An den Rohölmärkten fahren die Kurse Achterbahn.
Im Spannungsfeld zwischen Konjunkturängsten und
staatlichen Stützungsmaßnahmen bleibt Rohöl
auf Zick-Zack-Kurs. Doch der Abwärtstrend ist
bisher ungebrochen. Der Preis für ein Fass Rohöl
hat sich in den vergangenen Monaten mehr als halbiert.
Marktlage
Noch im Juli erreichte der Rohölmarkt
mit knapp 150 US-Dollar je Barrel (159 Liter)
neue Rekordkurse. Seitdem ging es steil bergab. Der
Preis Rohöl aus den Fördergebieten der Organisation
Erdöl-exportierender Länder (OPEC) sank
am letzten Freitag auf 53,49 Dollar und damit
auf den tiefsten Stand seit Februar 2007.
Auslöser des jünsten Preissturzes
war die Bekanntgabe der neuesten Konjunkturdaten durch
den Internationalen Währungsfond (IWF). Nach
Einschätzung des IWF sind die Auswirkungen der
Finanzkrise größer als bisher erwartet.
Die Weltwirtschaft insgesamt wird nach Einschätzung
des IWF 2009 nur noch um 2,2 % wachsen, nicht
um 3 %, wie noch vor rund vier Wochen vorhergesagt.
Nach Bekanntgabe der neusten IWF-Prognosedaten
gerieten die Rohölmärkte verstärkt
unter Druck. Am Endkundenmarkt wird Diesel in Hessen
derzeit mit 1,02 bis 1,04 Euro/l ohne MwSt frei
Empfänger und Heizöl mit 0,56 bis 0,62 Euro/l
ohne MwSt frei Empfänger gehandelt.
Fakten
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Geplante
Förderkürzungen bleiben ohne Preiswirkung
Nur kurzzeitig sorgte die Ankündigung des
staatlichen, saudi-arabischen Ölkonzerns
Aramco, ab Dezember seine Lieferungen nach Asien
um 5 % zu reduzieren, für Unruhe und
Preisanstiege an den Ölmärkten. Schon
seit Wochen versucht die OPEC, den Abwärtstrend
der Kurse zu brechen - bisher vergeblich.
Weiterhin bestimmen Rezessionsängste und
die Befürchtung einer weiter sinkenden Ölnachfrage
die Kursentwicklung. Das Abrutschen des Ölpreises
unter die 60-Dollar-Marke dokumentiert die schwachen
Erwartungen der Marktteilnehmer.
Baisse-Tendenz
-
IEA-Prognose
für 2030: 200 Dollar für Rohöl
Während die meisten Prognosen zum Rohölmarkt
von fallenden Rohölkursen ausgehen, wird
der Kurs nach Einschätzung der Internationalen
Energieagentur (IEA) in den kommenden Jahren wieder
auf über 100 Dollar steigen. Im Schnitt
rechnet die IEA für den Zeitraum von 2008
bis 2015 mit einem Preis von rund 100 Dollar.
Bis 2030 prognostiziert die IEA, daß der
Preis die 200 Dollar-Marke überschreitet.
Werde die Inflation herausgerechnet, entspreche
dies etwa 120 Dollar in heutigen Preisen.
Hausse-Tendenz-- jedoch
extrem langer Prognose-Zeitraum
Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung
ist bei Rohöl derzeit noch kein Trendwechsel
absehbar. Rezessionsängste und der Nachfragerückgang
bestimmen den Baisse-Trend an den Ölbörsen.
Die Überzeugung, daß die Konjunktur einbrechen
wird, bestimmt die Geschäfte - trotz der
weltweiten Konjunkturpakete, Verstaatlichungen und
Leitzinssenkungen.
Die nächsten wöchentlichen
Zahlen zu den Öl-Lagerbeständen in den USA
werden am 12.11.2008 bekannt gegeben. Derzeit erwarten
die Marktteilnehmer einen weiteren Bestandsaufbau
und damit weiteren Preisdruck.
Dennoch folgen die Diesel- und Heizölpreise
dem Kursrückgang am Weltmarkt immer noch nur
in Trippelschritten. Die Preise an der Zapfsäule
sinken sehr viel langsamer als die Kurse an den Weltmärkten.
Die Mineralölgesellschaften fahren bei den aktuellen
Preisen trotz Finanzkrise weiterhin satte Gewinne
ein. Und die Kunden müssen zahlen.
Da die Ölpreise ihre Talfahrt
am heutigen Tag fortsetzen, sind nach meiner persönlichen
Einschätzung allerdings weitere Preisrücknahmen
denkbar. Die weitere Marktentwicklung sollte derzeit
täglich (!) verfolgt werden.