Börse: Lustlostigkeit an den Agrarrohstoffbörsen


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.09.2013


Entspannung in der Syrien-Krise, enttäuschende Wirtschaftsdaten aus den USA und positive Konjunktursignale aus der Euro-Zone lassen die Stimmung an den Börsen steigen. Agrarrohstoffe bleiben dennoch in den roten Zahlen, da neue "schlechte Nachrichten" Mangelware sind.

 

Devisen & Konjunktur
Gestern überschlugen sich die Ereignisse in der Syrien-Krise und derzeit ist sogar wieder eine diplomatische Lösung, denkbar, nachdem in den letzten Tagen alles auf einen Militärschlag gegen Syrien hinauslief. Die stündlich neuen Meldungen der Nachrichtenagenturen ließen gestern auch die Stimmung an den Börsen steigen.

Auch der Euro konnte von dem Kursauftrieb an den europäischen Börsen profitieren und erhielt seit dem letzten Freitag zusätzlich Rückenwind durch die enttäuschenden Zahlen der Entwicklung am US-Arbeitsmarkt und positiven Konjunktursignalen aus der Eurozone. Der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für den Monat August bestätigt zwar den bereits von der US-Notenbank FED ermittelte Trend einer langsamen Erholung der US-Wirtschaft.

Die Beschäftigung wächst in den USA seit Monaten kontinuierlich an, doch liegt die Arbeitslosenquote liegt mit 7,3 % noch immer über den bis 2007 verzeichneten Werten. Jetzt wird an den Finanzmärkten spekuliert, daß die US-Notenbank FED ihren Ausstieg aus ihrer ultra-lockeren US-Geldpolitik noch ein wenig aufschieben könnte.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3194 US-Dollar etwas höcher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro gegenüber dem Dollar oberhalb der 1,32-Dollar-Marke gehandelt.

 

 

Energie
An den Ölmärkten gerieten die Ölpreise wieder ins Rutschen. Entspannungssignale im Syrien-Konflikt, enttäuschende US-Arbeitsmarktzahlen und schwache Importdaten aus China verursachten Kursverluste an den Ölbörsen.

Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde mit 109,52 Dollar niedriger als am Vortag gehandelt. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit gab zum Handelsschluß auf 113,72 Dollar nach. Heute im frühen Handel zeigt der Preistrend am Ölmarkt weiter nach oben.

 

 

Agrarrohstoffe
An der Welt-Wetterlage hat sich wenig geändert: In den USA fehlt weiterhin Regen im "Mittleren Westen" und in den südlichen Anbaugebieten bleibt es heiß und trocken. Lediglich in den "Nördlichen Ebenen" hat es am letzten Wochenende geregnet, so daß die Weizenernte ins Stocken geraten ist. Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums wurden allerdings bereits 80 % des Sommerweizens geerntet und 5 % der Winterweizenflächen zur Ernte 2014 ausgesät.

Auch in Kanada sorgte Regen für eine Unterbrechung der Sommerweizen- und Canola-Raps-Ernte. An den kanadischen Rekordernte-Erwartungen hat sich dennoch nichts geändert.
In Argentinien haben sich nach Niederschlagen die Anbaubedingungen verbessert, obwohl in den westlichen Anbaugebieten noch immer ein Niederschlagsdefizit besteht.

In Australien hat Regen die Wachstumsbedingungen deutlich verbessert. Dennoch hat das australische Landwirtschaftsministerium seine Ernteerwartungen bei Weizen heute nach unten korrigiert: Es werden nur noch 24,5 Mio.t (Juni-Prognose: 25,4) erwartet, doch damit liegen die Schätzungen noch immer knapp 11 % über der Ernte des Vorjahres. Bei Gerste wird mit 7,7 Mio.t jetzt eine 13,5 % höhere Produktion als im Vorjahr erwartet. Dagegen liegen die Ernteaussichten bei Rapssaat mit 3,3 Mio.t mehr als 18 % unter der Vorjahresernte.

Kein Wunder, daß sich an den Agrarrohstoffbörsen Lustlosigkeit breit macht, denn "Bad News" sind mittlerweile Mangelware. Nicht nur die Rendite-Spekulationen sind in den letzten Wochen in den letzten Tagen vollends verpufft. Zudem hatten die Nahost-Risiken die Rendite-Spekulationen in andere Märkte gelenkt.

Die weiterhin rege internationale Nachfrage und der flotte Export wichtiger Exportländer werden an den Börsen weitgehend ignoriert. An den europäischen Börsen schlossen die Getreide-Futures im Minus. Bei Rapssaat mußte der November-Termin Kursverluste von -7,50 Euro/t in Kauf nehmen, und geriet damit immer stärker in den Abwärtssog rückläufiger Sojapreise.

 

 

Ausblick
Nach meiner persönlichen Einschätzung sind die Nahost-Entspannungssignale und die schwachen globalen Konjunkturdaten inzwischen an den Börsen eingepreist. Mangels besserer Alternativen, dürfte am heutigen Handelstag das Interesse der Investoren an den Rohstoff- und Agrarrohstoff-Börsen wieder etwas steigen. Dennoch erwarte ich, daß diesseits wie auch jenseits des Atlantiks die Handelstätigkeit schwach bleibt und sich die Weizen-Kurse nur begrenzt stabilisieren können, während andere Getreide- und Ölsaatenkurse noch unter Druck bleiben.

An den Kassamärkten warten Käufer wie auch Verkäufer zunächst einmal die weitere Entwicklung ab. Das Interesse, die gerade erst eingelagerte Ernte an den Markt zu bringen, tendiert derzeit gegen Null. Für stabile Preise sorgt aber nicht nur das äußerst geringe Angebot, sondern vor allen im Einzugsgebiet von Binnen- und Seehäfen-Standorten der EU-Getreideexport. Das Geschäft für die EU-Exporteure wird jedoch deutlich härter, seitdem Rußland und die Ukraine mit Sonderangeboten die Preisführerschaft übernommen haben (siehe hierzu auch: "Weizen: Rußland punktet im Weltmarkt-Roulette" vom 29.08.2013.
Die Preisspanne der Kaufgebote für Brotweizen bleibt damit am hiesigen Kassamarkt weit: Bei geringen Umsätzen liegen die Preise zwischen 165 und 195 Euro/t netto je nach Menge, Parität und Dringlichkeit der Anschlußversorgung.

 
 
 


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