Börse: Nichts für schwache Nerven

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.09.2011


Die Märkte sind derzeit nichts für schwache Nerven. Gestern ging es an den Börsen wieder nach oben - auch bei Agrarrohstoffen. Die Verluste der Vorwoche konnten jedoch noch nicht ausgebügelt werden.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro profitierte gestern von der Hoffnung, daß der Euro-Rettungsschirms EFSF doch größer als bisher geplant ausgestaltet werden könnte (siehe Bericht vom 27.09.2011).

Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3579 US-Dollar höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel verflüchtigt sich die EFSF-Euphorie etwas und der Euro-Kurs gibt leicht nach..

 

Energie
Nach den gestern veröffentlichten Zahlen des privaten Branchenverbandes der Öl- und Gasindustrie "API" sind die Lagervorräte in den USA in der letzten Woche um 568.000 Barrel angestiegen und damit weniger als von vielen Analysten erwartet. Die Rohölpreise erhielten durch die neuen US-Bestandszahlen Auftrieb. Am heutigen Mittwoch werden die wöchentlichen offiziellen Zahlen des US-amerikanischen Energieministeriums erwartet.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde mit 84,45 Dollar höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit wurde mit 107,14 Dollar ebenfalls zu höheren Preisen gehandelt. Heute im frühen Handel gibt der Ölpreis wieder nach.

 

Agrarrohstoffe
Auch gestern bestimmte der Finanzmarkt die Preisrichtung an den Agrarrohstoff-Börsen. Unterstützt durch die seit langem bekannten stabilen fundamentalen Daten setzten die Kurse bei Getreide und Ölsaaten ihren Erholungstrend fort.

Doch trotz eines lebhaften Handels konnten gestern die Vorwochenverluste noch nicht ausgebügelt werden. Seit Anfang September haben an der Börse in Paris die Notierungen des Front-Termins nachgegeben: Weizen -6,8 %, Rapssaat -0,6 %, Mais -6,7 %, Braugerste -7,9 %.

Angesichts des durch Schuldenkrise(n), Konjunkturängste und Kapitalumschichtungen ausgelösten Kursrückganges ist der bescheidene Erholungstrend bei Agrarrohstoffen auch nur ein bescheidener Trost.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen stand der Front-Termin bei Weizen mit +2,25 Euro/t, bei Mais mit +1,5 Euro/t, bei Braugerste mit +8,00 Euro/t und bei Rapssaat mit +5,00 Euro/t im Plus. an den US-amerikanischen Börsen verbuchte nicht nur Getreide Gewinne, auch der Soja-Komplex notierte höher.

Wachsende Bedeutung gewinnen die Ernteaussichten auf der Südhalbkugel und die Anbaubedingungen zu nächsten Ernte auf der Nordhalbkugel.
Im Norden Deutschland konnte aufgrund der feuchten Witterung auf Problemstandorten die Ernte noch immer nicht angeschlossen werden. Auch die Aussaat bleibt im Norden und Nordosten hinter dem Stand in Normaljahren weit zurück.
In den USA konnten bisher rund 15 % der Maisbestände und 5 % der Sojabestände geerntet werden. Die Erträge fallen regional offenbar sehr unterschiedlich aus. Die Winterweizen-Aussaat entwickelt sich in den USA schleppend: Bisher konnten nur 26 % der Flächen bestellt werden im Vergleich zu 35 % im 5-jährigen Durchschnitt.

 

Ausblick
An den Börsen dürften heute die Schuldenkrise in der Euro-Zone und die sich abzeichnenden globalen Konjunkturprobleme die Geschäfte bestimmen. Vor der Abstimmung zum EFSF-Rettungsfonds am Donnerstag im deutschen Bundestag steigt die Spannung zumal eine Koalitionsmehrheit noch nicht als gesichert gilt. Die Stimmung an den Börsen bleibt nervös.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß die Agrarrohstoffen etwas schwächer gehandelt werden bzw. ihr Kursniveau behaupten können. Getreide und Ölsaaten dürften trotz stabiler fundamentaler Daten unter der nervösen Stimmung leiden. Der Euro dürfte erneut leicht unter Druck geraten. Am Ölmarkt erwarte ich eine Seitwärtsbewegung auf etwas schwächerem Niveau.

 
 
 


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