Weizen: Preiserholung nach der "Ernte-Delle"


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.08.2013


Die Getreideernte in Deutschland ist auf die Zielgrade eingeschwenkt. Die Regenpausen haben den Angebotsdruck zurückgefahren und der boomende EU-Export läßt die Stimmung steigen. Der Weizenpreis zeigt daher inzwischen wieder leicht nach oben.

 

Marktlage
In Deutschland wird der Abschluß der Haupternte derzeit durch Regenschauer verzögert. Nachdem in den ersten Erntewochen die Annahmekapazitäten beim Handel und die Transportlogistik zum Nadelöhr wurden, sind die Anlieferungsmengen aus der Ernte in den letzten Tagen deutlich zurückgegangen.

Hinzu kommt, daß die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern derzeit stark auseinanderspreizen. Daher hat die Bereitschaft zur Einlagerung im Laufe der Ernte weiter zugenommen.

Die Weizenerträge der späteren Drusche von den tiefgründigeren Böden fallen sehr gut aus. Die Qualitäten fallen hinsichtlich der Proteinwerte und der Hektolitergewichte gut aus. Auch B-Weizen-Qualitäten mit unter 12 % Protein sind gesucht und finden problemlos Absatz. Mit 165 bis 185 Euro/t je nach Menge und Parität konnten sich inzwischen auch die Erzeugerpreise wieder leicht stabilisieren.

Viele Mühlen sind derzeit aus der Ernte heraus gut versorgt und kaufen nur zurückhaltend für spätere Liefertermine zu. Dagegen haben sich die Futtermittelwerke inzwischen wieder stärker als Käufer am Markt zurückgemeldet. Kurzfristig zeichnet sich derzeit eine steigende Nachfrage nach dem unter Wert gehandelten Getreidearten Roggen und Triticale ab. Doch auch Futterweizen stößt wieder auf größeres Interesse. Mit 160 bis 173 Euro/t netto wird Futterweizen wieder etwas teurer gehandelt.

 

 

Prognose
Viele Produzenten, die nicht darauf angewiesen sind, zur Sicherung der Liquidität ex-Ernte zu verkaufen, entscheiden sich zunächst für die Einlagerung des Erntegutes. Daher sinkt derzeit der Angebotsdruck, so daß sich die Preise zuletzt stabilisieren konnten.

Spekulationen, daß die Maisernte in den USA kleiner als erwartet ausfallen könnte, stützen den Preis zusätzlich. In den US-Anbaugebieten steht eine heiße und trockene Wetterphase bevor und zudem wurde die wöchentliche Bonitierung der guten und exzellenten Feldbestände um 3% zurückgenommen. Bei allen Hausse-Spekulationen solle jedoch berücksichtigt werden, daß 52 % der US-Maisbestände ihre Kornausbildung bereits beendet haben und in das Stadium der Zahnreife übergehen. Wachstumsstreß ist daher vorrangig bei spät gesäten Beständen zu erwarten.

Preisstützend wirkt derzeit auch die rege internationale Nachfrage nach Weizen. Auch die EU-Exporteure kommen zum Zuge, so daß der EU-Weizenexport boomt. Bis zum 20.08.2013 wurden bereits Exportlizenzen über 3,23 Mio.t gezogen. Das ist mehr als doppelt so viel wie zum selben Zeitpunkt des vorigen Jahres.
Dennoch ist der Exporthandel aufgrund hoher Lagervorräte bisher nur sporadisch als Käufer am Markt. Da aus der EU der Weizen jedoch schnell abfließt, dürfte der Bedarf der Exportunternehmen in einigen Wochen wieder anspringen. Insbesondere mit dem Beginn des Winters ist mit einem größeren Bedarf für den Export zu rechnen, wenn der Angebotsdruck aus der Schwarzmeerregion etwas abebbt.

Aktuell sollten Verkäufer jedoch einkalkulieren, daß der Angebotsdruck aus der Schwarzmeerregion zunächst noch steigen wird.

 
 
 
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