt.

 

Devisen & Konjunktur
Nicht nur die US-Notenbank FED bestimmt weiter den Handel an den Börsen. Auch die Geldpolitik der anderen großen Notenbanken in Euroland, England, Japan usw. schreckt immer wieder die Anleger an den Börsen.

Gestern wurde bereits am frühen Nachmittag der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3514 US-Dollar schwächer als am Vortag festgesetzt. Im späteren Handel geriet der Euro zeitweilig stärker unter Druck. Ausgelöst wurde die Euro-Kursschwäche durch Äußerungen des EZB-Ratsmitgliedes Ardo Hansson, Vorsitzender der Notenbank Estlands. Er hatte gesagt, die EZB könne - soweit erforderlich - sowohl die Leitzinsen weiter senken als auch andere Instrumente einsetzen.

Heute im frühen Handel wird der Euro wieder etwas teurer gehandelt.

Die Signale für eine weiterhin expansive US-Geldpolitik und die Zinssenkung der EZB haben eine neue Runde im Abwertungswettlauf der Währungen eingeläutet. Inzwischen greift der Abwertungswettlauf auch auf immer mehr kleinere Währungen über. Zuletzt hat die tschechische Zentralbank interveniert, um den Aufwertungsdruck auf die eigene Währung zu mindern. Mit dem Verkauf tschechischer Kronen und der dadurch ausgelösten Abwertung der eigenen Währung will sich jetzt auch Tschechien einen Wettbewerbsvorteil für die eigenen Exportwirtschaft verschaffen.

 

Energie
In den letzten Tagen zeigte der Kurstrend an den Ölbörsen tendenziell abwärts. Die Einigung der fünf UN-Vetomächte und Deutschland mit dem Iran wird höchst kontrovers diskutiert.

Zunächst hatte das Übergangs-Abkommen mit dem Iran die Krisen-Prämien am Ölmarkt abschmelzen lassen. Doch inzwischen verflüchtigen sich die Entspannungssignale am Ölmarkt wieder. Da die Vereinbarung nur für ein halbes Jahr und nicht für alle Sanktionen gilt, erwartet man inzwischen keine schnelle Ausweitung der iranischen Ölexporte mehr.

Die Kursverluste fielen nur noch gering aus. Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Januar wurde mit 94,09 Dollar niedriger als am Vortag gehandelt. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Januar-Fälligkeit verbilligte sich zum Handelsschluß leicht auf 111,00 Dollar. Auch heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis nur noch leicht nach unten.

 

 

Agrarrohstoffe
Die flotte internationale Nachfrage bestimmt weiterhin den Preistrend am Getreide- und Ölsaatenmarkt. Die Palette der Importe ist breit: Brotweizen, Futterweizen, Futtergerste, Sojabohnen, Palmöl u.a. sind gefragt.

Das Wetter rund um den Globus wird an den Märkten derzeit aufmerksam beobachtet: Im "Mittleren Weste" der USA ermöglicht die kalte und trockene Witterung den Abschluß der Erntearbeiten. Für Brasilien und Argentinien wird günstiges Anbauwetter vorhergesagt. Dagegen ist es bei den Palmöl-Produzenten Indonesien und Malaysia viel zu naß.

Doch die Importeure haben zwar Bedarf – aber nicht um jeden Preis. Kürzlich schlug Ägypten, der weltweit größte Weizenimporteur, ein preisgünstiges Angebot aus Frankreich aus und kaufte in Rußland. Dabei wird französischer Weizen mit umgerechnet 206 Euro/t FOB am Spotmarkt inzwischen günstiger angeboten als Ware aus Rumänien mit 211 Euro/t FOB oder Rußland mit 214 Euro/t FOB. Ägypten begründete seine Entscheidung mit den günstigeren Frachtkosten für Schwarzmeerweizen.

Doch das dürfte nur die halbe Wahrheit gewesen sein. Denn die klamme Kassenlage im Pyramidenreich hat sich in den letzten Monaten drastisch verschärft. Die Gewährung attraktiver Kreditlinien seitens der Exporteure wird daher für Ägypten immer wichtiger. Alleine innerhalb der kurzen Amtszeit des Präsidenten Mursi ist das Haushaltsdefizit von 30 Milliarden Dollar auf 40 Milliarden Dollar gestiegen. Die kürzlich beschlossene Kürzung der US-amerikanischen Hilfszahlungen hat die Lage noch verschärft.

Dennoch läuft der EU-Getreide-Export weiterhin sehr flott. Mit 10,6 Mio.t Weizen wurden bisher bereits 56 % mehr Exportlizenzen gezogen als im Vorjahr. Bei Gerste übersteigt der Export von bisher 4,6 Mio.t das Vorjahrsvolumen sogar um 94 %.

In den letzten Tagen notierten an den europäischen Börsen die Getreide-Future weitgehend stabil, jedoch mit latenter Preisschwäche. Auch Rapssaaten folgten zuletzt einem weiteren Stabilisierungstrend und wurden zuletzt durch den wieder teureren Soja-Komplex unterstützt.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

07.11.2013

Börse: EZB senkt Leitzins auf Rekordtief

07.11.2013

Börse: Die Risiken bleiben

31.10.2013

Börse: Neue "schlechte Nachrichten" fehlen

23.10.2013

Börse: Schwarzmeer-Weizen immer teurer

17.10.2013

Börse: US-Einigung läßt die Märkte kalt

09.10.2013

Börse: Ernte 2014 im Fokus

24.09.2013

Börse: Wetterrisiken in der Schwarzmeer-Region

   
 
 
 
 

Seitenanfang