Börse am Vortag: Euphorie flacht ab

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 30.07.2010


Noch sorgen die Erntekatastrophen-Meldungen, die nach unten korrigierte Prognose des Internationalen Getreiderates und die von der Ukraine geplanten Exportrestriktionen für eine freundliche Stimmung. Doch die preistreibende Euphorie an den Märkten macht zunehmend der Realität der fundamentalen Daten Platz.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro baut seine neue Stärke weiter aus. Der Kurs der europäische Gemeinschaftswährung pendelte im Vergleich zum US-Dollar oberhalb der Marke von 1,30 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit zwölf Wochen.
Gestern wurde der Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3069 US-Dollar festgesetzt. Nachdem der Euro am Donnerstag kurzzeitig sogar über die Marke von 1,31 Dollar gestiegen war, wird der Euro am heutigen Vormittag knapp unterhalb dieser Marke gehandelt.

 

Energie
Nachdem die Preise für Rohöl an den internationalen Märkten gestern bis zum späten Mittag weitgehnd seitwärts tendierten,

Erneut belasteten die hohen Zahlen über die Lagerbestände in den USA den Markt. Das US-amerikanische Energieministerium hatte am Mittwoch mit der Veröffentlichung der erneut angestiegenen US-Lagerbestandszahlen bei Rohöl und Destillaten und einer geringeren Raffinerieauslastung die Kurse auf Talfahrt geschickt. Gestern nachmittag ließen dann die Angst vor einer schweren Hurrikan-Saison und eine private Studie, die schon für 2013 einen dramatischen Engpaß bei der Ölversorgung prognostiziert, die Preise wieder steigen.

Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September gestern mit 78,36 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 77,59 Dollar festgesetzt. Am heutigen Vormittag wird Öl an den Terminbörsen schwächer gehandelt.

 

Agrarrohstoffe
Nicht nur die weiterhin anhaltende Dürre in Rußland und anderen osteuropäischen Ländern, sondern auch die Meldung, daß die Ukraine Restriktionen bei den Weizenexporten plant, sorgten an den transatlantischen Terminbörsen für einen weiteren leichten Preisauftrieb. In der EU sorgt ein weiterhin flotter Getreideexport für gute Stimmung und feste Preise.

Nachdem Weizen an den europäischen Warenterminbörsen am Donnerstag zunächst im PLus stand, verflog die Euphorie im Laufe des Tages, so daß die Kursfestsetzung letztendlich unter dem Vortagswert lag. Paris-Weizen notierte den August-Termin mit 178,75 Euro/t um -1,50 Euro niedriger als am Vortag. Spätere Termine verbuchten ebenfalls Verluste.
Dagegen erzielte Weizen an den US-amerikanischen Warenterminmärkten gestern weitere leichte Kursgewinne.

In seiner gestern veröffentlichten Prognose geht der Internationale Getreiderat von einem Rückgang der globalen Mais-Lagerbestände aus. an den Terminbörsen nahm man diese Nachricht erfreut zur Kenntnis, so daß nicht nur US-Mais höher notierte, sondern auch Paris-Mais mit 183,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag mit +3,25 Euro im Plus stand. Der November-Termin schloß allerdings +0,75 Euro/t höher als am Vortag.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl erzielten an den transatlantischen Börsen wieder Kursgewinne. Flotte US-Exporte und die stetige internationale Nachfrage nach US-Herkünften sorgten für gute Stimmung.

Nachdem Rapssaat äußerst schwach in den Tag gestartet war, Brachte die Trendwende am Rohölmarkt auch für den Rapssaatenmarkt neue Impulse. Paris-Raps verbuchte im Kielwasser eines erneuten Rohölpreisanstiegs kräftige Kursgewinne. Am letzten Handelstag des August-Termins sorgten die umfangreichen Glattstellungen für einen Kursanstieg um +8,00 Euro auf 363,00 Euro/t zum Vortag. Spätere Termine legten zwischen +2,50 und +3,75 Euro zu.

Paris-Braugerste wurde für die November-Fälligkeit mit 195,00 Euro/t um +1,50 Euro/t höher als am Vortag notiert.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag dürfte der Handel nach meiner persönlichen Einschätzung zwar insgesamt freundliche gestimmt bleiben, dennoch erwarte ich einen leichten Kursrückgang. Der letzte Handelstag in diesem Monat dürfte zu Gewinnmitnahmen verlocken und hinsichtlich der Nachrichtenlage sind heute weder neue Ernte-Hiobsbotschaften, noch andere preistreibende Impulse zu erwarten.

Neben den in den letzten Tagen bereits beschriebenen real existierenden Baisse-Faktoren (unter anderem aktuelle Lagerbestände, zu erwartende globale Anbauausdehnung zur Ernte 2011, zu erwartende Steigerung der Anbauintensität zur Ernte 2011) scheint sich auch hinsichtlich der Euphorie an den Terminbörsen eine gewisse Erschöpfung breit zu machen.

Angesicht der trüben US-Konjunkturaussichten dürfte sich der Euro-Kurs weiter erholen. An den Rohölmärkten dürften sich die Kurse nach meiner Einschätzung weitgehend unverändert auf dem derzeitigen Niveau halten. Nicht nur die hohen Lagerbestände in den USA und die schwächeren US-Wirtschaftserwartungen, sondern auch die seit Wochen mäßigen Renditeaussichten dämpfen das Interesse am Handel.

 
 
 


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