Energie: Rohöl unter der 60-Dollar-Marke

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 11.11.2008


An den Rohölmärkten fahren die Kurse Achterbahn. Im Spannungsfeld zwischen Konjunkturängsten und staatlichen Stützungsmaßnahmen bleibt Rohöl auf Zick-Zack-Kurs. Doch der Abwärtstrend ist bisher ungebrochen. Der Preis für ein Fass Rohöl hat sich in den vergangenen Monaten mehr als halbiert.

Marktlage
Noch im Juli erreichte der Rohölmarkt mit knapp 150 US-Dollar je Barrel (159 Liter) neue Rekordkurse. Seitdem ging es steil bergab. Der Preis Rohöl aus den Fördergebieten der Organisation Erdöl-exportierender Länder (OPEC) sank am letzten Freitag auf 53,49 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Februar 2007.

Auslöser des jünsten Preissturzes war die Bekanntgabe der neuesten Konjunkturdaten durch den Internationalen Währungsfond (IWF). Nach Einschätzung des IWF sind die Auswirkungen der Finanzkrise größer als bisher erwartet. Die Weltwirtschaft insgesamt wird nach Einschätzung des IWF 2009 nur noch um 2,2 % wachsen, nicht um 3 %, wie noch vor rund vier Wochen vorhergesagt.

Nach Bekanntgabe der neusten IWF-Prognosedaten gerieten die Rohölmärkte verstärkt unter Druck. Am Endkundenmarkt wird Diesel in Hessen derzeit mit 1,02 bis 1,04 Euro/l ohne MwSt frei Empfänger und Heizöl mit 0,56 bis 0,62 Euro/l ohne MwSt frei Empfänger gehandelt.

 

Fakten

  • Geplante Förderkürzungen bleiben ohne Preiswirkung
    Nur kurzzeitig sorgte die Ankündigung des staatlichen, saudi-arabischen Ölkonzerns Aramco, ab Dezember seine Lieferungen nach Asien um 5 % zu reduzieren, für Unruhe und Preisanstiege an den Ölmärkten. Schon seit Wochen versucht die OPEC, den Abwärtstrend der Kurse zu brechen - bisher vergeblich. Weiterhin bestimmen Rezessionsängste und die Befürchtung einer weiter sinkenden Ölnachfrage die Kursentwicklung. Das Abrutschen des Ölpreises unter die 60-Dollar-Marke dokumentiert die schwachen Erwartungen der Marktteilnehmer.

    Baisse-Tendenz

 

  • IEA-Prognose für 2030: 200 Dollar für Rohöl
    Während die meisten Prognosen zum Rohölmarkt von fallenden Rohölkursen ausgehen, wird der Kurs nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) in den kommenden Jahren wieder auf über 100 Dollar steigen. Im Schnitt rechnet die IEA für den Zeitraum von 2008 bis 2015 mit einem Preis von rund 100 Dollar. Bis 2030 prognostiziert die IEA, daß der Preis die 200 Dollar-Marke überschreitet. Werde die Inflation herausgerechnet, entspreche dies etwa 120 Dollar in heutigen Preisen.

    Hausse-Tendenz-- jedoch extrem langer Prognose-Zeitraum

 

Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung ist bei Rohöl derzeit noch kein Trendwechsel absehbar. Rezessionsängste und der Nachfragerückgang bestimmen den Baisse-Trend an den Ölbörsen. Die Überzeugung, daß die Konjunktur einbrechen wird, bestimmt die Geschäfte - trotz der weltweiten Konjunkturpakete, Verstaatlichungen und Leitzinssenkungen.

Die nächsten wöchentlichen Zahlen zu den Öl-Lagerbeständen in den USA werden am 12.11.2008 bekannt gegeben. Derzeit erwarten die Marktteilnehmer einen weiteren Bestandsaufbau und damit weiteren Preisdruck.

Dennoch folgen die Diesel- und Heizölpreise dem Kursrückgang am Weltmarkt immer noch nur in Trippelschritten. Die Preise an der Zapfsäule sinken sehr viel langsamer als die Kurse an den Weltmärkten. Die Mineralölgesellschaften fahren bei den aktuellen Preisen trotz Finanzkrise weiterhin satte Gewinne ein. Und die Kunden müssen zahlen.

Da die Ölpreise ihre Talfahrt am heutigen Tag fortsetzen, sind nach meiner persönlichen Einschätzung allerdings weitere Preisrücknahmen denkbar. Die weitere Marktentwicklung sollte derzeit täglich (!) verfolgt werden.

 
 
 

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