Nach dem Preistief am Freitag ziehen die Kurse wieder
an. Trendwende oder kurzzeitige Kurskorrektur: - das
ist die Frage. Der am späten Nachmittag erwartete
US-Ölmarktbericht dürfte entscheidenen Einfluß
auf die weitere Preisentwicklung haben.
Marktlage
In der letzten Woche rutschten die Rohölkurse
bis zum Freitag auf den niedrigsten Stand seit Januar
2005. Der höchste Wochenverlust seit fast 18 Jahren
ließ die Settlement-Kurse für das amerikanische
WTI-Rohöl auf 42,55 US-Dollar je Barrel
(159 Liter) und für Nordsee-Rohöl Brent
auf 39,74 Dollar absacken.
Seit Montag geht es an den Rohölmarkten
wieder leicht aufwärts. WTI-Rohöl mit Fälligkeit
im Januar stieg heute bis zum Mittag auf über
43 Dollar an, Brent-Nordsee-Rohöl lag wieder
bei rund 42,50 Dollar.
Einerseits dürfte es sich um
eine technische Korrektur nach dem Kursabsturz der
letzten Woche handeln. Andererseits zeichnet sich
inzwischenn bei mehreren anderen Rohstoffen ebenfalls
eine Bodenbildung ab. Hinzu kommt, daß die "Dollar-Ersatz-Währung"
Rohöl wieder an Attraktivität gewinnt, nachdem
der US-Dollar gegenüber dem Euro wieder Schwächetendenzen
signalisiert.
Fakten
-
OPEC:
Weitere Förderkürzung am 17.12.2008
erwartet
Anläßlich des OPEC-Treffens am 29.11.2008
sprach sich die Mehrheit der OPEC-Mitglieder für
eine Drosselung um bis zu 1,5 Millionen Barrel
täglich aus. Doch die endgültige Entscheidung
wurde auf das nächste Treffen am 17.12.2008
in Oran in Algerien vertagt.
In der kommenden Woche sind weitere Fürderkürzungen
und damit eine Angebotsverknappung zu erwarten.
Erwartet wird, daß die OPEC ein weitere
Kürzung der täglichen Fördermenge
in Höhe von mindestens 1 Millionen Barrel
pro Tag beschließen wird.
Hausse-Tendenz
-
USA:
Weltgrößter Ölverbraucher
Mit einem Anteil von knapp 40 % ist Rohöl
vor Kohle (27 %) und Erdgas (24 %) der
wichtigste Energielieferant weltweit. In Nordamerika
werden zurzeit 16 % des Erdöls weltweit
produziert. Doch die Öl-Produktionsrate geht
dort langsam zurück.
Die USA sind derzeit noch der drittgrößte
Erdölproduzent weltweit, zugleich jedoch
auch der größte Verbraucher. Die USA
benötigen beinahe dreimal mehr Öl als
sie selbst produzieren. Mit 936 Millionen
Barrel entsprach der US-Verbrauch im Jahr 2007
etwa 23,9 % der gesamten Weltproduktion - mit
abnehmender Tendenz.
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Rezessionsängste und steigende
Arbeitslosigkeit lassen in den USA die Nachfrage
sinken. Mit nur noch 14,6 Millionen Barrel
pro Tag verbrauchen die US-Raffinerien derzeit
rund 3,5 % weniger als vor 12 Monaten.
Die EIA, die Statistikabteilung des US-Energieministeriums,
prognostiziert für 2008 in den USA einen
Rückgang des Rohölbedarfs um 5,8 %.
Der rückläufige Verbrauch des weltweit
größten Verbrauchers wirkt sich verständlicherweise
preisdrückend auf den Rohölkurs aus,
erklärt jedoch nicht den eklatanten Kursrutsch
von 147 Dollar auf rund 40 Dollar. Am
Anfang war es das Platzen der Finanzblase, das
den Rohöl-Kurs auf Talfahrt schickte. Inzwischen
sind es die negativen internationalen Konjunkturaussichten,
das Abflauen des Welthandels und die Erwartung
eines globalen Verbrauchsrückganges, die
die Kurse weiter sinken lassen.
Die neuen wöchentlichen US-Ölbestandszahlen
werden heute gegen 17:00 bekannt.
Hausse-Tendenz
Prognose
Die Überzeugung, daß die Konjunktur
einbrechen wird, bestimmt seit Wochen die Geschäfte.
Rezessionsängste, der Nachfragerückgang
bei Rohöl und höhere Lagerbestäsnde
in den USA haben den Baisse-Trend an den Ölbörsen
gesteuert.
Verbraucher können
sich derzeit freuen: Diesel und Heizöl sind so
günstig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr.
Trendwende? Nach
meiner persönlichen Einschätzung könnte
sich jetzt allerdings eine leichte Trendwende ankündigen.
Einerseits ist es die Erwartung, daß die OPEC
die Förderquoten weiter kürzen wird, die
Wirkung zeigt. Die Kurse ziehen aktuell wieder an.
Andererseits belebt sich die globale
Nachfrage inzwischen aufgrund der niedrigeren Preise
wieder. So ist das derzeitige Preisniveau zum Beispiel
für die Raffinerien so attraktiv, daß freie
Tankerkapazitäten angemietet werden, um billig
zugekauftes Rohöl auf den Weltmeeren zu bunkern.
Die extrem niedrigen Preise für Schiffskapazitäten
und Seefrachtraten machen die Nutzung "schwimmender
Lagerkapazitäten" zusätzlich interessant.
Auch für die großen Ölkonzerne
ist die aktuelle Marktsituation ideal, da die Preise
für den Rohstoff Rohöl stärker fallen,
als für Verarbeitungsprodukte. Durch eigene Raffinerien
und Tankstellen realisieren die Konzerne derzeit Rekord-Renditen.
Nach meiner persönlichen
Einschätzung könnte es in den kommenden
Tage zu einer Preiskorrektur nach oben kommen. Ich
erwarte, daß die Ölpreise leicht ins Plus
drehen.
Ob eine echte Trendwende zu erwarten ist, hängt
allerdings auch von der Veröffentlichung der
neuen US-Zahlen am Spätnachmittag, der Entscheidung
der OPEC am 17.12.2008 sowie der allgemeinen Konjunkturerwartung
ab.