Börse: Wetterrisiken in der Schwarzmeer-Region


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.09.2013


Die Unsicherheit an den Finanzmärkten wächst: Die Notenbanken behalten in Sachen Geldpolitik ein lockeres Händchen. Die Währungen vieler Länder werten weiter ab. Und am Agrarrohstoffmarkt bleiben neue "schlechte Nachrichten" aus. Lediglich die Wetterrisiken in der Schwarzmeer-Region lassen leichte Preisphantasien aufkommen.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro-Kurs wurde durch die Entscheidung der US-Notenbank FED in der vergangenen Woche, ihre ultra-lockere Geldpolitik vorerst beizubehalten, nach oben katapultiert.

Gestern wurde am frühen Nachmittag der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3508 US-Dollar leicht unter dem Vortagsniveau festgesetzt. Heute im frühen Handel hat der Euro gegenüber dem Dollar ohne erkennbare Veränderung gehandelt.

Am Devisenmarkt wartet man zunächst neue Stimmungsdaten aus der Euro-Zone wie zum Beispiel die Bekanntgabe des Ifo-Geschäftsklima-Indexes ab. Außerdem werden sich Vertreter der Notenbanken aus der Euro-Zone und den USA zu Wort melden.

Einen Dämpfer verpaßte dem Euro bereits gestern abend ausgerechnet der EZB-Chefs Mario Draghi Er hatte während einer Anhörung vor dem EU-Parlament gesagt, die EZB sei grundsätzlich zur Bereitstellung neuer Liquidität für das Bankensystem der EU bereit. Sollte es nötig werden, werde die EZB alle zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen.

 

 

Energie
Am Ölmarkt fehlten gestern neue preistreibende Nachrichten. Der Kurstrend an den Ölbörsen wies zum Handelsschluß Kursverluste auf. Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde mit 103,59 Dollar um 1,16 Dollar teurer als am Vortag gehandelt. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit verbilligte sich ebenfalls zum Handelsschluß auf 108,16 Dollar.

Heute im frühen Handel zeigt der Ölpreis inzwischen sogar deutlicher nach unten. Die Entspannung in der Syrien-Krise schmilzt die Risikoprämien ab und die weltweit randvollen Lagertanks lassen die Rendite-Hoffnungen an den Ölbörsen verpuffen.

 

 

Agrarrohstoffe
Drei Marktfaktoren haben seit der vergangenen Woche die Agrarrohstoffpreise in unterschiedliche Richtungen laufen lassen:
• die Entscheidung der US-Notenbank, den Geldhahn nicht zuzudrehen,
• das Wetter in den USA und
• die hohen Exportzahlen der großen Exportländer.

In den USA haben gutes Wetter im "Mittleren Westen", die Entwarnung hinsichtlich etwaiger Frosteinbrüche Anfang Oktober und niedrigere Schlachtrinderbestände in den USA die Börsenkurse in die roten Zahlen gebracht. Die Schlachtrinder- und Schlachtkälberbestände in den USA lagen Anfang September mit 9,9 Mio. Tieren rund 7 % unter den Beständen ein Jahr zuvor. Absehbar ist somit, daß auch der Bedarf an Futtergetreide - insbesondere an Mais - kleiner ausfallen wird als im Vorjahr.

In Argentinien befürchtet man, daß die Weizenernte aufgrund der anhaltenden Trockenheit kleiner als erwartet ausfallen könnte. Die FAO hat ihre Prognose für die argentinische Weizenernte um 3 Mio.t auf jetzt nur noch 9,5 Mio.t nach unten korrigiert. Damit liegen die Ernteerwartungen jedoch noch rund 16 % über der Erntemenge des Vorjahres (8,2 Mio.t).

In Kanada erwartet man die größte Weizenernte seit 20 Jahren.

Für die EU hat die EU-Kommission ihre Schätzung für die Weizenproduktion 2013 um fast 0,5 Mio.t nach unten korrigiert. Sollten sich die neuen Zahlen bestätigen, wäre in der EU dennoch die zweitgrößte Weizenernte seit 2008 eingebracht worden.

In der Schwarzmeer-Region verzögert Regen weiterhin die Mais-, Sojabohnen- und Sonnenblumenernte. Bisher konnte erst 9 % der erwarteten Maisernte in der Ukraine abgeschlossen werden. In Rußland erreicht die Maisernte bisher 10,4 % der prognostizierten Ernte. Die Winter- und Sommerrapsernte konnte noch nicht beendet werden. Auch die Wintergetreideaussaat zur Ernte 2014 kommt nur in Trippelschritten voran.

Gestern notierten an den europäischen Börsen die Getreide-Futures im Plus, während der Rapssaaten-Future weiter in der Verlustzone blieb. Damit blieb Rapssaat im Abwärtssog der Sojapreise am US-Markt.

 

 

Ausblick
Ich bleibe bei meiner Einschätzung vom 19.09:2013: "... rechne ich persönlich kurzfristig nicht mit einem anhaltenden Eifer der Investoren an den Agrarrohstoffmärkten.
Hier sehe ich erst dann den Beginn einer anhaltenden Hausse-Phase, wenn
• neue Ernteausfälle befürchtet werden, so daß Risikoprämien gewährt werden,
• die Konjunkturimpulse im Laufe des kommenden Jahres bei den Bürgern spürbar werden,
• und die Inflationsraten der Importländern wieder ansteigen. ...

Zu ergänzen wären jetzt die Ernte- und Anbaurisiken in der Schwarzmeer-Region, die von der noch immer anhaltenden Regenphase ausgehenden. Allen am Wochenende haben Niederschläge von regional über 30 mm in der Ukraine viele Flächen unbefahrbar gemacht. Auch für die kommenden Tage werden Niederschläge und saisonunüblich niedrige Temperaturen vorhergesagt.
(Siehe hierzu auch: "Ernte 2013 & 2014: Regen und Hochwasser in Rußland" vom 05.09.2013.)

An den Kassamärkten besteht bei Käufern wie auch Verkäufern derzeit wenig Interesse, die eingelagerte Ernte an den Markt zu bringen. Das geringe Angebot stabilisiert weiterhin das Preisniveau. Weiterhin profitiert der Getreidemarkt von dem EU-Getreideexport. - vor allem im Einzugsgebiet von Binnen- und Seehäfen-Standorten. Die Preisspanne der Kaufgebote für Brotweizen bleibt damit am hiesigen Kassamarkt weit: Bei geringen Umsätzen liegen die Preise zwischen 165 und 195 Euro/t netto je nach Menge, Parität und Dringlichkeit der Anschlußversorgung. Teilweise werden seitens der Käufer auch Abwehrpreise genannt.

 
 
 


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