Börse: Agrarohstoffe - leichte Kurserholung

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.10.2011


Löcher in der Staatsschatulle vieler Staaten und die Angst vor einer neuen Bankenkrise hat auch die Agrarrohstoffmärkte abrutschen lassen. Gestern konnten Weizen, Raps & Co einen kleinen Teil ihrer Vortagesverluste wieder wett machen.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro konnte sich gestern leicht erholen, nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel anläßlich eines Treffens in Brüssel signalisiert hatte, die Bundesregierung stände bereit, sollte eine Rekapitalisierung der Finanzinstitute notwendig werden. Zunächst einmal seien jedoch die Finanzinstitute selbst dafür verantwortlich.

Die Eigenkapitalaufstockung der Banken wird auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF) gefordert. Der IWF will die europäischen Banken zwingen, auch gegen ihren Willen mehr Eigenkapital zurückzustellen. Die größten Institute müßten ihr Eigenkapital um 100 bis 200 Mrd. Euro aufstocken, um das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen.

Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3337 US-Dollar etwas höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro vor der heutigen Sitzung der EZB leicht schwächer gehandelt. .

 

Energie
Mit Gewinnen reagierten die Ölpreise auf die gestrige Veröffentlichung des US-amerikanischen Energieministeriums der Rohöl-Lagervorräte in den USA. Nach den neusten Zahlen sind die Bestände um 4,7 Mio. Barrel gesunken.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde mit 79,68 Dollar höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit wurde mit 102,73 Dollar ebenfalls höher gehandelt. Heute im frühen Handel geben die Ölpreise wieder leicht nach.

 

Agrarrohstoffe
Nach den Verlusten der Vortage bestimmten Kursgewinne den Handel an den Agrarrohstoffbörsen rund um den Globus. Damit folgten Agrarrohstoffe der etwas freundlicheren Stimmung an den Finanzmärkten, obwohl neue fundamentale Daten eher auf eine entspanntere Versorgungssituation hinweisen.

Die Produktionszahlen für die russische Getreideernte wurden erneut nach oben korrigiert und in der Ukraine haben sich die Regierung und der Getreidehandel auf einen Kompromiß im Exportzoll-Streit geeinigt.

Gestern korrigierte der russische Ministerpräsident Wladimir Putin die Prognose für die russische Getreideernte auf 95 Mio.t nach oben - darunter 60 Mio.t Weizen -, nachdem bisherige Schätzungen von 90 Mio.t ausgegangen waren. Damit wird eine um fast 56 % höhere Getreideernte als im im Dürrejahr 2011 (61 Mio.t) erwartet. Bisher konnten nach offiziellen Angaben bereits 90 Mio.t Getreide geerntet werden. Auch in der Ukraine wurde eine hohe Ernte eingebracht und in Kasachstan geht man von einer Rekord-Getreideernte aus.

Osteuropa wird daher in den kommenden Monaten ein preisbestimmender Wettbewerber am Exportmarkt bleiben. Die Preisdominanz dürfte sogar noch größer werden, nachdem der ukrainische Agrarminister Nikolai Prysiazhnyuk gestern bekanntgegeben hat, daß ab Anfang 2012 die Exportzölle für Getreide abgeschafft werden. Seit Anfang Juli 2011 liegt der ukrainische Exportzoll für Weizen bei 9 % (jedoch nicht weniger als 17 Euro/t), für Mais bei 12 % (jedoch nicht weniger als 20 Euro/t) und für Gerste bei 14 % (jedoch nicht weniger als 23 Euro/t).

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen stand der Front-Termin bei Weizen mit +3,00 Euro/t, bei Mais mit +2,75 Euro/t, bei Braugerste mit +2,00 Euro/t und bei Rapssaat mit +4,50 Euro/t im Plus. Auch an den US-amerikanischen Börsen verbuchte nicht nur Getreide Gewinne, auch der Soja-Komplex notierte höher.

 

 

Ausblick
Bis heute Mittag stehen vor allem die Notenbanken in Europa mit ihren Entscheidungen und den anschließenden Pressekonferenzen im Fokus. Die Abschwächung des Wachstums, die Inflationsentwicklung und die Kapitalausstattung der Banken entfachen in der Finanzbranche die Hoffnung, daß sich die EZB einmal mehr stützend einschalten wird.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß die Getreide ihr Kursniveau weitgehend behaupten können - auch eine weitere Kurserholung halte ich für möglich. Für Ölsaaten rechne ich jedoch nur mit einem Seitwärtstrend. Der Euro dürfte sich stabil tendieren. Am Ölmarkt erwarte ich ein leicht höheres Kursniveau.

 
 
 


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