Börse: Preissprung nach oben

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 20.06.2012


Nicht nur die Kurserholung an den Finanzmärkten und die Spekulation auf eine Lockerung der US-Geldpolitik stärkten die Kurse an den Agrarbörsen. Gestern sorgten aufflackernde Wetterängste rund um den Globus für kräftige Kursgewinne. Und auch die US-Schuldenprobleme geraten wieder ins Blickfeld.

 

Devisen & Konjunktur
Seit Wochen spricht die Welt nur über eines: Die Schuldenprobleme in der Süd-Peripherie der Euro-Zone. Bis Anfang Juni war der Euro auf 1,23 US-Dollar abgesackt und damit so billig wie zuletzt im Juni 2010.

Seitdem geht es beim Euro wieder aufwärts. Der Euro kann von bessere Nachrichten für den Euro und schlechtere Aussichten für den Dollar profitieren: Die schnelle Regierungsbildung in Griechenland und die Zusage von Hilfsgeldern für Spanien stärkten den Euro, während Spekulation auf einen erneute Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank FED, schwache Konjunkturdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft und die noch immer hohe US-Arbeitslosigkeit (8,2 %) den Dollar belasteten.

Auch der stetige Anstieg der riesigen US-Schulden waren erneut ein Thema. Während der Druck auf das Euro-Schuldenland Spanien steigt, wachsen auch die US-Schulden munter weiter. Mit inzwischen 15,77 Billionen Dollar Defizit sind die US-Schulden innerhalb eines Jahres um 1,4 Billionen Dollar bzw. fast 10 Prozent (!) in die Höhe geklettert und liegen damit bei rund 110 % des BIP. Zum Vergleich: Die Schulden in Griechenland belaufen sich auf 327 Milliarden bzw. 327 % des BIP. Spanien schultert Staatsschulden in Höhe von 775 Milliarden bzw. 72 % des BIP.

Inzwischen erhöhen auch die Rating-Agenturen den Druck auf die USA. Das Unternehmen "Fitch" droht den USA mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit, sofern bis 2013 kein glaubwürdiger Konsolidierungsplan vorliegt. Fitch signalisiert auch für Großbritannien mit einer Herabstufung, sofern sich die britische Wirtschaft weiter abschwächt.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2619 US-Dollar erneut höher als noch letzte Woche festgesetzt. Heute im frühen Handel nimmt der Euro Anlauf auf die 1,27 Dollar-Marke.

 

Energie
Auch an den Ölmärkten kam es gestern zunächst zu Gewinnmitnahmen. Im späteren Handelsverlauf drehte der Kurstrend dann nach oben.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juli wurde gestern mit 84,03 Dollar etwas höher als am Vortag notiert.
Das früher am Tag gehandelte Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Juli-Fälligkeit hatte zuvor auf 95,76 Dollar leicht nachgegeben.

Heute im frühen Handel tendieren die Ölpreise vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der US-Notenbank leicht im Plus.

 

Agrarrohstoffe
Die Wetterspekulation an den Märkten kommt wieder in Gang: anhaltende Trockenheit im Mittleren Westen und Süden der USA, Dauerregen in den wichtigen Anbaugebieten Kanadas, anhaltende Hitze in der Ukraine und in den südlichen Anbaugebieten Rußlands, eine Hitzewelle im Norden Chinas und Wettermodelle, die den Aufbau eines neuen El Niño-Wetterphänomen im pazifischen Ozeans prognostizieren (siehe auch Artikel "Weizen: "Regen macht Getreide" ..." vom 14.06.2012).

Das russische Analystenhaus SovEcon hat seine Ernteschätzung inzwischen deutlich nach unten korrigiert. Die Erwartungen für die russische Getreideernte wurden um 3,5 Mio.t auf 85 Mio.t nach unten korrigiert. Die russische Weizenernte wird auf 50 Mio.t und damit 3 Mio.t niedriger geschätzt.

Auf die rund um den Glpobus aufflackernden Wetterrisiken reagierten die Agrarbörsen gestern mit einem kräftigen Preissprung nach oben.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen verteuerten sich sowohl die Getreide-, wie auch die Raps-Futures. In Paris stand der November -Termin bei Weizen mit +0´2,75 Euro/t, bei Rapssaat der Front-Termin mit +10,25 Euro/t, bei Mais mit +2,25 Euro/t und bei Braugerste mit +1,50 Euro/t im Plus.
Auch die Börsen in den USA reagierten gestern mit einem Preissprung nach oben.

Nachdem für die kommenden Tage für die USA und wichtige Anbauregionen Osteuropas Niederschläge prognostiziert werden, haben sich die Wetterspekulationen an den Börsen jedoch abgekühlt.

 

Ausblick
Die Wetterprobleme rund um den Globus wachsen und damit auch die Risikoprämien an den Agrarrohstoff-Börsen. Vor allem das Niederschlagsdefizit in den USA und die schwächeren Ernteerwartungen in Rußland sorgen für Hausse-Signale.

Aktuell beflügelt die für den heutigen Mittwochabend erwartete Entscheidung der US-amerikanische Notenbank FED den Aufwärtstrend. Befürworter einer lockeren US-Geldpolitik hoffen auf weitere Käufe von Staatsanleihen. Kritiker verweisen auf die damit verbundenen Inflationsgefahren, die zudem zu schwachen Impulsen für die US-Konjunktur gegenüberständen.

Sollte die FED die US-Geldpolitik erneut lockern, dürfte dies zu einer Schwächung des Dollarkurses führen und eine Teuerung bei den Rohstoffpreisen nach sich ziehen. Sollten sich zudem die Wetterprobleme verschärfen, dürften die Hausse-trächtigen fundamentalen Daten nach meiner persönlichen Einschätzung eine neue Aufwärts-Phase bei den Agrarrohstoffen einläuten.

 
 
 


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