Noch immer warten die Weizenverkäufer auf belebende Marktimpulse. Doch die bleiben bisher aus. Auch die gestrige US-Ernteschätzung brachte wenig Neues. Lediglich witterungsbedingte Logistikprobleme ermöglichen vereinzelt Preisaufschläge.
Marktlage
Wie erwartet brachte die Februar-Ernteschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums, die gestern veröffentlicht wurde, wenig Neues. Die globale Weizen-Ernte 2009/10 wird jetzt mit 677 Mio.t um rund 1 Mio.t höher eingeschätzt als im Vormonat. Die US-Analysten bestätigen damit, daß die zweitgrößte Ernte aller Zeiten eingebracht wurde.
Da diese Bestätigung kaum noch Neuigkeitswert besitzt, zeigte sich der Markt von den neuen Zahlen weitgehend unbeeindruckt. Nach Bekanntgabe der neuen Zahlen mußten die Kurse am amerikanischen Markt, zum Beispiel an der Warenterminbörse KCBT, leichte Verluste in Kauf nehmen, da sich die Marktteilnehmer in ihrer Markteinschätzung bestätigt sahen.
Die Notierungen an dem europäischen Warenterminmarkt MATIF, Paris reagieren je nach Fälligkeit mit Kursrückgängen von 0,50 bis 0,75 Cent/t, zumal die komfortable Versorgungslage in der EU auch von amerikanischer Seite bestätigt worden war.
Beachtung sollte finden, daß der Abstand zwischen Terminmarktkurs und Kassamarktpreis wieder deutlich enger wird. Dazu weiteres unter dem Punkt Prognose.
Fakten
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EU: Export bleit Schlüsselfaktor
In der EU steht einer Weizenernte von 138 Mio.t ein Verbrauch von rund 127 Mio.t gegenüber. Als Überschußregion ist die EU auf erhebliche Exporte in Drittländer angewiesen. Trotz des Wettbewerbs mit Angeboten aus der Schwarzmeerregion und den USA läuft der Export derzeit allerdings recht flott und entlastet den Markt.
Dennoch bleibt die Stimmung am europäischen Weizenmarkt gedämpft. Frost, Eis und Schnee führen zwar seit Wochen zu Logistikproblemen, doch noch immer entwickeln sich die Kassamarktpreise in dem bekannten Preiskorridor. Preisaufschläge, die Im Einzelfall sogar recht deutlich ausfallen können, lassen sich nur dort erzeilen, wo die Rohstoffdeckung der Verarbeiter allmählich knapp wird.
Fehlende Markt-Impulse
Prognose
Die Hoffnung vieler Landwirte auf steigende Preise erfüllt sich bisher nicht. Da der Vermarktungszeitraum für die 2009er Ernte allmählich kleiner wird, steigt zwar die Verkaufsbereitschaft. Geschäftsabschlüsse kommen jedoch nicht immer zustande, da die Preisvorstellungen von Verkäufern und Käufern oftmals noch weit auseinander liegen.
Fehlende Marktimpulse bringen derzeit die Baisse-Faktoren in den Vordergrund. Nachdem der US-Dollar seit Anfang der Woche wieder leicht an Stärke einbüßte, haben sich die Agrarrohstoffpreise - und damit auch die Weizenpreise - auf dem internationalen, europäischen und deutschen Pakett wieder stabilisiert.
Nach meiner persönliche Einschätzung haben die Weizenpreise hierzulande vorerst ihren vorläufigen Höchststand erreicht. Der enger werdende Abstand zwischen den Kassamarktpreisen und den Terminkursen (siehe Grafik) sind ein deutlicher Hinweis darauf. Die hohen Lagerbestände und die komfortable Marktversorgung bieten den Preisen kaum Spielraum nach oben.
Hausse-Tendenzen könnte es lediglich geben, wenn sich die Ernteaussichten für die kommende Ernte 2010 deutlich verschlechtern sollten und wenn die Agrarrohstoffkurse an den Warenterminbörsen aus diesem oder einem anderen Grund kräftig anziehen würden.