Börse: Neue "schlechte Nachrichten" fehlen


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.10.2013


An den Aktienmärkten herrscht weiter beste Laune, denn in den USA bleibt der Geldhahn weiter aufgedreht. Steigende Lagerbestände in den USA lassen die US-Rohölpreise abrutschen und die Spanne zwischen US- und Nordseeöl immer weiter werden. Die Agrarrohstoffmärkte leiden unter dem Hype am Aktienmarkt und der Verbesserungen der Ernte- und Anbauerwartungen.

 

Devisen & Konjunktur
Gestern hieß es wieder einmal: "Vorhang auf für die FED!". In den Tagen und Stunden vor den Treffen des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FED) gehen die Finanzmärkte in Hab-Acht-Stellung. So stellt sich alle paar Wochen die Frage, ob die FED an ihrer lockeren Geldpolitik weiter festhalten wird oder ob der Geldhahn zugedreht wird.

Dieses Mal liefert "Shutdown" der US-Regierung, d.h. die fast dreiwöchige Schließung vieler Behörden und öffentlicher Einrichtungen, erneut einen Vorwand, um eine Neuausrichtung der US-Geldpolitik weiter aufzuschieben. Die FED erklärte, abwarten zu wollen, ob die Erholung der US-Wirtschaft nachhaltig ist, bevor die geldpolitischen Programme zurückgefahren würden. Diese Entscheidung war allgemein erwartet worden.

Nicht nur in der Finanzbranche ist man sich einig, daß die FED die milliardenschweren Aufkaufkaufprogramme irgendwann zurückfahren muß. Wan das sein wird, ist derzeit jedoch Kaffeesatzleserei. Fehlende Zahlen zur US-Wirtschaft nach dem "Shutdown", eine nur langsame Erholung des US-Arbeitsmarktes, die besorgniserregende erneute Teuerung am US-Immobilienmarkt und die noch immer ungelöste US-Schuldenkrise belasten den US-Dollar.

Die Schwäche des US-Dollars sorgt weiterhin für Rückenwind für den Euro. Gestern wurde am frühen Nachmittag der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3755 US-Dollar leicht unter dem Vortagsniveau festgesetzt. Heute im frühen Handel kann der Euro nach den FED-Beschlüssen seine Stärke gegenüber dem Dollar nicht verteidigen und wurde um ca. 9:00 Uhr mit 1,3697 US-Dollar gehandelt.

 

Energie
Der weitere Anstieg der US-Rohöl-Lagerbestände läßt die Kurse an den Ölbörsen weiter abrutschen. Die Öl-Lagerbestände sind in den USA bis zum 25.10.2013 im Vergleich zur Vorwoche um 4,1 Mio. Barrel (1 Barrel = 1 Faß = 159 Liter) auf 383,9 Mio. Barrel angestiegen. Dies war der sechste Wochenanstieg in Folge. Damit überstiegen die Vorräte das Vorjahresniveau um 2,9 %. Zugleich war die Rohölverarbeitung in den USA erneut rückläufig, da die US-Raffinerien derzeit Wartungsarbeiten durchführen.

Der Kurstrend an den amerikanischen Ölbörsen wies zum Handelsschluß Kursverluste auf. Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Dezember wurde mit 96,77 Dollar deutlich niedriger als am Vortag gehandelt.

Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Dezember-Fälligkeit verteuerte sich aufgrund der Probleme in Libyen und dem Nahen Osten zum Handelsschluß auf 109,86 Dollar. Damit wird die Spanne zwischen US- und Nordseeöl noch weiter. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis nach unten.

 

 

Agrarrohstoffe
Besseres Aussaatwetter in Osteuropa, Regenprognosen für Argentinien und Brasilien, gute Erntefortschritte bei Mais und Soja in den USA und wieder etwas höhere Ernteerwartungen für Australien haben in den letzten Tagen für rote Zahlen auf den Anzeigetafeln der Agrarrohstoffbörsen gesorgt.

Die Hausse-Faktoren fanden an den Börsen kaum Beachtung:
• die Abwärtskorrektur der Weizenproduktion in Rußland und der Ukraine,
• eine vermutlich doch niedrigere US-Maisproduktion,
• die Aussaatverzögerungen in Nord- und Osteuropa und
• die damit verbundenen Auswinterungs- und Ertragspotential-Risiken zur Ernte 2014.

Damit kommt der internationalen Nachfrage für die nächste Zeit besondere Bedeutung zu. Derzeit zeichnet sich nicht nur für Weizen, Gerste und Soja ein weiter wachsender Bedarf ab. Entscheidend für die globalen Bilanzen ist auch die Importnachfrage bei Mais. Alleine China könnte 2013/14 seine Maiseinfuhren auf über 7 Mio.t steigern und läge damit nur knapp hinter dem Zufuhrbedarf der EU. Profitieren kann derzeit vor allem der US-Export: China hat in den letzten Wochen vor allem in den USA gekauft. Auch Mexiko ist derzeit als Käufer am Markt. Die USA rechnen daher für die laufende Saison damit, die nach der Jahrhundertdürre des Vorjahres verlorenen Exportanteile wieder zurückerobern zu können.

Auch der EU-Export läuft weiter auf vollen Touren. Mit Exportlizenzen über 8,4 Mio.t hat sich das Tempo der Weizenausfuhren allerdings etwas abgeschwächt. Auch die Gerstenexporte liegen mit 4,23 Mio.t rund doppelt so hoch wie vor einem Jahr.

Gestern notierten an den europäischen Börsen die Getreide-Future im Minus. Lediglich Rapssaaten schafften erneut je nach Fälligkeit einen Sprung von +1,00 bis +2,75 Euro/t, der auslaufende November-Termin sogar um +5,25 Euro/t nach oben. Rapssaaten folgten damit den wieder teureren Soja-Komplex. Bis zum Wochenende sind starke Regenfälle für den "Mittleren Westen" der USA vorhergesagt, so daß die erwartete Ernteunterbrechung bei US-Sojabohnen die Sojapreise am US-Markt wieder ansteigen ließ.

 
 
 


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